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Kritik an Ideologien, Aufklärung über populäre Irrtümer, Kommentare zum Zeitgeschehen

[update] Fundsachen: Die große Entwertung

Von • Jun 26th, 2012 • Kategorie: Allgemein

Fundsachen: Die große Entwertung

Ernst Lohoff / Norbert Trenkle (Gruppe Krisis)

Die große Entwertung
Warum Spekulation und Staatsverschuldung nicht die Ursache der Krise sind

Im globalen Finanzmarktcrash entladen sich die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft. Der akute Krisenschub nimmt zwar von den Finanzmärkten seinen Ausgang, die Ursachen liegen aber tiefer. Nichts ist so verkehrt wie die Dolchstoßlegende, eine gesunde Realwirtschaft sei der grenzenlosen Habgier einer Handvoll Banker und Spekulanten zum Opfer gefallen. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Das historisch beispiellose Abheben des Finanzüberbaus in den letzten drei Jahrzehnten war selber schon die Verlaufsform und der provisorische Aufschub einer fundamentalen Krise der kapitalistischen Gesellschaft. Eine Produktionsweise, die auf der Vernutzung lebendiger Arbeitskraft beruht, muss angesichts des ungeheuren Produktivkraftschubs der dritten industriellen Revolution an ihre strukturellen Grenzen stoßen. Die Gesellschaft hat nicht etwa „über ihre Verhältnisse gelebt“, sie ist zu reich für den Kapitalismus.

http://www.krisis.org/2010/buchvorstellung-die-grosse-entwertung-april-2012

Update:

Ernst Lohoff und Norbert Trenkle:

Auf der Mülldeponie des fiktiven Kapitals Die Grenzen des finanzkapitalistischen Krisenaufschubs und der Irrwitz der „Sparpolitik“

[Der Text fasst grundlegende Thesen des Buches der beiden Autoren zusammen, das soeben im Unrast-Verlag erschienen ist: Die große Entwertung. Warum Spekulation und Staatsverschuldung nicht die Ursachen der Krise sind,]

http://www.trend.infopartisan.net/trd5612/t615612.html

und

In der Eurofalle: Wie die inneren Widersprüche der europäischen Währungsunion den Krisenverlauf in Europa prägen

http://www.trend.infopartisan.net/trd5612/t575612.html

 

12 Responses »

  1. Trenkle, Krisis & Co. walzen von einer Veroeffentlichung zur naechsten den gleichen Fehler aus:
    das Vorurteil einer angeblich finalen Krise des Kapitalismus, eine behauptete Selbstaufhebungs-
    tendenz beim Kapital weltweit. Eine Verlaufsform der Kapitalakkumulation, eben der zeitweilige
    flaechendeckende oder sogar globale Einbruch des Gewinnemachens, wird hochstilisiert zu
    einem heraufziehenden Systemcrash; genauer gesagt wird die Überakkumulation als Tendenz
    zum System-Crash gedeutet, weil sachlich liegt hier Verschiedenenes vor:bei der gewoehn-
    lichen Krise handelt es sich um eine Anhaeufung von Ertragsanspruechen, die flaechendeckend
    ihrer Einloesung harren; bei der Systemkrise `a la T./L. soll es um das Vermoegen des
    Kapitals zur Wertschaffung ueberhaupt gehen, das dem sukzessive abginge.

    Es ist ein grober Unfug, die Existenz des Finanzkapitals verdanke sich dem Umstand, dass im
    Bereich „Realkapital“ die Basis für Verwertung abhanden gekommen sei.

    Erstens ruehren die Anlageentscheidungen der Vertreter des großen Geldes schlicht daher, dass
    sie ihre Bereicherungsmoeglichkeiten nach einem stinknormalen kapitalistischen Vergleich
    ausrichten, wo relativ mehr Ueberschuss auf ihr eingesetztes Vermoegen winkt – dies ist keine
    Kalkulation aus einer Not/Verlegenheit heraus, dass woanders nicht(s) mehr zu holen waere.

    Zweitens wird das Verhaeltnis von Industrie- zu Kreditkapital falsch bestimmt: das ist gar nicht
    der Witz an diesem, dass auf die Finanzkapitalsphaere ausgewichen wuerde wegen gegen Null
    gehender Ertragspotentiale beim „reellen“ Kapital. Das Finanzkapital ist mit seinen Kreditmassen
    Richtung Industrielle erst einmal ein entscheidender Hebel der Akkumulation: es wird sich mit
    Kredit von den momentanen Kapitalrueckfluessen samt Gewinn unabhaengig gemacht; die
    Kreditmassen erlauben so ein produktivitaetssteigerndes Wirtschaften als Waffe in der Konkurrenz.

    Es mag finanzwirtschaftliche Besonderheiten in der Kreditsphaere geben, die hier nicht eigens zum
    Thema gemacht werden, weil es um das Aufzeigen des Grundfehlers der Krisisleute geht. Nur eine
    Andeutung: im Begriff des Kredits ist enthalten, dass der Geldverleiher unabhaengig von der tatsaech-
    lichen Erwirtschaftung des Leihers einen Ertrags-/Zinsanspruch geltend macht, also einen Vorgriff auf
    einen Reichtum, der noch gar nicht vorhanden oder produziert ist; daraus kommt die kapitallogische
    Verlaengerung, dass sich Finanzkapitalisten in einer eigenen Sphaere zu schaffen machen, in der
    Geld aus sich heraus vermehrbar sei (das sind sie dann die „abenteuerlichen“ Finanzprodukte, das
    Verbriefungswesen, wo Schuldverhaeltnisse zum Gegenstand weiterfuehrender, darauf aufsetzender
    darauf auftuermender Finanzmarktgeschaefte/-Kreationen gemacht werden).
    Auch hier nichts von Kapitalnoeten zu spueren, sondern obiges zeigt, wie das Masslose am kapitalisti-
    schen Bereicherungswesen, alles und jedes zum Gegenstand eines Geschaefts zu machen und
    keine Grenzen bei der Geldvermehrung kennen zu wollen, auf die Spitze getrieben wird.

    Und das, was da als „grosse Entwertung“ stattfindet, offenbart eine abstrakte Identitaet mit jeder Art von
    Kapital – und kein naeher oder weiter heraufziehendes Endstadium: es sind Massen von Verwertungs-
    ansprueche auf das in die Welt gesetzte Kapitalvermoegen aufgehaeuft worden, was auch einschliesst
    im großen Stile mit „gewagten“ Finanzproduktkreationen eigens in der Finanzwelt herbeispekuliert
    worden, in einer Weise, dass diese sich an irgendeinem Punkt nicht mehr als einloesbar erweisen.

    Dann steht bei Finanz- wie „Real“-Kapital die umfassende Herunterstutzung der Ertragsversprechen
    und der als ertragsfaehig behaupteten Anlagen durch weitreichende Abschreibung derselben an.

    Dann steht aber immer noch nicht die „finale“ Krise vor der Haustuer:dann wird eine neue Ausgangsbasis
    gelegt für das fortgesetzte Verwertungsprocedere bei Finanz- und „reellem“ Kapital,
    auf dass der Zirkel von Aufschwung-Krise-Aufschwung-Krise wieder in Gang kommen kann.

    Das mit der tendenziellen Selbstaufhebung des Kapitals ist selbst ein grandioser Fehler:
    dass naemlich Industriekapitalisten per Arbeiterentlassungen und Wertsenkung der Waren
    im Zuge der Einfuehrung modernerer, produktivsteigernder Anlagen sich ihrer Wertquelle
    berauben wuerden.
    Nur wer Einsparung von Arbeitskraft als KOST für den Gewinn des Kapitals mit Ersparnis von Arbeit
    UEBERHAUPT verwechselt, kommt auf die Absurditaet einer quasi systemsprengenden
    „Wertabschmelzung“, mit der das Kapital sich selbst das Grab schaubele. – Dass das Kapital an
    seinem eigenen Verwertungszweck scheitere, ist eine grandiose Verharmlosung dessen, wie es durch
    alle Krisen hindurch seinen Verwertungsdrang mit Rueckendeckung allerlei staatlicher Gewalttaetigkeit
    auf Kosten von Lohnabhaengigen, naemlich als Angriff auf deren materielle Interessen und koerperliche
    wie geistige Unversehrheit systematisch und global durchexerziert.

    Dies war eine Nachzeichnung der generellen Fehlerhaftigkeit Krisis’scher Zusammensbruchstheorie.
    Das Hauptaugenmerk des Buches soll nach dem Selbstverstaendnis der Verfasser aber auf das Fi-
    nanzkapital und dessen Krisenhaftigkeit gelenkt werden. Und hier ist schon formell bemerkenswert:
    1/3 des Buches befasst sich mit dem x-ten verkehrten Aufwasch der einfachen Warennanalyse:
    naemlich in einer soziologischen Verfremdung von Ware, Wert und Geld, dem an dieser Stelle
    nicht weiter nachgegangen werden kann. Nur dieses: die beinharte Gegensaetzlichkeit von Wert
    und Befuerfnis verkommt zu einem „Umweg“ der „Vermittlung gesellschaftlicher Beziehungen.“
    Abstrakte Arbeit als „inhaltsleere“ Arbeit bemisst kap. Warenherstellung an einem ihr aeusserlichen
    Zweck; Warenproduktion erscheint als Verstoss gegen einen eigentlich besseren Sinn gesell-
    schaftlichen Zusammenwirkens.
    Und hier setzt ihr zentraler Fehler an, an dem sie alles und jedes am Kapitalismus darauf-
    hin begutachten, durchleuchten, ob und in welcher Form es aufscheint: sie haben es schwer mit
    einer angeblichen Abschmelzung der Basis der Wertproduktion. Hier bringen sie durcheinander,
    wie Produkivitaet mit der Wirkung reichhaltigeren Warenausstosses bei geg. Arbeitsaufwand sich
    wertsenkend bei der einzelnen Ware bemerkbar macht ( eine Widerspruechlichkeit an der Waren-
    produktion, die sich alle Kommandeure derselben gegeneinander zunutze machen, naemlich als
    Konkurrenzmittel des wechselseitigen Streitigmachens von Marktanteilen ) – und andererseits,
    wie Einsparung von bezahlter Arbeitskraft als Mittel der Kapitalkostensenkung eingesetzt wird,
    welche Trenkle u. Co. als systemische Zuspitzung uebertreiben, mit dem Wegfall einzelner
    Traeger von Arbeitsvermoegen ginge die gesellschaftliche Wertmasse kaputt nach dem falschen
    oekonomischen Motto: je mehr Arbeitende an der Werkbank stuenden, fuer desto mehr Wert
    verbuergten sie – als ob es nicht auf rentierlichen Arbeitskrafteinsatz ankommt, wo also mit dem
    Abbau von Lohnkosten und der extensiveren und intensiveren Arbeitskraftausnutzung*) der Rest-
    belegschaft dem Kapital an dem vergroesserten Ueberschuss ueber das verauslagte Kapital
    gelegen ist.
    *)
    Fuer das Fluessigmachen von Mehrarbeit sind auch die Formen der absoluten Arbeitszeitaus-
    dehnung der verbleibend Arbeitenden und Intensivierung der Arbeitskraftverausgabung pro Zeit-
    einheit das probate Mittel. Aber da wuerde ihnen wieder einfallen: kompensieren koenne letzteres
    auf laengere Sicht nicht das Arbeitsvermoegen nach Masse ihrer Inhaber. Dies verdankt sich
    einer interessierten und damit verharmlosenden Sicht auf den Kapitalismus: nicht wie das welt-
    weit implementierte Verwertungssystem funktioniert, sondern die Verwertungsfaehigkeit des
    globalen Kapitals ist hier Thema – und dies auch noch voellig verkehrt: tendenzieller Wertsenkung
    als Effekt des kap. Produktivitaetsfortschritts wird eine spekulative Tendenz der Untergrabung
    der Wertquelle abgelauscht.
    * * *
    Ein weiteres Drittel des Durchgehens eigenwillig titulierter Phasen des Kapitalismus incl. seiner
    „Strukturkrisen“ wird dem immer gleichen Dogma unterworfen: wie schafft er es, seinem Selbst-
    begraebnis noch zu entgehen, es hinauszuschieben („Krisenaufschub“), oder wie weit reicht er mit
    seinen Entwicklungsstadien schon am Endstadium, dem endgueltigen Untergang, schon heran.

    Entlang der Ausdifferenzierung von finanzkapitalistischen Etappen wollen T./L. Eigentumstitel
    mit “Deckung“ durchs fungierende Kapital wie Aktien (festgemacht daran, dass das hereinge-
    wirtschaftete Geld der AG fuer Neuanlage in Produktionsstaetten und dergl. diene) und solche
    ohne Deckung entdeckt haben wie Konsumenten- und Staatskredit (S. 235) – Gleichzeitig reden
    sie davon: „In letzter Instanz bezieht sich jeder Eigentumstitel auf irgendeinen in der realwirtschaft-
    lichen Zukunft gelegenen Referenzpunkt (kein Staatspapier ohne Staatsausgaben, keine Aktie
    ohne tatsaechliches Unternehmen, kein Future ohne Rohstoff…) (S.231). Das Verhaeltnis von
    Deckung und Referenzpkt. sei: „… solange (bezogen auf den einzelnen Finanzinvestor) die Ren-
    dite stimmt, muss es ihn nicht weiter interessieren, was der Eigentumstitelverkaeufer mit dem er-
    worbenen Geldkapital treibt… Fuer.. weitere(n)… Akkumulationsprozess ist der Inhalt der Refe-
    renzaktivitaet.. von entscheidender Bedeutung… existieren 2 Grundtypen von fiktivem Kapital…
    Gedecktes f. Kap. bildet sich dann, wenn Ansprueche an die Zukunft sich auf tatsaechliche
    Wertproduktion beziehen“,z.B. Aktien ausgegeben werden, um neue Produktionsstaetten und
    zusaetzliche Arbeitskraefte zu ‚induzieren‘; ungedecktes fiktives Kapital beziehe sich auf real-
    wirtschaftl. Referenzaktivitaeten, die selbst keinen Wert produzieren, sondern Wertvernichtung
    darstellten(Konsum-/Staatskredit). – Ungedecktes f. Kap. durch Konsum(-kredite), aber auch
    durch Investitionen von fungierenden Kapitalisten ohne Wertproduktion (bebildert an „Verwissen-
    schaftlichung“ der Produktion im Gefolge der 3. industr. Revolution statt Arbeitskraftvernutzung
    gegenueber fordistischer Phase) waeren „rapide angeschwollen“(S. 283,241).
    Letzteres laeuft auf andere Aufteilung unter dem gleichen Gesichtspunkt wie oben bei ihren
    industriellen Phasen hinaus: dem Auseinanderfallen von Bereicherungsanspruechen und ihrer
    Basis in der „reellen Wertproduktion“.

    Erst das letzte Drittel dringt dazu vor, wenn auch schon zwischendurch mal angedeutet, wie das
    Finanzkapital bei der kapitalistischen Krise seit 2008 vorkommt.
    These: Trenkle/L. subsumieren die Besonderheiten beim Finanzkapital ebenso unter ihr Vorurteil
    eines Systemszusammenbruchs.
    Zum einen definieren sie das Finanzkapital als Auseinanderfallen von Verwertung und Kapitalsierung
    oder Vorkapitalisierung, insofern es ein Vorgriff auf erst kuenftig zu schaffenden Wert sei. Als sol-
    ches sei es einerseits die Antwort auf angeblich fehlende Verwertungsmoeglichkeiten beim fun-
    gierenden Kapital. Hier leisten sie sich den logischen Schnitzer, insofern es als ersatzweise Vor-
    nahme von Akkumulation hingestellt wird, dessen Bestand einzig daran hinge, dass unaufhoerlich
    mehr sog. Eigentumstitel in die Welt gesetzt wuerden als durch „Blasen“ untergingen – dann aber
    schert es sich um irgendwelche „Bezugspunkte“ zur „sich selbsttragenden Wertproduktion“ des
    Produktionskapitals gerade nicht, sondern hat ihren Vermehrungsmaßstab einzig in sich, in der
    Selbstbeglaubigung der Vermehrungsfaehigkeit des Finanzkapitals.
    Zugleich wird aber per definionem – Finanzkapital als Vorgriff auf kuenftigen Wert – die Unaufloeslich-
    keit von Finanzkapital mit einer behaupteten Entsprechung in der Realwirtschaft festgehalten;
    das Finanzkapital habe sich in letzter Instanz mit seinen Vorgriffen an den tatsaechlich geschaffe-
    nen Werten in der Realoekonomie zu bewaehren. Insofern mit der „Abschmelzung“ der Wertquelle
    bei den reellen Kapitalisten Vorgriff auf Werte und deren Einloesbarkeit immer weiter auseinan-
    derdriften wuerden, gerate das Finanzkapital letztlich mit in den Sog der systemsprengenden
    Krise der Industriellen bzw. verschaerfe diese sogar. Und damit haette man den Ruin des kap.
    Gesamtsystems komplett vor Augen.
    Man sieht also: T., L. und Co. drehen jedes Stueck Kapitalismus so hin, dass es in ihr Vorurteil der
    Selbstabdankung der Bourgeoisie hineinpasst.

  2. Da hat sich wieder ‚mal ein „Schlaumeier“ aufgemacht, das Märchen vom ewigen Kapitalismus zu erzählen.
    (Außer natürlich, wenn die Leute diesen abschaffen würden.)

    Dann soll „Dr.Kritikus“ doch ‚mal aufzeigen, warum die derzeitige Finanz- und Weltwirtschaftskrise bekanntlich bereits seit 2008 anhält und sich znehmend weiter verschärft.
    Und die Staaten bzw. Kapitalisten nicht einfach das überschüssige Kapital entwerten und „auf niederer Stufenleiter“ eine erneute Akkumulation beginnen.
    Oder warum eine Entwertung an der einen Stelle (vor allem im sog. Finanzbereich) – ohne staatliche Rettungsmaßnahmen – heutzutage gleich das ganze „kapitalistische Kartenhaus“ zum Einsturz bringen würde.
    (Ansonsten hätten die Staaten nicht derart massiv eingegriffen.)

    Natürlich könnten die Staaten z.B. eine Währungsreform machen (und darunter geht heute nichts mehr außer „Flickwerk“)..
    Allerdings wären dann auch ein Großteil aller Vermögenswerte verloren.
    (Einmal abgesehen davon, daß das beim heutigen Stand der Produktivität wenig bringen würde, da bereits nach relativ kurzer Zeit dieselben Probleme wieder vorhanden wären.)

    Oder weiterhin unzählige Milliarden in das Finanzsystem bzw. die Wirtschaft „pumpen“ mit der (früheren oder späteren) Folge einer horrenden Inflation, d.h. die Vernichtung aller Vermögenswerte.
    Oder eben einen 3.Weltkrieg als letzte Option.

    Falls der kluge „Dr. Kritikus“ aber wissen sollte, welchen anderen Ausweg aus der Krise es gibt (schließlich handelt es sich seiner Ansicht nach nur um eine der üblichen und keineswegs einer finalen Krise), soll er das bitte mitteilen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Michael Hübner

  3. Vielleicht noch folgendes:
    Das Problem ist schlichtweg, daß weltweit viel zu viele sog. Finanztitel (z.B. Aktien und sonstige Wertpapiere bis hin zu den irrwitzigsten „Finanzprodukten“), die alle einen Anspruch auf Gewinn erheben, angehäuft wurden, die von den Lohnabhängigen beim besten Willen und trotz intensivster Ausbeutung nicht mehr befriedigt werden können.

    Während der Grund für diese Anhäufung ist, daß es (im Verhältnis zum vorhandenen Kapital) viel zu wenig „reale“ Investitionsmöglichkeiten gibt.
    (Weshalb bereits seit längerem eine Art „kapitalistischer Sebstbefriedigung“ stattfindet – vor allem an den Finanzmärkten, die sich von der „Realökonomie“ weitgehend verabschiedet hat.
    (Was allerdings auf Dauer nicht funktioniert, weshalb diese „Blasen“ früher oder später stets „platzen“.
    Allerdings heutzutage in einem derartigen Umfang, daß diese – ohne massive staatliche Eingriffe, die aber keine Lösung sind, sondern das Problem nur verschieben bzw. den endgültigen „Crash“ etwas verzögern – gleich den gesamten Kapitalismus gefährten bzw. in den Abgrund reißen.)

    Mit freundlichen Grüßen
    Michael Hübner

  4. Erstens hat der Schlaumeiner M. H. gar nicht kapiert, dass die Hauptkritik an den Krisis-Hängern
    ist die zynische Umdeutung von Krisen in einen alsbaldigen Kollaps des Weltkapitalismus: alles
    was v o r den Krisen an geschäftsmäßiger Ausnutzung und Produktion von Elend und Armut
    läuft und wie dann in den Krisen das Ausbeutungsmaterial des Kapitals deren Bewältigung
    unisono auszubaden hat, verkommt bei den Weltuntergangspropheten allenfalls zu einer
    Restgröße. Nicht was Kapitalisten für ihre Profitproduktion anstellen, wie sie haufenweise Proleten
    verheizen für ihre Überschußwirtschaft, ist Thema,sondern, dass sie bei ihrem Ausbeutungsge-
    schäften sich ins eigene Fleisch schneiden würden und ihrem Selbstuntergang den Weg bereiten
    würden.
    Der Versuch einer Erklärung, wie Krise realiter geht und ihre Überwindung praktisch ansteht,
    sollte ein erster Hinweis darauf sein, dass die Behauptung von der Selbstaufhebung des
    Kapitalismus ein politökonomisches Märchen ist und von Dummenheiten nur so strotzt.
    Auch Sie scheinen nicht zur Kenntnis zu nehmen, wie trotz seit 2008 andauernder Krise
    eine ständige Bereinigung der diese kennzeichnende Überakkumulation von Profitansprüchen
    stattfindet: wie sollte es auch anders sein, wenn sich Kapitalisten um kontinuierlich schrumpfende
    Marktanteile balgen: ein verschärftes Hauen und Stechen gegen andere Kapitale und ganze Standorte,
    die Verabreichung unmittelbarer Schädigung der Konkurrenten, das Abwälzen der Krisenfolgen/
    -lasten: so geht Entwertung faktisch.
    Und Ähnliches gilt auch für die Finanzindustrie: noch nie davon gehört, wie ganze, auch große
    Banken abgewickelt werden; noch nie davon gehört, wie faule Kredite en masse abgeschrieben werden.
    Die Besonderheit,dass die bürgerlichen Staaten über die anstehende und laufende Entwertung
    nicht gleich die ganze Finanzbranche den Bach runter gehen lassen, ist keine Widerlegung dessen,
    dass das Zusammenschrumpfen wertloser Titel unterwegs ist. Dass der Staat im großen Stil
    faule Kredite aufkauft und z.B. in neuen Kreationen wie bad banks auslagert, macht deren eigent-
    lich fällige Entwertung nicht hinfällig: Staaten leisten sich so den Widersinn der formellen Auf-
    rechterhaltung einer eigentlich gar nicht existenten Werthaltigkeit, was seinen politökonomischen
    Preis hat – Wie sowohl bei den Handels- als auch bei den Industrie- wie Finanzkapitalisten die
    weltweite, flächendeckende Entwertung um sei greift, kann man auch daran studieren, wie
    das Verhältnis von Geschäft und Kreditwesen in der immer noch präsenten Weltwirtschafts-/
    finanzkrise beschaffen ist: die Banken bleiben weitgehend auf ihrem Geld sitzen, das Kredit-
    wesen versagt seinen Dienst als ihm eigentlich inhärenten Bereicherungsmittel.
    Und nun zurück zum eigentlichen Beweisziel der Rezension zu dem Krisis-Buch: Sie unter-
    schlagen nämlich auch, wie da nachgewiesen wird, dass den Krisisautoren es eben nicht
    um korrekte Erklärung des Finanzkapitals und seiner Krisen geht,sondern eine einzige Verball-
    hornung des Finanzkapitalistischen zu verzeichnen ist: nämlich die geradlinige Subsumtion
    desselben unter ihr Vorurteil eines kapitalistischen Weltuntergangs. Selbstzitat:
    „Zugleich wird aber per definionem – Finanzkapital als Vorgriff auf kuenftigen Wert – die Unaufloeslich-
    keit von Finanzkapital mit einer behaupteten Entsprechung in der Realwirtschaft festgehalten;
    das Finanzkapital habe sich in letzter Instanz mit seinen Vorgriffen an den tatsaechlich geschaffe-
    nen Werten in der Realoekonomie zu bewaehren. Insofern mit der „Abschmelzung“ der Wertquelle
    bei den reellen Kapitalisten Vorgriff auf Werte und deren Einloesbarkeit immer weiter auseinan-
    derdriften wuerden, gerate das Finanzkapital letztlich mit in den Sog der systemsprengenden
    Krise der Industriellen bzw. verschaerfe diese sogar. Und damit haette man den Ruin des kap.
    Gesamtsystems komplett vor Augen.
    Man sieht also: T., L. und Co. drehen jedes Stueck Kapitalismus so hin, dass es in ihr Vorurteil der
    Selbstabdankung der Bourgeoisie hineinpasst.“

  5. Zusatz/Ergänzung zu Gegenkommentar Krisisbuch-contradictio.de

    1.
    Oberschlaumeier M.H. will nicht kapieren, dass es bei dem Befund
    über die Entwertung um ein theoretisches Urteil handelt und des-
    halb nicht ineinsfallen kann mit den empirisch zu beobachtenden
    Umgangsweisen der staatlichen und kapitalistischen Akteure mit
    den von ihnen fabrizierten Stockungen des Geldgewerbes: wenn
    es im Kapitalismus auf das Verhältnis von Vor- zu Überschuss an-
    kommt, dann folgt daraus kapitalismusimmanent (und nicht weil
    der Erklärende sich krude Vorstellungen zurechtlegt), dass im Falle
    der allseitigen Überakkumulation von Profit-/Zinsansprüchen, inso-
    fern alle Kapitale gegeneinander um deren Durchsetzung ringen
    auf einen beschränkten Markt (gesellschaftliche Zahlungskraft ge-
    nauer) dann steht flächendeckend – national und international –
    die Bereinigung genau dieses Verhältnisses im Wege der Entwertung
    an. M.H. macht den Fehler, diesen theoretischen Befund/Schluss gegen die
    Verlaufsformen der Krisenbewältigung auszuspielen bzw. verkehrt
    gegeneinander zu stellen, wo die Besonderheit eine Rolle spielen mag,
    dass in Sachen Finanzkapital und dessen Überakkumulation der
    Staat zwar die Dezimierung überdimensionierte Bereicherungsan-
    sprüche und darauf bezogenen Kapitals prinzipiell gar nicht verhindern
    kann, aber Grenzen einzieht, sogar „frischen“ Kredit/Kapital nach-
    schießt (allerdings um den Preis der Überstrapazierung seines ganzen
    Geld- und Kreditwesens, wenn auf Mio. oder Mrd. untauglicher
    Vermögenswerte noch mal der Kreditüberbau gepuscht wird), weil
    es ihm beim Finanzkapital um die systemische Funktion für den Be-
    trieb seines nationalen Kapitalismus überhaupt geht.
    Die Entwertung findet gleichwohl auf breiter Front statt als Krisen-
    konkurrenz, Verdrängungswettbewerb (wer kann im Wege des vor-
    sätzlichen Untergangs des Konkurrenten die verbleibende Zahlungskraft
    okkupieren), als Streichung fauler Kredite/Vermögenswerte.
    Dass sich die Krise schon seit 2008 hinzieht, ist kein Einwand dagegen
    und schon gar nicht Indiz für die Selbstbestätigung der Krisishänger
    von wegen alsbald herannahendem Systemcrash: dies ist Ausweis
    dessen, wie weltumspannend und in welchem Ausmaß sich die Kapitale
    und Staaten in ihre Krise hineingewirtschaftet haben.
    Ein vorläufiges Zwischenergebnis der Krisenbereinigung deutet sich
    allerdings auch längst ab: relativer Krisengewinner ist Deutsch-
    Europa, das mit glänzenden Wachstumszahlen und rekordverdächtigen
    Exportüberschüssen angibt: dies ist eben die erfolgreiche Abwälzung
    der Entwertung auf andere Wirtschaftsnationen; so haben die USA
    eher das Nachsehen und dringen auf eine Revision der jahrzehntelang
    für sie so erfolgsgarantierenden eigenen Weltwirtschaftsordnung; durch
    Vereinseitigung ihrer Erfolgsansprüche gegen den Rest der Welt wollen
    sie da einiges umkehren.
    2.
    Vor lauter Bornierung bemerkt Schlaumeier und Krisisfan M. H. gar nicht,
    dass der Kritikus in ganz anderer Hinsicht sich täuscht: strenggenommen
    knüpfen die Krisis-Untergangspropheten gar nicht daran an, was man
    als klassische Überproduktions- oder Überakkumulationskrise versteht,
    sondern wollen viel tiefliegenderes Krisenhaftes entdeckt haben: das
    mit der Wertquelle, welcher bezüglicher Unsinn ausreichend in der Re-
    zension auseinandergesetzt wurde.
    3.
    Und dann noch zu dem Nonsens, das Aufspannen irgendwelcher
    „Rettungsschirme“ gegen die fällige grenzüberschreitende Entwertung
    ins Feld zu führen: dies ist die blanke Verzerrung/Verdrehung des tat-
    sächlichen Sachverhalts. Am aktuellen und zugleich extremen Beispiel
    Griechenland wird man gerade gewahr die großanlegte Entwertung;
    erstmal nämlich hat die global agierend Finanzmafia den größten Teil der
    Schuldtitel des Landes schlicht für wertlos erklärt; darüber geriet landes-
    weit das Bankensystem ins Wanken einschließlich der Staat selbst.
    Soweit war nämlich die ökonomische Untauglichkeit der ganzen Titel und
    Schulden gediehen, dass Griechenland als Nation an den Rand der
    Zahlungsunfähigkeit gedrängt wurde, der Staatsbankrott in greif-
    bare Nähe war.
    Die schönen Rettungsschirme waren/sind gar nicht dafür gedacht und
    erfunden, in Sachen Abwicklung nichtsnutziger Schuldtitel/Kredite
    irgendwas abzuwenden oder ungeschehen zu machen. Sie zielten
    auf die Aufrechterhaltung purer, elementarer Staatsfunktionen, hielten
    den bloßen Schein einer Zahlungfähigkeit offen, der den Griechen
    von fremdem Gnaden verliehen wurde mit verheerenden Konsequen-
    zen für das Land: insofern den Griechen bedeutet wurde, dass sie
    einerseits Teilnehmerstaat an der Euro-Zone sind, aber nationalwirt-
    schaftlich nichts zu deren Weltwirtschaftsmächtigkeit beitragen, weil
    sie nämlich niederkonkurriert wurden durch die anderen Euro-Mächte
    (welcher Umstand letztlich dazu führte, dass wegen fehlender ge-
    schäftsmäßiger Untermauerung ihrer Schuldenwirtschaft das Finanz-
    kapital dem Land das komplette finanzkapitalistische Misstrauen
    aussprach), deshalb hatte ausgerechnet die griechische Nation als
    das „Opfer“ des europ. Konkurrenzgerangels und der finanzwirtschaft-
    lichen Ausnutzerei dafür teuer zu zahlen: massenhafte Verarmung
    und Verelendung, Abwracken des Staates von unproduktiver Kost
    und fortgesetzter Ruin des Restes an wirtschaftlichen Erwerbsleben.
    Und das alles unter dem Kommando von Deutsch-Europa und diesem
    hörigen EU-Institutionen auch noch als „Beweis“ fürs Finanzkapital,
    dass die Großmacht EU-BRD alles unternimmt, für die Stärke des
    Euros alles zu verschrotten, was nicht als Dienst an dieser neuen
    imperialistischen Weltwährung taugt.
    Lesetipp dazu: J. Köpers u.a./“Der Fall Griechenland“

  6. Hallo Dr. Kritikus,
    da liegt ein großes Mißverständnis vor.
    Ich bin kein Vertreter von „Krises“ und sog. Zusammenbruchstheorien.

    Der Kapitalismus bricht nicht einfach zusammen.
    Vielmehr legen (zumindest die mächtigeren) Nationalstaaten in der Finanz- bzw. Weltwirtschaftskrise erst richtig los und besinnen sich zunehmend auf die Gewalt als „ultima ratio“.
    (Was derzeit bestens vor allem in den USA bzw. Trump und den Seinen zu beobachten ist.)

    Deshalb noch folgendes in Kürze zur Klarstellung.
    Der Kapitalismus ist ein absurdes (und letztendlich selbstzerstörerisches) Wirtschaftssystem, das aufgrund seiner inneren Widersprüche und Gegensätze ohne Wachstum (des Kapitals) auf Dauer nicht existieren kann und deshalb eine ständige Expansion braucht.
    Diese Expansion stößt an ihre Grenze, wenn die Welt weitgehend kapitalisiert (die sog. Globalisierung) bzw. der Weltmarkt vollendet ist.

    Danach gibt es kein allgemeines Wachstum mehr, sondern nur noch auf Kosten anderer Kapitalien und Staaten.
    Was wiederum die Konkurrenz erheblich verschärft und innerhalb der bestehenden Verhältnisse zwangsläufig in einem 3.Weltkrieg endet.
    Nichts anderes erleben wir derzeit.

    Zudem sind die Ausführungen von „Dr. Kritikus“ nicht treffend.
    Ähnlich sah es übrigens zu Beginn der 2007 offensichtlich gewordenen Finanz- und Weltwirtschaftskrise auch der damalige US-Präsident Bush, der „Lehman Brothers“ bekanntlich pleite gehen hat lassen und darin eine „normale“ Marktbereinigung sah.
    Die Wirklichkeit hat die Regierenden etwas besseren belehrt, weshalb diese seitdem keine größere Bank mehr haben pleite gehen lassen.
    Bekanntlich war damals nicht nur „Lehman Brothers“ pleite, sondern aufgrund der heutigen internationalen Verflechtungen das gesamte Finanzsystem bedroht.

    Kurzum.
    Das früher gebräuchliche Mittel zur Überwindung von kapitalistischen Krisen (die weitgehende Entwertung des überschüssigen Kapitals) funktioniert heuzutage nicht mehr.
    Einerseits sind diese Kapitalien viel zu groß und andererseits vor allem im Finanzbereich derart untereinander verbunden, daß die Entwertung des einen zwangsläufig eine Art „Kettenreaktion“ auslöst.

    Auch die Darstellung der Lage in Griechenland ist nicht zutreffend.
    Vielmehr wurden die Vermögenswerte mit den sog. Rettungspaketen weitgehend „gerettet „(und nicht entwertet), die meist aus Anleihen bzw. Krediten ausländischer Banken an den griechischen Staat bzw. griechischen Banken bestanden haben, während andererseits die griechische Regierung zu einem rigorosen Sparprogramm hinsichtlich der Staatsausgaben gezwungen wurde.
    (Eine größere Entwertung von Vermögenswerten im Finanzbereich hat jedenfalls bislang nicht stattgefunden und wurde vor allem von den Zentralbanken mit „frischem Geld“ verhindert.)
    usw.

    Grüße
    Michael Hübner

  7. Vielleicht noch ergänzend:
    Ein aktuelles Beispiel ist übrigens die kürzlich stattgefundene „Rettung“ zweier Banken in Italien (die allerdings nur die Spitze des vermuteten „Eisbergs“ sind) unter der Regie des italienischen Staats und mit Hilfe der EZB.
    Bekanntlich wurden diese von einer größeren Bank übernommen, während die „faulen“ Kredite bzw. Wertpapiere in eine sog. Bad Bank ausgelagert, aber im Wert weitgehend erhalten wurden.

    Grüße
    Michael Hübner

  8. Sie wollen nichts begreifen:
    Es gibt keinen notwendigen Zusammenhang von Kapitalismus und dessen
    grenzenloser Expansion und einem Weltkrieg. Dies ist Plauderei aus dem
    Nähkästchen von Sciencefiction und keine begründete/bewiesene Herleitung
    des einen aus dem anderen.
    Sie beherrschen die gleiche geschichtsphilosophische Manier wie die Krisis-
    Untergangspropheten:
    der Weltkapitalismus am Abgrund – und als letzter Ausweg der Krieg. bzw.
    Selbstuntergang des Kapitals lt. Krisis.
    Was das Weltkapitals bis zu seinen periodischen Krisen alles an Verheerungen
    und geschäftlicher Ausnutzerei ganzer Landstriche und abhängiger Weltbevölkerung
    veranstaltet, interessiert Sie Null. Und an den Krisen heften Sie den falschen
    Gesichtspunkt des verhöhnenden Weitblickers : ätsch, das Kapital habe sich so
    weit in seine Krise rein gewirtschaftet, dass nur noch der große Knall helfe.

    Dies hat mit korrekter Krisenerklärung absolut nichts zu tun: Krise ist die
    flächendeckende,weltweite Stockung des Geschäfts, weil alle Kapitale global
    mit ihren maßlosen Profitansprüchen sich in die Quere kommen. Also folgt
    daraus kapitallogisch ein zugespitzter Kampf der Kapitale darum,
    wer sein Geldvermögen wie und welchen darauf bezogenen Ertragsanspruch als
    ökonomisch Gültiges durchbringt. Dies erfolgt – und darauf gehen Sie nichts im
    Entferntesten ein – über Konkurrenzstrategien , die auf den direkten Untergang
    feindlicher Kapitale abzielen, auch im Wege der Selbstentwertung als Art
    der absoluten Unterbietung im Gerangele um die dezimierte gesellschaftliche
    Zahlungskraft.
    Sie leugnen nicht nur diese Faktizität, sondern behaupten den Unsinn bezogen
    aufs Finanzkapital,Rettung von Banken sei das Gleiche wie Verhinderung
    großdimensionierter Abschreibung haltloser Kredite und Werttitel: als ob nicht
    auch hier Krisenkonkurrenz der erlesenen Art zwischen den Finanzkapitalen
    stattfindet, wer gegen wen die Entwertung abenteuerliche Finanzprodukte durch-
    drückt. Die Verlagerung von faulen Schuldtiteln in Bad Bank ist nicht dasselbe
    wie , ihre Entwertung ungeschehen zu machen. Es ist der ökonomische Nonsens
    einer scheinbaren fortgesetzten Inwertsetzung längst abzuschreibenden Wertschrotts.
    Dies und wie die Staaten das Kunststück verfertigen, auf wertlosen Geld-/
    Kredithaufen der Banken noch einen haufen Kredit als „Rettungsschirm“
    draufzupacken, was den Widerpruch der Kreditausweitung angesichts allseitiger,
    weltweiter Überakkumulation von Kapital und Finanztiteln eskaliert – welche
    Erklärung Sie schuldig sind mit ihrer Vereinfachung des Geldeinschleusens
    nach Griechenland als Tour eines quasi Freikaufes von der Finanzkrise – :dies rächt
    sich nämlich spätestens an der ökonomischen (Welt-)Geltung des jeweils nationalen
    Geldes selbst: und darum geht dann nämlich das globale Krisenmanagement von
    Staaten gegeneinander, wer erstens die Entwertung in Gestalt des Untergangs fremden
    Kapitals und die Gültigkeit seines Nationalgeldes gegen das der feindlichen
    Wirtschaftsmächte durchsetzt.
    Und an Griechenland verharmlosen Sie, was da wie als „Rettung“ vonstatten geht:
    die Aufrechterhaltung des Scheins elementarer Kreditwürdigkeit ging über das
    Abwracken eines ganzen Wirtschaftsstandortes mit durchgreifender Verarmung
    und Verelendung des Volkes zu dem einigen Zweck, die großzügige Kreditgeste
    der EU irgendwie zu rechtfertigen.
    Sie begreifen nicht die darin liegende Brutalität: absolut ohne Kreditwürdigkeit
    dastehend und angesichts vollkommenem Darniederliegends der Nationalwirtschaft
    werden die Griechen bis zum St.-Nimmerleinstag darauf verpflichtet, „Rettungskredite“
    auf Heller und Pfennig zu bedienen, wo das Land eigentlich zahlungsunfähig gemacht
    wurde durch die Konkurrenz der europ. „Partnerökonomien“ Was da an
    „Rettungskrediten“ reingepumpt wurde, macht das Urteil der internationalen Finanzmafia
    nicht obsolet, dass der griechische Staat absolut kreditunwürdig ist und eigentlich
    der Staatsbankrott ansteht.
    Was Sie verwechseln ist die Art und Weise der Durchsetzung der Finanz- und
    Wirtschaftskrise damit, dass sei sowas wie ein Auffangen, Verzögern der eingerissenen
    Weltkrise:
    so stimmt das auch nicht mit der „Rettung“ der italienischen Banken: Ausgangspunkt
    war erst mal, dass die sich wie andere Banken auch in ihre Krise hineinspekuliert haben
    bis dahin,dass sich in ihren Bilanzen nichts als „heiße Luft“ angehäuft hat. Diese
    f a k t i s c h e finanzkapitalistische Unbrauchbarkeitserklärung des Bankvermögens
    als so gelaufene verkehrt sich nicht in eine eigentlich gar nicht Stattgefundene dadurch,
    dass jetzt der italienische Staat einspringt mit „frischem Geld“. Die Entwertung ist als
    nicht zu leugnende abgehakt. Die „Rettung“ zielt einzig auf den Fortbestand der
    Geldinstitute in einem ganz elementaren Sinne der Inkarnation des ökonomischen
    Lebensmittels jeder Nation, nämlich ihres (Kredit-)Geldes an und für sich, und ist
    nicht der Unsinn eine Verhinderung der Krise/Entwertung.

    g

  9. Hallo Dr. Kritikus,
    was mich stört:

    Sie spielen sich auf als eine Art „Anwalt der Armen und Entrechteten“ und werfen mir vor, daß mir (und auch anderen) die Armut, Not und Elend des alltäglichen Kapitalismus weitgehend egal wären.
    Als ob es in Wirklichkeit nicht so wäre, daß die allermeisten heutigen Menschen von einer vernünftigen Kapitalismus-Kritik nichts wissen möchten.
    Dafür kann ich wirklich nichts.

    Zudem möchte ich darauf aufmerksam machen, daß z.B. in Griechenland usw. eine große Mehrheit der Bevölkerung trotz der einschneidenden Sparmaßnahmen weiterhin marktwirtschaftliche bzw. kapitalistische Verhältnisse möchten, was mit Sicherheit nicht in meiner Verantwortung liegt.
    Und wer Marktwirtschaft bzw. Kapitalismus möchte, sollte sich über die Folgen nicht beschweren.
    (Ähnlich wie hierzulande es bekanntlich auch Millionen Menschen gibt, die wenig zum Lachen haben und dennoch lieber „rechts“ oder sonstwas als „links“ bzw. sozialistisch oder gar kommunistisch werden.)

    Desweiteren empfehle ich Ihnen, sich ‚mal den Vortrag „Krise, Krisenkonkurrenz, Gewaltkonkurrenz, Krieg“ (z.B. auf „youtube“) anzuhören, in dem Peter Decker treffend die Übergänge von der Krise zur Gewalt bis hin zum Krieg ausführlich erklärt.

    Grüße
    Michael Hübner

  10. Vielleicht noch an Dr. Kritikus:

    Einmal abgesehen davon, daß es kein „Weltkapital“ gibt (sondern nur konkurrierende Kapitalien) und es ohne die massiven staatlichen Interventionen seit 2007 nicht einmal mehr einen Kapitalismus gäbe usw.

    Der grundsätzliche Fehler Ihres Denkens ist, daß für Sie der Kapitalismus seit seinem Bestehen anscheinend stets derselbe geblieben ist mit gelegentlichen Krisen und Aufschwüngen usw.
    Das ist zwar „im Kern“ richtig.
    Allerdings hat sich der Kapitalismus natürlich weiter entwickelt.
    (Obwohl weiterhin kapitalistisch, ist die heutige Welt nicht mehr dieselbe wie noch vor 20, 50 oder gar Hundert Jahren.)
    Die Welt ist nunmal nicht statisch, sondern dynamisch.

    Deshalb hat die derzeitige Finanz- und Weltwirtschaftskrise noch ganz andere Auswirkungen als die vorherige in den 1930er-Jahren, als die internationalen Verflechtungen noch weitaus geringer waren.
    (Während schon damals der 2.Weltkrieg der einige Ausweg war.
    Bekanntlich kam z.B. auch in den USA usw. die Konjunktur erst wieder mit den Kriegsvorbereitungen in Schwung.)

    Grüße
    Michael Hübner

    Noch eine Anmerkung zu Griechenland:
    SYRIZA wurde bekanntlich mehrheitlich nicht gewählt, um den Kapitalismus abzuschaffen.
    Sondern vielmehr, um die nationalen Interessen Griechenlands gegen die sog. Troika besser zu vertreten.
    (Das sollte bei allem Mitgefühl nicht vergessen werden.)

  11. Noch etwas an Dr. Kritikus:
    (Um wieder etwas „Boden unter die Füße“ zu bekommen.)

    Mal abgesehen von staatlichen Garantien und sog. Rettungsschirmen ist das In Wirklichkeit doch im wesentlichen so gelaufen.
    Die meisten Banken hatten seit der 2007 offensichtlich gewordenen Finanzkrise derart viele wertlose Forderungen bzw. Wertpapiere, daß deren Abschreibung zu deren Konkurs und eines weitgehenden Zusammenbruchs des gesamten Finanzsystems geführt hätte.
    Das wurde damit verhindert, daß die Banken diese „giftigen“ Papiere an die EZB (in den USA war es die FED usw.) zu deren früheren Wert verkaufen konnten und dafür „frisches Geld“ bekommen haben.

    Ähnlich war es mit den Staatsanleihen, für die sich keine Käufer mehr fanden und deshalb wertlos waren.
    Da sich die Zentralbanken verpflichteten, diese aufzukaufen, hatten diese wieder einen Wert und konnten weiter gehandelt werden.

    Was heißt das anderes, als daß die Staaten aufgrund ihrer Geldhoheit die fällige Entwertung des überschüssigen Kapitals nicht zugelassen haben?
    Was die Entwertung natürlich nicht ungeschehen macht.
    Während sich ansonsten das von den Zentralbanken herausgegebene Geld als sich vermehrendes Kapital zu bewähren hat, wurden in derartigen Fällen die Verluste von mißlungenen Geschäften ausgeglichen.
    Was auf Dauer und im großen Stil den Wert einer Währung vermindert.

    Da diese „Rettungen“ insgesamt nicht nur die Bilanzen der Zentralbanken „aufgebläht“, sondern auch die Staatsschulden in die Höhe getrieben haben, braucht es dringend neues kapitalistisches Wachstum, das diese Maßnahmen nachträglich rechtfertigt.

    Und das ist – vor allem in Krisenzeiten – keineswegs nur eine ökonomische, sondern letztlich eine Gewaltfrage zwischen den Staaten, wer die „Geschäftsbedingungen“ zum eigenen nationalen Vorteil bestimmt.

    Grüße
    Michael Hübner

  12. Zur Vermeidung von Mißverständnissen:
    Gewalt heißt nicht gleich Krieg.
    Derzeit versuchen es z.B. die USA bzw. Trump und die Seinen (die bekanntlich vor allem mit der bisherigen Weltwirtschaftsordnung höchst unzufrieden sind) noch mit Drohungen und Erpressungen sowie gelegentlichen sog. Militärschlägen, die Welt in die von ihnen gewünschte Richtung zu bringen.
    Derzeit noch.

    Grüße
    Michael Hübner

    Wie bereits mitgeteilt:
    Im Vortrag „Krise, Krisenkonkurrenz, Gewaltkonkurrenz, Krieg“ von Peter Decker (z.B. auf „youtube“) werden die Übergänge bestens erklärt.