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Suitbert Cechura: Ein Aufruf der Prominenz – ein Denkanstoß, der keinen Anstoß erregen will

Von • Jul 15th, 2022 • Kategorie: Allgemein

Suitbert Cechura: Ein Aufruf der Prominenz – ein Denkanstoß, der keinen Anstoß erregen will

 

Anmerkungen zum Aufruf „Krieg in der Ukraine: Waffenstillstand jetzt“ von Wissenschaftlern und Intellektuellen.

 

Wenn eine ganze Reihe von Professoren und bekannten Persönlichkeiten sich herausgefordert fühlt, einen Appell an die Bundesregierung zu verfassen, könnte man meinen, dass sie mit einer Kritik an deren Politik hervortreten wollen. Nicht jedoch die Autoren und Autorinnen des neuen Appells. Sie bemühen sich vielmehr durchgehend darum, alle Rechtstitel, die die Regierung für ihren Wirtschaftskrieg gegen Russland und für die militärische wie finanzielle Unterstützung der ukrainischen Kriegspartei in die Welt gesetzt hat, zu reproduzieren und zu unterschreiben:

„Die Ukraine hat sich unter anderem dank massiver Wirtschaftssanktionen und militärischer Unterstützungsleistungen aus Europa und der USA bislang gegen den brutalen Angriffskrieg verteidigen zu können… Der Westen muss sich Russlands Aggression in der Ukraine und weiteren revanchistischen Ansprüchen geeint entgegenstellen.“ (Der Aufruf in der Zeit, 29.6.22, daraus die weiteren Zitate)

Was als Erstes auffällt: Die intellektuellen Autoren, denen das Schönschreiben und -reden eigener Motive aus ihrer Tagesarbeit sicher bekannt ist, wollen beim Handeln der deutschen Regierung keinen Unterschied mehr kennen zwischen der moralischen Rechtfertigung eines Krieges und den handfesten Gründen, deretwegen Staaten zur blutigen Tat schreiten. (Zu diesem Unterschied findet sich auch nähere Aufklärung im Gegenstandpunkt 2/22)

 

Was wollen sie dann? Dazu hier einige kritische Anmerkungen.

 

Wohlfeiler Rat an die Befugten

 

In Sorge um „unsere“ Weltordnung

 

Eine Strategie – die allen hilft

 

Die Antwort an die Unbefugten

 

Solche harschen Töne waren von deutscher Seite nicht zu vernehmen.

Deutsche Medien berichteten über den Appell aus der deutschen Intelligenz als Beispiel eines hiesigen Problembewusstseins. An dieser Stelle sah man sich einmal der Neutralität verpflichtet und ließ – im Rahmen der sonst geltenden allgemeinen Parteinahme für Selenskijs Regime – die Gegenseite zu Wort kommen. Was natürlich keine Zustimmung bedeutete. Gott bewahre!

Der Stern überließ z.B. einem Professor der Bundeswehrhochschule München die kategorische Zurückweisung: „Eine Forderung nach einem Waffenstillstand ist wohlfeil.“ (Prof. Carlo Masala)

Überzeugt hat den Experten der Appell nicht. Der Mann musste gar nicht groß dagegen wettern; er ist sich einfach sicher, dass die wohlmeinenden Absichten des Westens so nicht zu erreichen sind. Solche Dinge überlässt man besser den befugten Politikern.

Die Tagesschau vom 30. Juni brauchte sich da auch nicht groß anzustrengen. Sie berichtete von dem Appell und verwies gleich darauf, dass es auch Prominente gibt, die mehr Waffen fordern. So geht halt unser Geistesleben!

Bei einer so verantwortungsvollen Berichterstattung konnte die Politik ganz auf eine Stellungnahme verzichten und die noch so brav vorgetragenen Ratschläge schlicht ignorieren. Unbefugte haben eben nichts zu sagen. Meinen dürfen sie natürlich – das ist ja das Schöne in unserem Land!

 

https://overton-magazin.de/krass-konkret/ein-aufruf-der-prominenz-ein-denkanstoss-der-keinen-anstoss-erregen-will/

One Response »

  1. Aus: Ausgabe vom 03.08.2022
    Akzeptiertes Elend
    Ideologen der »Wohlstandsgesellschaft« kritisieren den Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands
    Von Suitbert Cechura

    https://www.jungewelt.de/artikel/431801.soziale-ungleichheit-akzeptiertes-elend.html