Kein Kommentar: Ein Kulturkampf für den Backlash
Von webmaster • Jun 19th, 2023 • Kategorie: GSP-RadioKein Kommentar: Ein Kulturkampf für den Backlash
Erstmals seit Jahrzehnten erlebe man europaweit einen gesellschaftlichen Backlash, angetrieben von Ländern wie Ungarn und Polen, bedauerte Shetty. (Abg. zum Nationalrat, NEOS)
Die folgenden Hinweise erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit (…)
Offenbar wissen Teile der Betroffenen wirklich nicht, worum es im Kulturkampf geht.
Mann, Frau, Familie aus Sicht der Rechten: Im Reich der totalen Unfreiheit
Wie immer, folgt das Negative, die Feindschaft – in dem Fall gegen Feminismus, LGBTQ etc. – aus dem Positiven, aus dem Wert „Familie“, den nicht nur die Rechten verehren. Es ist das Verdienst der FPÖ, den Standpunkt detailliert dargelegt zu haben (…)
Bei der Familie geht es aus freiheitlicher Sicht definitiv nicht darum, dass sich die Beteiligten ihr Zusammensein nach ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten einrichten. Da kann von „Freiheit“ keine Rede sein. Denn in der Familie ergänzen sich erstens die Natur, in dem Fall die biologische Möglichkeit in Sachen Fortpflanzung, mit zweitens der auf Liebe gegründeten Bereitschaft der Beteiligten, keineswegs „natürliche“, sondern staatlich definierte Pflichten füreinander zu übernehmen, und das alles fügt sich drittens zu beachtlichen Diensten an der funktionierenden Gesellschaft: Die freiheitliche Familie leistet die Aufzucht der Kinder – im Plural – und die Sorge um die Alten.
Da sieht die FPÖ das unpolitische Wirken der Natur in Kombination mit der persönlichen Zuneigung am Werk, vor und jenseits der doch beachtlichen Ansprüche, die das Familienrecht an Ehen und Lebensgemeinschaften stellt. Die Erfüllung von Aufgaben im Fortpflanzungsdienst, als Sozialisationsinstanz und als psychosoziale Betreuungseinrichtung soll die arteigene und genuin menschliche Entfaltung von Biologie und Liebe darstellen: Eine „natürliche Keimzelle“ für die „funktionierende Gesellschaft“.
Wie immer gilt: Wenn da tatsächlich die „Natur“ als bestimmende Instanz am Werk wäre, dann wäre ein Zuwiderhandeln unmöglich, und das Bemühen der Partei um die rechte Auffassung von der ordentlichen Familie überflüssig.
Kritik an Geschlechterrollen: Ein Angriff auf das Volk
Nachdem sich im Verhältnis der Geschlechter in den letzten Jahrzehnten einiges geändert hat, auch Homosexualität z.B. nicht mehr kriminalisiert wird oder im gesellschaftlichen Mainstream als behandlungsbedürftige Krankheit gilt, ist die Legende von der biologischen Determiniertheit so zu lesen: Hier besteht eine Partei kategorisch darauf, dass ihr grundsätzliches Bild von der Familie als eine Form von Staatsdienst weder diskussions- noch reform- noch kompromissfähig ist. Abweichungen vom Parteibild in Sachen Familie und Frau sind nicht anderen Bedürfnissen geschuldet, womöglich im Rahmen einer pluralistischen Gesellschaft, in der jeder nach seiner Fasson selig werden darf, wenigstens im Privatleben – sondern es sind denaturierte Abweichungen, sind Entartungen.
Denn gerade auf diesem Feld tobt der Kampf um die Existenz des Volkes, das durch die unbefriedigenden Wurfquoten der österreichischen Wurzel-Frau in Kombination mit Migration bedroht ist, was zusammengenommen aus der Sicht der Rechten in den „großen Austausch“ mündet. Wer die Determiniertheit der Frau in Frage stellt, leistet der Zerstörung der familiären „Keimzelle“ Vorschub, und greift damit die Zukunft der Nation an, also diese selbst.
Insofern bringt eine irrtümlicherweise als etwas schräg bis extremistisch verharmloste Position aus der FPÖ das Parteiverständnis haargenau auf den Punkt: Feministische Kritik am Frauenbild der Partei (FPÖ-Diktion: der „Gender-Wahnsinn“) ist gleich Zerstörung der Familie ist gleich Zerstörung der Nation, also quasi eine Kriegshandlung (…)
Hier soll die doppelte Bedeutung von „deutsch“ ausgeschlachtet werden. Wer einerseits deutsch denkt, bedient sich der deutschen Sprache als Mittel seiner Urteile; damit steht nicht fest, zu welchen kritischen oder affirmativen Urteilen über Deutschland oder Österreich er gelangt. Wer andererseits deutsch denkt und womöglich „fühlt und träumt“, betrachtet die Welt von einem deutschen nationalen Standpunkt aus, er kennt deutsche Interessen und Rechte, und beurteilt den Rest der Welt nach deren Geltung.
Nach Meinung der FPÖ fällt beides zusammen – eine Sprache zu beherrschen bedeutet, als Teil einer nationalen Gemeinschaft zugeordnet zu sein und zwangsläufig einen nationalen Standpunkt einzunehmen: Das ist die – „Muttersprache“.
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