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Kein Kommentar: Ukraine aktuell: Eskalieren, um Durchzuhalten?!

Von • Mrz 23rd, 2023 • Kategorie: GSP-Radio

Kein Kommentar: Ukraine aktuell: Eskalieren, um Durchzuhalten?!

Die Ruhe vor dem Sturm – oder eher: Eskalieren, um durchzuhalten?!

Der aktuelle Stand des Krieges in der Ukraine ist der Stellungskrieg, der nicht wenige Beobachter an einschlägige Szenarien aus dem Ersten Weltkrieg erinnert, speziell mit dem Andenken an den damaligen ungeheuren Verschleiß von Kriegs- und Menschenmaterial – ohne dass sich derzeit für eine der beteiligten Seiten auf Basis dieser Lage demnächst bedeutende Geländegewinne, militärische Erfolge oder eine Wende abzeichnen würden.

Das ist einerseits sehr erfreulich für die westlichen Sponsoren und Lieferanten der Ukraine, gerade wegen des gewaltigen russischen Verschleißes an Mensch und Material, den so ein Stellungskrieg erfordert, also wegen der Dezimierung der russischen konventionellen Streitkräfte. Andererseits wird diese Abnützung des Feindes durch die Abnützung der ukrainischen Streitkräfte erzielt, da stellt sich also die Frage nach den ukrainischen Reserven an Mensch und Material, und die sind weder durch den im Westen schön langsam langweiligen Personenkult um den ukrainischen Präsidenten, noch durch die ebenso im Westen gehypte ukrainische Kampfmoral aufzufüllen.

Kommt dazu die russische Angriffswelle auf die Infrastruktur der Ukraine seit den letzten Monaten des Jahres 2022, die das Land und seine Ökonomie als Hinterland einer Front im Stellungskrieg zunehmend unbrauchbar macht, und für die verbliebenen Bewohner zunehmend unbewohnbar. Die Wirkungen auf die Moral der leidenden Bevölkerung werden zwar im Westen nicht hochgespielt, sind natürlich gegeben. Der ORF-Korrespondent hat die vom Westen für die Kriegsfähigkeit der Ukraine erbrachten Leistungen sinngemäß mit „zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig“ umschrieben – also zum Durchhalten gerade noch ausreichend, was wie erwähnt einerseits erfreulich ist, inzwischen aber sehr die Frage aufwirft, wieweit der ukrainische Stellvertreter seinen Verschließ überhaupt noch durchhält, und was er zum weiteren Durchhalten braucht.

Die Kriegsparteien sind also gefordert, Entscheidungen stehen an

– Die Ukraine

– Der Westen

– Der Faktor Material

– Kommt dazu der Faktor Mensch

– Über all dem: Die Politik

Vor allem in den USA gibt es, wie sich das in einer Demokratie gehört, oppositionelle Bedenken gegen die eigene Regierung, und darüber deuten sich dann mögliche Konsequenzen in Richtung Ukraine an. Denn die ständige Beteuerung der Biden-Regierung, es ginge um die höheren Werte, die evoziert unter Nationalisten zwangsläufig die Frage nach den nationalen Interessen, die womöglich durch zu viel selbstlosen amerikanischen Einsatz auf der Strecke bleiben könnten. Amerika führt bekanntlich seine Kriege zur Begünstigung fremder Völker – wie etwa damals im Irak, dieser Krieg begeht bekanntlich gerade seinen zwanzigsten Jahrestag. Die Völker im Nahen Osten kriegen sich kaum ein vor Begeisterung über die US-Hilfskriege, während in den USA das durchwachsene Kriegsergebnis auch als Folge von zu viel amerikanischer Nächstenliebe für Länder diskutiert wird, die das womöglich nicht verdienen.
Komplementär zum Werte-Gedöns erwächst also zumindest in Donald Trump der Verdacht, Amerika laufe Gefahr, von europäischen zahlungsunwilligen Verbündeten und von der notorisch korrupten Ukraine ausgenutzt und in einen Krieg verwickelt zu werden, der sich womöglich für Amerika gar nicht lohnt, weil die wahren Prioritäten – Mauer nach Mexico, China! – woanders liegen. Und teuer ist das alles auch! So gibt es unter den Republikanern Bedenken über zu viel Engagement bis zur Ablehnung weiterer Unterstützung.

Demgegenüber legt Biden viel Wert auf die Klarstellung, dass Amerika hier einen Krieg führen lässt, indem sie ihn „from behind“ lenkt, wie das im Jargon heißt. Das bringt Differenzen mit sich, die ab und an gezielt an die Öffentlichkeit gespielt werden, um alle Beteiligten daheim und außerhalb daran zu erinnern, wer der Chef im Ring ist.

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    vom 5.4.23

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