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Kein Kommentar: Campino nimmt sich ein Herz und zieht (fast) in den Krieg gegen Hitler

Von • Jun 29th, 2022 • Kategorie: GSP-Radio

 

Kein Kommentar: Campino nimmt sich ein Herz und zieht (fast) in den Krieg gegen Hitler

 

Habe vor, mich weiter etwas unsystematisch und fragmentarisch durch die aktuelle geistige Lage zu plaudern. Ein Beispiel ist ein Interview im „Standard“ mit dem Sänger der Band „Die Toten Hosen“, einem Herrn Campino. Der Künstler fasst darin Erkenntnisse über den Zweiten Weltkrieg und die Lehren aus der Geschichte kompakt zusammen:

„Ich habe Verständnis für das Zögern, aber manchmal muss man sich ein Herz nehmen. Wenn Großbritannien damals Deutschland nicht erklärt hätte „Sobald ihr Polen überfallt, ist für uns die rote Linie überschritten und wir werden uns einschalten“, wo wäre Hitler am Ende gelandet? Wo wären wir heute? Wenn die Amerikaner nicht mit vielen Waffen gekommen wären. Man konnte doch Hitler nicht die Welt überlassen. Genauso wenig kann Europa heute zusehen, wie Putin seine perfiden Machtgelüste auslebt und hoffen, dass die Amerikaner auch dieses Mal zur Stelle sind und das für uns regeln.“ (Campino, Tote Hosen, im Standard 26.05.2022)

Da hätten wir also mal den Vergleich Hitler – Putin, wobei ich gleich mit der Tür ins Haus fallen möchte: Der Vergleich ist völlig korrekt; denn auch seinerzeit, während des Vietnam-Krieges, wurde Ho Chi Minh als Hitler gehandelt; später – anlässlich des NATO-Krieges gegen Serbien – war dann der serbische Präsident Milosevic für publizistische Arschkriecher der NATO der aktuelle Hitler; und während eines der Irak-Kriege lief auch Saddam Hussein unter dieser Bezeichnung. Wer den USA bzw. „dem Westen“ im Weg ist, ist nämlich ein politischer Verbrecher, also Hitler. Die genannten Typen verstoßen gegen das Monopol auf Frieden durch Krieg, das auch Campino beim Westen in den befugten Händen sieht. So weit, so schlicht.

Das sonst so gängige Dogma von der „Einzigartigkeit“, von der „Singularität“ und „Unvergleichbarkeit“ des nationalsozialistischen Regimes, das wird notgedrungen regelmäßig außer Kraft gesetzt – den gar so einzigartigen Charakter einer unbedingten Ausnahme scheint die Unbotmäßigkeit gegenüber westlichen Ansprüchen und Diktaten also doch nicht zu haben. (…)

Noch ein Wort zum Feindbild von Tote-Hosen-Campino: Die Redeweise von der „Einzigartigkeit“, von der „Singularität“ des Nationalsozialismus ist noch einige Bemerkungen wert. Dazu in Bälde.

 

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