Björn Hendrig: Machtwechsel in Syrien: Wenn die Falschen für die Richtigen gewinnen
Von webmaster • Dez. 21st, 2024 • Kategorie: AllgemeinBjörn Hendrig: Machtwechsel in Syrien: Wenn die Falschen für die Richtigen gewinnen
… dann werden sie schon auch richtig sein: Islamisten stürzen al-Assad, und der Westen jubelt. Als Dank bombardieren das Land USA, Israel und die Türkei. Wie passt das zusammen?
Jetzt ist der „Gewaltherrscher“ also weg. Unter dieser Bezeichnung firmierte Baschar al-Assad seit Jahren in hiesigen Medien und nun ein letztes Mal (etwa Deutsche Welle und WDR).
„Die grausame Diktatur ist kollabiert“, postet EU-Präsidentin Ursula von der Leyen auf X. Der französische Präsident Emmanuel Macron und der britische Premier Keir Starmer nennen die gestürzte Regierung „barbarisch“.
Bundeskanzler Olaf Scholz stimmt in die Begeisterung ein: Assad habe „sein eigenes Volk auf brutale Weise unterdrückt, unzählige Leben auf dem Gewissen und zahlreiche Menschen zur Flucht aus Syrien getrieben, viele kamen auch nach Deutschland“.
Wenn Gewaltherrscher „Gewaltherrscher“ rufen
Die falschen Verbündeten? Dann ist ein Aufstand willkommen
Fast unmöglich: Alle in Syrien aktiven Gewalthaber auflisten
Das „Böse“ ist weg – aber hat es ein „Guter“ ersetzt?
Erst einmal Fakten schaffen durch massive Zerstörungen
Ein aufblühendes Syrien? Wen interessiert das?
Dauerbrenner Washingtons: In Syrien sind die Falschen an der Macht
Das negative Interesse der USA
Der Türkei geht es um Krieg gegen die Kurden und Einfluss in Nahost
Alle Staaten verteidigen sich – wer bedroht denn dann deren Sicherheit?
Deutschland applaudiert und will profitieren …
… mit mehr Bundeswehr in Nahost und massenhafter Abschiebung
Al-Assad ist weg – doch die Kämpfe in Syrien gehen weiter
Die Sicherheit des Westens wird auch in Syrien verteidigt
Wie auch immer, der Westen jubelt. Sein Sicherheitsinteresse hat sich im Fall Syrien so buchstabiert: weg mit einem Bündnispartner der Feinde Russland und Iran. Dem wurde nun Genüge getan.
Jetzt geht es darum, dieses Ergebnis zu festigen. Also auch die beiden verbliebenen russischen Stützpunkte sollten fallen. Der neue Machthaber HTS sollte das unterstützen und nicht auf die Idee kommen, in der falschen Richtung Beziehungen aufzubauen.
Wenn doch, müssten USA & Co sich erneut verteidigen. Denn zur weltweiten Sicherheit des Westens gehört ein Naher Osten, der der Ausbeutung des Kapitals und dem ihn schützenden Einfluss der erfolgreichen Staaten vollständig zur Verfügung steht.
Dieses Prinzip gilt auch im Falle Syriens. Der HTS sollte das beherzigen, wenn er an der Macht bleiben will. Für die Syrer unter welcher Herrschaft auch immer sind das keine guten Aussichten.
Aber um das gemeine Volk geht es nun einmal nicht bei Sicherheit und Verteidigung. Schlimmer: Die Untertanen müssen mit Leib und Leben dafür herhalten, wenn der Staat, dessen Pässe sie haben, sie zur Verteidigung in den Krieg zieht.
https://www.telepolis.de/features/Machtwechsel-in-Syrien-Wenn-die-Falschen-fuer-die-Richtigen-gewinnen-10215522.html
„Denn zur weltweiten Sicherheit des Westens gehört ein Naher Osten, der der Ausbeutung des Kapitals und dem ihn schützenden Einfluss der erfolgreichen Staaten vollständig zur Verfügung steht.“
Das ist gerade nicht der Witz, dass sich etwas der Iran bzw. Syrien vor- oder nachher der Ausbeutung durch das Kapital entziehen würde würde. Herrscht dort Sozialismus oder was?! Der Grund ist hierbei (wie übrigens auch in Bezug auf Russland) ein REIN politischer, also dass diese Staaten in der vom Westen vorgesehen Weltordnung nicht so mitspielen wie sie es sollten. Statt die entsprechenden „Plätze“ einzunehmen annektieren sie Territorien, entwickeln Atomwaffen oder führen einen Stellvertreterkrieg gegen Israel etc. Das „Schema“, laut dem sich der Staat außen wendet aus seinem Kapitalstandortinteresse heraus, lässt sich hier nicht so „anwenden“, weil es die unterschiedlichen Standpunkte und individuellen Handlungen der Machthaber/Obrigkeiten nicht berücksichtigt: ökonomisch ist nicht immer gleich politisch.