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Fundsachen: Die Kopfgeburten des Herrn Alain de Benoist

Von • Feb 5th, 2019 • Kategorie: Allgemein

Die Kopfgeburten des Herrn Alain de Benoist Anmerkungen zum Versuch einer Aneignung der Wertkritik von Rechts

 

von Norbert Trenkle (Februar 2019)

 

In dem Büchlein „Marx von Rechts“ (2018) sind zwei Aufsätze von Alain de Benoist veröffentlicht worden, in denen dieser sich direkt („Wertkritik“) und indirekt („Karl Marx und der Warenfetischismus“) auf wertkritische Positionen bezieht. Darin versucht er, diese für den rechten Diskurs fruchtbar zu machen.

Benoist äußert diese Absicht in den Aufsätzen zwar nicht direkt, jedoch ergibt sie sich erstens aus dem Kontext und zweitens aus den anderen Texten im besagten Buch, in denen deutlich wird, wie und auch welche Weise hier eine Verbindung herstellt werden soll. (…)

 

Interessanter als die Frage nach den Absichten dieser rechten Vordenker, ist allerdings, auf welche Weise sie sich in der Wertkritik bzw. der Marxschen Theorie bedienen, um sie für sich nutzbar zu machen. Welche Uminterpretationen und Auslassungen nehmen sie vor?

Aber auch: An welchen Argumentationen der wertkritischen Theoriebildung können sie anknüpfen, um diese in ihren Sinne auszulegen? Schauen wir uns dazu die Argumentation von Benoist etwas genauer an.

 

 

http://www.krisis.org/2019/die-kopfgeburten-des-herrn-de-benoist/

7 Responses »

  1. Die Trenkle-Ergüsse*) zur rechten ‚Kaperung‘ der Kritik der pol. Ökonomie
    haben absolut nichts zu schaffen mit einer argumentativen Zurück-
    weisung der rechtsnationalen Verhunzung Marxscher Kapitalismus-Kritik,
    sondern folgt dem zirkulären Muster, inwieweit diese der links-
    philosophischen Verbiegung derselben Stand hält.

    Deswegen hier ein paar Anmerkungen zur Dumm-Dreistigkeit eines
    „Marx von rechts“:

    Benedikt Kaiser, Alain de Benoist, Diego Fusaro.: Marx von rechts, 2018

    Die Zweiteilung in einen Theoretiker des Klassenkampfes und des „Innersten
    (des Kapitalismus)“ ist schon haarsträubend: als ob die Kritik der Ausbeutung
    und deren Formen im Kapitalismus nicht die Konsequenz des Klassenkampfes
    der Untergebutterten der bürgerlichen Gesellschaft in sich trägt. Der Quatsch eines
    „exoterischen“ Marx einerseits und eines ausgerechnet an den ökonomischen
    Hauptwerken festgemachten ‚Esoterikers‘ (man beachte den Nonsens, eine
    polit-ökonomische Agitationsschrift, wenn auch lehrbuchmäßig daherkommend,
    in die Nähe einer Geheimlehre zu verfrachten!) will betont eigensinnig was in
    den wissenschaftlichen Auskünften über Ware, Geld und Kapital hineinlesen,
    was die garantiert nicht hergeben.

    Das fängt schon damit an, wie die mit Ware-Geld-Verhältnisse in die Welt
    kommenden sehr gegensätzlichen Benutzungsverhältnisse zwischen
    Kapitalbesitzern und eigentumslos gemachten Massen in sozialpsychologische
    Beziehungsgeflechte verwandelt daherkommen: danach soll das eigentlich
    Kritikabele sein, dass es so „verdinglicht“, „oberflächlich“ zuginge, also irgendwie
    der Zwischenmenschlichkeit Zuwiderlaufendes entdeckt wird und damit die
    harte Gehalt des kapitalistischen Wirtschaftens mit Waren und Geld um die Ecke
    gebracht wird.

    Von der Verpsychologisierung des Warenfetisch und der Zuschreibung
    „egoistischer Berechnung“ auf d e n Menschen, den es im Kapitalismus so
    gar nicht gibt, kommt ein unvermittelter Übergang zu Phänomenen der
    ursprünglichen Akkumulation und der „Logik des Kapitals“, wo nichts als
    Versponnenes dran festgemacht werden kann (S. 73): Marx habe der Barbarei des
    Bürgertums, der Enteignung von Bauern und Handwerkern, eine „revolutionäre
    Rolle“ zugewiesen; bei einem vom Interesse des Kapitalisten abgetrennten
    Zwang „zur Anhäufung von immer mehr Geld“ geht es nicht einfach um
    die Verwertung ihres Kapitals, sondern gleich auch noch um die Zerstörung
    ganzer „Völker, Kulturen, Traditionen“. Damit erhält der Kapitalismus mit seiner
    so ausgemalten brutalen Ausbreitung über den „ganzen Planeten“ das dicke
    Lob der „revolutionärsten Bewegung“ – endgültig Marx verfälschend als dessen
    „rechte Ansicht“ abgelauscht.

    Alain de Benoist; “Marx von rechts”: Warenfetischismus und Wertkritik:

    B. gefällt sich darin, jeden polit-ökonomischen Inhalt des Kapitalverhältnisses
    zu erschlagen und entlang irgendwelcher kapitalistischen Phänomene ein
    Menschenbild aufzuziehen: Bourgeoisie steht nicht für die Klasse der Verfüger
    über alle gesellschaftlichen Produktionsmittel und begründet damit ein
    ökonomisches Erpressungsverhältnis zu der Masse der Enteigneten, sondern für
    „wurzelloser“, allein an Mehrung des Wohlstands interessierter Mensch. Das
    Credo der jeder Formbestimmung, Gegensätzlichkeit entkleidete
    kapitalistische Reichtumsmehrung will hinaus auf die regelrecht anti-polit-
    ökonomische Vorstellung des Bildnis von einem Mensch, der „zuallererst ein
    Bedürfnis nach Gemeinschaft“ habe, also jedes Materialismus entsagende
    Figur – und dies auch noch als Marx‘ Einfall herbeigelogen wird.
    Warenaustausch ist danach nicht eine Angelegenheit, wo es auf das Gegenteil
    des Bedarfsbezogenen, auf geldliche Bereicherung auf Kosten der Mittellosen
    ankommt, sondern wird als Verhinderung einer abstrakten Gemeinschaftlichkeit,
    eben jenseits irgendwelcher materieller Anliegen behauptet. Hier ist im Grunde
    bereits die Verhimmelung des Nationalen unterwegs, bei dem das individuelle
    Interesse, wie auch immer beschaffen, nichts zählt, sondern hier werde der
    Mensch „an kollektive Identitäten gebundener Mensch“ erst wirklich zum
    Menschen. Anti-Materialismus in Reinkultur (S. 69).

    B’s Marx-Beschäftigung ist eine Sammelsurium von kapitalistischen Benennungen,
    wo jede Absicht der Entwicklung des einen aus dem anderen nicht nur Fehlanzeige
    ist, sondern schlicht Absurdes sich aneinanderreiht (Genaueres weiter unten):

    „Während der Gebrauchswert ein privates Bedürfnis befriedigt, sorgt der
    Tauschwert dafür, dass alle Waren gekauft oder verkauft werden. Während der
    Gebrauchswert der Deckung menschlicher Bedürfnisse dient, lässt der
    Tauschwert die menschlichen Bedürfnisse ins Geld übergehen. Durch den
    Austausch werden alle konkreten Arbeiten in abstrakte Arbeiten umgewandelt (S. 70,71)“

    Das Weglügen aller Gegensätze zwischen Proletariat und Kapital, also das
    demonstrative Desinteresse, warum sich wie Lohn- und
    Kapitalvermehrungsinteresse unversöhnlich gegenübertreten, stattdessen das
    Herbeiphantasieren des Gesteuerheitseins unisono beider durch höheren
    Sachzwang („fetischisierte gesellschaftliche Verhältnisse“) – was man im
    Übrigen bereits von den link-philosophischen Marx-Rezeptionen = Verbiegern
    von Marx kennt – hat es dem rechten Ausbeuter von Marx Unterschobenem
    angetan:

    „Marx begreift, dass das Wesen des Kapitals in einer historisch spezifischen
    und der westlichen Moderne eigenen Praxis gründet und zwar in der Praxis
    der Arbeit sowie dass der Kapitalismus sich auf fetischisierte gesellschaftliche
    Verhältnisse stützt, welche weit über den bloßen Klassenkampf hinausgehen.
    (S. 82) Die Substanz der Warenform nach Karl Marx ist die Arbeit. Sie besteht
    in einer objektivierten Form und stellt eine sozial-historische Vorstellungswelt
    dar, die Bestandteil gewisser sozialer Praktiken ist.“

    Nichts als leere, nichtssagende Abstraktionen: Was weiß man
    vom „Wesen des Kapitals“, wenn es auf „westlichen Moderne eigenen Praxis“
    gründe?
    Die Arbeit als „Substanz der Warenform“ erhält gleich dreimalig
    Zuschreibungen, die nichts als dumme soziologische Kalauer sind, nicht ein
    Hauch von Begrifflichkeit dessen enthält, was waren-/kapitalproduzierende
    Arbeit auszeichnet: „objektivierte Form“, „sozialhistorische Vorstellungswelt“, die
    auch noch „Bestandteil gewisser sozialer Praktiken“ sei, also Arbeit als
    Vorstellungswelt, die garantiert nicht dem entnommen ist, was erstere als
    Verausgabung von Kraft für sich und diese unter bürgerlichen
    Produktionsverhältnissen ausmacht und also solches ominöses Etwas Praktiken
    bestimme oder beeinflusse, die genauso wenig näher zu fassen wären denn
    als gewisses Etwas.

    An den Aussagen über Tauschwert und Wert stimmt nichts:
    Die Benennung des Offensichtlichen, dass Ware Gebrauchswert, als solcher
    „konkretes Ding mit eigenen Eigenschaften“ und Tauschwert (allerdings: was
    soll das sein: „abstrakter Ding-Wert“? Wert ist die Absehung vom Gebrauchscharakter des
    ganzen Zeugs, die Doppelung abstrakter Wert folglich pleonastischer Nonsens)
    sei, hält sich nicht weiter damit auf, was damit für Unverträglichkeiten mit der
    Warenwirtschaft in der Welt sind, wie Bedingung jeglicher Existenzbesorgung die
    Wertrealisierung für die privaten Herren über die gesellschaftliche Produktion ist:
    Dass früher der Gebrauchswert wichtiger gewesen sei und nun dem Tauschwert
    weiche, ist falsche Bestimmung: nämlich keine Frage der Rangfolge, sondern:
    derjenige, der scharf auf den Tauschwert ist, darauf gründet sich gerade ein ökonomisches Gewaltverhältnis, jedes Bedürfnis davon abhängig zu machen,
    dem Warenbesitzer Tauschwert (entwickelt: Geld als allgemeines,
    ausschließliches Äquivalent zur Warenwelt) zu Verfügung zu stellen:

    „Die Ware besitzt ein Doppelwesen: Sie hat zugleich einen Gebrauchs- und
    einen Tauschwert. Einerseits ist sie ein konkretes Ding mit eigenen Eigenschaften.
    Andererseits ist die Ware ein rein quantitativer und abstrakter Ding-Wert.
    Doch mit der Moderne erlangt sie neue Bedeutung: Der einst wichtigere
    Gebrauchswert weicht nun dem Tauschwert…“

    Genial daneben der absurde Schein einer Tauschwerterklärung: nicht nur
    kommt der Tauschwert tautologisch dadurch in die Welt, dass eine Sache
    ausgetauscht werde.
    Von der Nicht-Zurkenntnisnahme von dessen Begriff kommt wohl auch das
    Unsinnige, sein Maß in pleonastischer Verdoppelung als „rein universale und
    abstrakte Menge“ festlegen zu wollen, wo man vor lauter Unbestimmtheit von
    Tauschwert und dessen Maßeinheiten nichts weiß, warum und inwiefern der
    erstere welches Maß begründet.

    Und von so viel Nichtssagendem her will B. schnurstracks auch noch davon
    wissen, dass sich der Tauschwert im Preis ausdrücke. Wie denn das? Der Preis
    ist der vorgestellte Tauschwert selbst, und drückt sich nicht in ihm aus: als
    dieses Vorgestellte harrt dieser seiner Realisierung, wenn jemand, in Worten
    des B., überhaupt und dazu genügend „Ding-Wert“ hat als unerlässliche
    Bedingung der Lebensreproduktion.

    Ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden, wie das Verhältnis von
    Tauschwert und Geld ist, wird hier alles eins: Tauschwert = Geldmenge, die
    auch noch dasselbe sein soll wie der Preis ( bei dem Alten sollte sich B.
    mal eingehend belehren lassen, wie der dazu kommt, Tauschwert ausgänglich
    als Ausdruck des als Wert Produzierten zu fassen und akribisch ableitet, wie er
    beim Geld als das alleinige Wertausdrucksmittel landet, nämlich die
    Verselbständigung des Werts von der Vollendung dessen zeugt, wie es auf
    das Gegenteil der Gebrauchseigenheiten an den Waren ankommt):

    „Tauschwert, also der Wert, den eine Sache erlangt, wenn sie ausgetauscht
    wird, wird anhand einer reinen universalen und abstrakten Menge festgelegt.
    Daher wird er mit einem Preis ausgedrückt. Damit stellt er einen Wert ohne
    Beziehung zu seinen besonderen Eigenschaften als Objekt dar, welche
    unermesslich sind. Demnach ist der Tauschwert ein Wert als solcher, der sich
    nur auf die Geldmenge bezieht, welche dem Preis entspricht…“
    „Der Begriff des Tausches setzt selbst die Äquivalenz aller Dinge voraus.
    Der Austausch unterschiedlicher Dinge bedeutet, dass man sie alle auf ein
    neutrales, universales Äquivalent, das Geld, zurückführen kann.“

    Was ist „neutral“ am Geld als „universales Äquivalent – und v.a.: warum und
    wodurch sollten „unterschiedliche Dinge“ aufs Geld als dieses Äquivalent
    zurückzuführen sein? Nicht ein Versuch der Herleitung des einen aus dem anderen.
    Eher verbreitet B. über den Tauschwert lauter Sachen, die ihn jeder
    spezifischer Bestimmung polit-ökonomischer Art berauben: der Tauschwert
    sei „Sozialisierung“, welche der Gesellschaft ihre „Struktur“ auferlege;
    und man staune nicht schlecht: der Tauschwert mache die Ware zu einer
    „sozialen Vermittlung“ – welche leeren Abstraktionen den Vorteil haben,
    dass man alles Mögliche in sie hineinlesen kann, der wirkliche Gehalt der
    ökonomischen Kategorien restlos getilgt ist.

    „…handelt es sich bei dem Tauschwert um eine Sozialisierung, welche der
    gesamten Gesellschaft ihre Struktur auferlegt. Die Ware besitzt Wert
    aufgrund ihrer materiellen Form und ihres Gebrauchswertes, sie ist aber
    ein Wert durch ihren Tauschwert, der sie zu einer sozialen Vermittlung macht.“

    Und dann fügt es sich nach B’scher Lesart konsequent, dass ein Tauschwert
    „schließlich zum Fetischcharakter der Ware (führt), wofür man keinerlei
    Vermittlungschritte angeben muss, sondern lauter Unsinn: Fetisch ist, wenn
    die „Dinge die Menschen steuern“; man frage sich, wie das gehen soll, dass
    Waren ein Eigenleben führen, an deren Gängelband die Menschen hingen?
    Krass fehlgedeutet, dass mit Warenfetischismus gemeint ist, wie wegen des
    privat-kapitalistischen Charakters des gesellschaftlichen Lebensprozesses in der
    bürgerlichen Gesellschaft die Verhältnisse versachlicht in Form von Ware und
    Geld daherkommen, so die Agenten der bürgerlichen Chose den
    Notwendigkeiten der so versachlichten Verhältnisse, also den Bestimmungen
    des Gelderwirtschaftens folgen. Aber Hauptsache es lässt sich aus verkehrter
    philosophischer Umdeutung des Warenfetischismus messerschaft schließen,
    dem Kapitalismus bloß nichts von Klassenherrschaft anzudichten:

    „Der Tauschwert führt schließlich zum Fetischcharakter der Ware nach Marx,
    der im quasireligiösen dinglichen Verhältnis des Menschen zu seinen Produkten
    besteht…
    Die Dinge steuern nunmehr die Menschen. Doch darf man nach Marx nicht den
    Fehler machen, diese Form der Herrschaft als bloße Klassenherrschaft
    aufzufassen…“

    _______________________________________________________
    *)Siehe zu den Fehlern der aberwitzigen krisisschen Denkfiguren
    die Broschüre: Karla Kritikus, Zu J. Bierwirths ‚Der Grabbeltisch der
    Erkenntnis‘, 2019

  2. Hallo Karla Kritikus,
    der anscheinend langjährige Streit zwischen Dir und den Leuten besonders aus dem Umkreis der „Krisis“ bzw. dem bereits verstorbenen Robert Kurz ließe sich mit etwas mehr Verständnis relativ leicht (auf)lösen.

    Während erstere im Kapitalismus bzw. der damit untrennbar verbundenen bürgerlichen Gesellschaft vor allem eine Art gesamtgesellschaftliches Verhängnis sehen (was sich z.B. in dem häufig verwendeten Begriff „Fetisch“ ausdrückt, mit dem die Gesellschaft geschlagen sei), beharrst Du auf den „Klassengegensatz“ bzw. der Ausbeutung und möchtest nichts Gemeinsames sehen.

    Als ob das eine das andere ausschließen und sich nicht wechselseitig bedingen würden oder – anders ausgedrückt – zueinander wie die „Faust aufs Auge“ passen.

    Das beste Beispiel ist die TITANIC, auf der es bekanntlich auch sehr unterschiedliche Klassen gab (von der luxuriösen und teueren 1. Klasse im Oberdeck bis zur preiswerteren 3. Klasse für ärmere Menschen unter Deck) und dennoch waren alle im gleichen Boot, was den meisten bekanntlich zum Verhängnis wurde.

    Und genau das ist doch das größte Problem heutzutage, daß sich die allermeisten Menschen (auch die Lohnabhängigen bzw. das Proletariat) gar keine andere Welt als die bestehende (mehr) vorstellen können und deshalb – wenn überhaupt – in der Regel nach systemimmanenten Lösungen (d.h. innerhalb der bestehenden Verhältnisse) suchen – angefangen bei scheinbar radikaleren Forderungen nach einer „Umfairteilung“ bis hin zum Klima- bzw. Naturschiutz usw., obwohl es für die meisten Probleme innerhalb des kapitalistischen Wirtschaftssystems keine Lösung gibt.

    Oder geht es bei dem Streit doch mehr um Rechthaberei?
    Sachlich jedenfalls wäre das zu klären.

    Grüße
    Klaus Neumann

  3. Kapitalismus als „Verhängnis“ zu misszudeuten, also dem Kapital wegen dessen durch
    und durch falscher Kritik zu prophezeien, dass es an dem Ast säge, auf dem es
    sitze, also gerade gezielt aus dem Blick zu halten, warum die Lohnarbeitermassen
    gerade wegen der effizienten Sorte kapitalistischen Ausnutzerei leider nicht
    mit der behaupteten krisisschen Selbstaufhebungstendenz beim Kapital das
    schädliche Lohnarbeiterverhältnis loswerden: hier passt nichts wie die Faust
    aufs Auge – die einen verharmlosen wirklichkeitsfremd den Kapitalismus
    als System mit begrenztem Haltbarkeitsdatum, der/die andere(n) bestehen auf
    Klärung und Propagierung der Gründe, warum und wie das Kapital so unangefochten
    seinen Gang geht, dass Arbeiter noch 200 Jahre und mehr nichts zu lachen
    haben – solange sie aus dem Wissen um ihren Status ihren erfolgsverwöhnten
    Ausbeutern nicht den Garaus machen.
    Das Bild mit der Titanic ist doch albern und hat absolut nichts zu schaffen
    mit einem polit-ökonomischen Verhältnis gegensätzlicher Klassen und
    d e s s e n korrekte Klärung.
    Der Satz:
    „Als ob das eine das andere ausschließen und sich nicht wechselseitig bedingen
    würden oder – anders ausgedrückt – zueinander wie die „Faust aufs Auge“ passen.“
    -ist erstens den Nachweis schuldig, wie denn zwei unverträgliche theoretische
    Positionen sich vertragen können sollen – und ist zweitens mit den obigen
    Andeutungen dazu erledigt, also der Absurdität damit überführt.
    Das mit der „Rechthaberei“ gibt es so nicht: was soll man denn davon haben,
    von seiner Selbstgewissheit an und für sich so überzeugt zu sein. Es kommt
    ein bißchen auf die Argumente an, von denen man meint, damit richtig zu liegen.

  4. Hallo Karla Kritikus,
    Deine Antwort auf meinem obigen Kommentar möchte ich wie folgt erwidern.

    Zum Thema kapitalistisches „Haltbarkeitsdatum“:
    Die These, daß der Kapitalismus eine Art ewiges Leben hätte (und nur vom Proletariat beseitigt werden könne), war schon früher falsch.
    Schließlich konnten sich alle bisherigen Klassengesellschaften, die letztlich auf Ausbeutung basieren, nicht sehr lange (zumindest historisch gesehen) halten und sind früher oder später untergegangen, während frühere Gesellschaften, in denen noch mehr Gleichheit herrschte, oftmals Tausende von Jahren existierten.

    Was in der Natur der Sache liegt, dessen Erklärung allerdings den Rahmen eines Blogs sprengen würde.

    Und wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, lebt nicht in der wirklichen, sondern in einer Scheinwelt.
    Oder warum meinst Du, gibt es z.B. bei den Banken bzw. Sparkassen für Geldanlagen kaum noch Zinsen – was immerhin der kapitalistische Super-Gau ist, da der Sinn und Zweck allen kapitalistischen Wirtschaftens bekanntlich die Geldvermehrung ist, während vor allem die Notenbanken spätestens seit dem Finanzcrash ab 2008 laufend neue riesige Summen in das System „pumpen“, um den Kapitalismus mehr oder weniger „künstlich“ am Leben zu erhalten, während insgesamt das reale Wachstum bereits seit langem sehr zu wünschen übrig läßt?

    Wobei weltweit zunehmend mehr Menschen in Armut und Not versinken, während zumindest die größeren Nationen (allen voran die USA) bereits längst für einen 3. Weltkrieg rüsten und auch sonst die Gewalt (in welcher Form auch immer) klar auf dem Vormarsch ist?
    Während sich die Naturzerstörung und der Klimawandel weiter beschleunigt und vermehrt Seuchen ausbreiten, um nur einige offensichtliche Merkmale zu nennen?

    Was allerdings angesichts des heutigen Bewußtseins der allermeisten Menschen nicht in einem sozialistischen bzw. kommunistischen „Happy End“, sondern einer noch nie dagewesenen Barbarei endet.
    (Was in einigen Weltgegenden bereits längst zu beobachten ist.)

    Jedenfalls fällst Du hinter dem Standpunkt von Rosa Luxemburg zurück, die schon damals erkannte, daß die einzige Alternative „Sozialismus oder Barbarei“ ist.

    Zum „Klassengegensatz“:
    Derart unversöhnlich wie Du schreibst, ist dieser nicht.
    (Was übigens auch das tägliche Leben zeigt.)
    Schließlich leuchten den Lohnabhängigen in der Regel die kapitalistischen Sachzwänge ein (die es tatsächlich gibt, allerdings nur solange, wie der Kapitalismus existiert), weshalb diese z.B. letztlich auch einsehen, daß ein Unternehmen, das keinen Gewinn mehr macht, nicht mehr existenzfähig ist usw.

    Einmal abgesehen davon, daß es kaum etwas bringen würde, wenn anstatt die Unternehmer bzw. Kapitalisten die Lohnabhängigen die Eigentümer der Betriebe wären und diese weiterhin im Rahmen einer kapitalistischen Marktwirtschaft selbst „managen“ würden, wie der damalige jugoslawische „Arbeiterselbstverwaltungs-Sozialismus“ gezeigt hat.
    Und ein grundsätzlich anderes Wirtschaftssystem können sich die allermeisten Lohnabhängigen vor allem heutzutage sowieso nicht mehr vorstellen.

    Zur Lage der arbeitenden Klasse in den kapitalistischen Zentren:
    Deshalb mußt Du auch, um zu dem von Dir gewünschten Ergebnis zu kommen, Deine Phantasie bemühen und die Lage der Lohnabhängigen (zumindest der meisten) noch schlechter darstellen als diese ist, was sich z.B. in Worten wie „haben nichts zu lachen“ äußert.

    Als ob der bürgerliche Staat (wenn auch nach einigen heftigen Klassenkämpfen vor allem während den kapitalistischen Anfangszeiten) nicht eingesehen hätte, daß mit einem weitgehend verwahrlosten Proletariat kein Staat zu machen ist, weshalb dieser (auch materielle) Zugeständnisse machte und sich seitdem Sozialstaat nennt.
    Was zwar am grundsätzlichen Verhältnis nichts geändert, aber das Leben der meisten Lohnabhängigen aushaltbar gemacht hat.
    (Und in kapitalistisch guten Zeiten gelegentlich sogar etwas mehr.)
    Was wiederum die Voraussetzung war, die kapitalistische bzw. bürgerliche Gesellschaft weitgehend zu befrieden und weshalb aus den Marx- und vor allem auch Engelschen damals noch hoffnungsvollen Prophezeihungen kaum etwas geworden ist.

    Grüße
    Klaus Neumann

  5. Noch eine abschließende Anmerkung zur Vermeidung von Mißverständnissen:
    Klar hätte es bereits längst eine Mehrheit von Menschen gebraucht (vor allem in den kapitalistischen Zentren), um den Kapitalismus abzuschaffen und durch ein vernünftiges Wirtschaftssystem zu ersetzen.

    Doch offensichtlich hat es beim „homo sapiens“ zumindest mehrheitlich vor allem intellektuell nicht gereicht, um das wirklich zu verstehen bzw. zu begreifen.
    Deshalb wird dieser aller Wahrscheinlichkeit nach aussterben wie bereits seine Vorfahren, z.B. der „homo erectus“ bis hin zum Neandertaler.
    Was der natürliche Lauf der Evolution ist.

    Grüße
    Klaus Neumann

  6. Die Kommentare von Herrn Neumann drücken sich darum,
    warum es ein gewaltiger Unterschied ist, dem Kapitalismus
    lauter Tendenzen des Selbstuntergangs abzulauschen
    oder dem Kaptital samt Staat den Kampf anzusagen
    wegen der gewussten systematischen Schädigung
    einer abhängigen Klasse über deren Dienstverpflichtung
    auf überschüssigen Geldreichtum.
    Die Methode des Herrn N. pflanzt sich genau auf
    das falsche Prinzip des Prophezeiens/(argumentlosen)
    Deutens statt Kritik
    des Kapitalverhältnisses und dessen staatliche Hüter,
    wenn völlig Disparates wie das z.Zt. finanzkapitalistisch
    Prekäre, zunehmende Not und Elend und auch noch
    3.-Weltkriegsvorbereitungen als Indizien für den
    kommenden Abgrund zitiert werden, statt diese Phänomene
    jeweils für sich einer Erklärung zuzuführen.

  7. Und letztlich ist es bei Herrn Klaus Neumann (oder Michael Hübner…) der homo sapiens, also die „Natur DES Menschen“, die hinter all den Übeln in der Welt steckt und durch die er zum Untergang verdammt ist, weil in geistiger Hinsicht einfach ein Mangelwesen. Man muss also nur noch ein paar Jahr(tausend)e abwarten, dann hat sich das Thema Kapitalismus sowieso erledigt.
    Amen.