Kein Kommentar: Geschichte und Vergangenheitsbewältigung
Von webmaster • Jan 10th, 2024 • Kategorie: GSP-RadioKein Kommentar: Geschichte und Vergangenheitsbewältigung
Vergangenheitsbewältigung!
Geschichte lebt!
Vor allem leben Hitler und das Dritte Reich, die sind einfach nicht totzukriegen. Es wäre längst an der Zeit, dass Hitler als prominentester politischer „Untoter“ wieder mal zum „Mann des Jahres“ gekürt würde! Der damalige ägyptische Präsident Nasser, der seinerzeitige vietnamesische Kommunistenchef Ho Chi Minh, die Herren Saddam Hussein und Milosevic, neuerdings natürlich Putin – lauter Wiedergänger des Führers; und das ist schon in Ordnung so. (Die Liste erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.)
Wer dem Westen im Weg ist, ist eben ein politischer Verbrecher, also ein „Hitler“ – zumindest in den Augen der publizierenden Speichellecker des Westens. Dass diese Figur darüber immer normaler wird, wenn der Führer an jeder Straßenecke auftaucht, wird unbilligend in Kauf genommen. Der neueste Hitler heißt übrigens Netanjahu, zumindest wenn es nach seinem türkischen Kollegen Erdogan geht.
„Geschichte“ fungiert als beliebig benutzbare Bedürfnisanstalt für die Legitimation ziemlich beliebiger gegenwärtiger Bedürfnisse; der „Griff ins Braune“ ist offenbar ein unübersehbarer Schlager auf dem Meinungsmarkt, wo politische Machthaber ebenso wie machtlose Statisten sich oder andere beliebige Figuren und Mächte ins Recht bzw. Unrecht setzen. Spätestens, sobald Krieg ist, eskaliert der genau gezielte Blick zurück – aber da wird im Grunde genommen nur das noch exzessiver betrieben, was sonst bei den diversen nationalen Feiertagen und Feierstunden der Nachfolgestaaten des Dritten Reichs ohnehin permanente gute Sitte ist.
Mir jedenfalls reicht es. Der Ausdruck „Griff ins Braune“ ist da durchaus doppeldeutig oder sogar eindeutig; denn was da geboten wird, ist in der Regel aus einem Repertoire gegriffen, das durch die jahrzehntelange Produktion von Scheiße aufgehäuft wurde. In dem Sinn hab’ ich die Schnauze voll. Es geht also in „Kein Kommentar“ in loser Reihenfolge und vorerst mal unsystematisch um aktuelle ebenso wie um ehrwürdige Episoden und Sternstunden der sog. „Vergangenheitsbewältigung“.
Lehren aus der Geschichte?
Geschichtsbewusstsein vs. „Vergangenheitsbewältigung“
Geschichtsbewusstsein ist Nationalbewusstsein
Schuldbewusstsein und Nationalbewusstsein
Eine spezielle Art der Ausschlachtung: So sind wir nicht!
Der erwünschte Befund „So sind wir nicht!“ ist einerseits geradezu lächerlich und kindlich – so sind wir nämlich wirklich nicht; und das bedarf keiner großen Reflexion und auch keiner Debatte und keiner Bewältigung. „So“ sind wir doch wirklich nicht, wir leben nicht im NS-Staat, führen keinen Zwei-Fronten-Weltkrieg und haben keinen inneren Feind des Volkes entdeckt, dessen Bekämpfung nach einer endgültige Lösung verlangt. Wo ist das Problem?
Das Problem besteht darin, dass nationalbewusste, geschichtsbewusste Patrioten sich mit der „eigenen“ – „verbrecherischen“ – Vergangenheit, an der sie praktisch eh’ nicht beteiligt waren, geradezu neurotisch identifizieren müssen – und das nicht wollen, und das heute glücklicherweise auch nicht mehr müssen, und sich doch nicht einfach aus der Geschichte verabschieden dürfen … Oder so ähnlich, irgendwie halt.
Diesem Verhau, dem daraus folgenden zweckmäßigen Umgang mit nationaler „Schuld“, widmet sich die „Vergangenheitsbewältigung“. Darum soll es also in einigen folgenden Beiträgen gehen – wie immer: Repliken auf cba.media „Kein Kommentar“ abgeben.
https://cba.media/646884