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Suitbert Cechura: Journalismus: aus freien Stücken für das Kapital

Von • Mai 31st, 2021 • Kategorie: Allgemein

Suitbert Cechura: Journalismus: aus freien Stücken für das Kapital

 

Vorwürfe an etablierte Medien lauten: Sie kungeln mit Politik und Wirtschaft, verbreiten vorgefasste Meinungen. Da ist zwar etwas dran.

Aber Bestechung und Aufträge braucht es dazu nicht.

 

Journalisten müssen nicht unbedingt lügen, um ihre Parteilichkeit für die herrschenden Verhältnisse zu demonstrieren. Sie führen ständig Zahlen, Studien oder wissenschaftliche Erkenntnisse an, um die Sachlichkeit ihrer Darstellung zu untermauern. Dabei kommt es immer darauf an, wie die Zahlen und Fakten genutzt und womit sie in Beziehung gesetzt werden. Manchmal reicht es schon, Ereignisse in einer bestimmten Reihenfolge anzuordnen, um den Schein von Ursache und Wirkung zu erzielen.

Gepflegt wird so das Bild einer Lage – zum Beispiel der Pandemie -, auf die die Politik reagieren muss. Damit ist nicht die Politik, sondern in diesem Fall das Virus der Grund allen Übels und die Politik die geforderte Instanz. Deren Tun kritisch im Blick darauf zu begleiten, ob es erfolgreich ist und den landläufigen Idealen wie Gerechtigkeitsvorstellungen entspricht – darin sehen Journalisten ihre Aufgabe. Dafür greifen sie in der Regel nicht zur Lüge. Sie setzen „nur“ die Parteilichkeit für die nationale Sache, für den Erfolg des Standorts Deutschlands in einer zunehmend schärfer werdenden „Großmachtkonkurrenz“ als Selbstverständlichkeit voraus, und schon ergibt sich für sie von selbst, wie man die Faktenlage zu sehen hat.

Zu beobachten ist diese journalistische Sicht der Dinge anhand vieler politischer „Problemlagen“ im Zusammenhang mit „Corona“ – zum Beispiel bei den Themen Kurzarbeit und Rente: „Das deutsche Modell“ überschrieb die Süddeutsche Zeitung einen Artikel von Alexander Hagelüken im Wirtschaftsteil vom 10. Mai 2021. Aus einer Hochrechnung wird hier kurzerhand eine Meldung: „Die Kurzarbeit rettet mindestens zwei Millionen Jobs“ – und damit ein Faktum, das gleich von anderen Medien, so auch von der Funke-Mediengruppe, aufgegriffen wird (WAZ, 11. Mai 2021). Dies bildet dann die Basis für ein Lob auf die Regierung: „Die Regierung kann in der Corona-Krise einen Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern“ (SZ).

Alltägliche Berichterstattung, könnte man meinen – Qualitätsjournalismus, wo alle Zitate stimmen, wie es sich für ein Land gehört, das noch Anfang Mai im Deutschen Bundestag die Pressefreiheit feierte. Wer mag hier schon, wo sogar wissenschaftliche Expertise im Hintergrund steht, ein Beispiel für die herrschende tendenziöse Berichterstattung erkennen?

 

Können Unternehmen an einem Virus erkranken?

Nicht Corona entlässt, sondern das Kapital

Wer für wessen Krise zahlt

Rentner als Krisengewinnler? Ein Vorschlag zur Schröpfung

Produktivitätssteigerung? Doch nicht für höhere Löhne und Renten!

Inflation? Die gibt es auch noch?

 

So schließt sich Lob und Kritik der Regierung zusammen. Die Sorge um den Erfolg der Nation verleitet den Autor so einmal zum Lob, dann auch zur kritischen Beauftragung der Regierung und weiß die Fakten entsprechend zu gestalten.

 

 

https://www.heise.de/tp/features/Journalismus-aus-freien-Stuecken-fuer-das-Kapital-6053775.html?seite=all

6 Responses »

  1. Sei’s drum, ob die Journaille einen direkten Zusammenschluss
    der schädigenden Wirkungen staatlicher Seucheneindämmung
    v.a. für die Lohnwerker und dem Virus selbst behauptet: erst
    mal kommt deren Parteinahme fürs hoheitliche
    Seuchenmanagement daher, dass sie realiter mit der Politik einig
    in der Diagnose ist, dass die sog. Volksgesundheit als Geschäftsmittel
    fürs Kapital und überhaupt für die staatliche Machtentfaltung
    gegen die nennenswerte Affizierung durchs Virus betreut werden
    müsse. Was da als sachzwanghaftes Staatshandeln wegen
    Virusausbreitung in die Welt gesetzt wird, verdankt sich einzig dem
    nationalökonomischen und nationalen Interesse der bürgerlichen
    Hoheit, die kapitalistische Geschäftsfähigkeit des Standorts zu sichern.
    Und dies wäre der Haupteinwand gegen die Pressefritzen: das
    selbstverständliche Ausgehen davon, dass Virusbekämpfung einzig
    ihren Grund und Zweck in dem reibungslosen Laufen des Systems der
    Geld-/Kapitalvermehrung habe. Und wie erfolgreich die Politik in dieser
    Hinsicht sei, das hat man der Journaille anzukreiden – und wie sie
    d’accord geht mit den gemeinen Berechnungen des Staates dabei,
    wie der nämlich mit einer hinnehmbaren Masse an Opfern kalkuliert
    für den Weiterbetrieb des kapitalistischen Ladens, nicht nur derjenigen
    des Virus, sondern wie mit den selektiven Beschränkungen des
    Standortverkehrs und damit der eingerissenen Geschäftseinbrüche
    das Kapital seinen abhängig Beschäftigten dies in Form von
    Entlassungen und Kurzarbeit ausbaden lässt – was Cechura nebenbei
    verkehrt in eine Linie stellt mit den gewöhnlichen Rezessionen:
    seuchenbekämpfungsbedingt lag/liegt hier keine Überakkumulation
    vor, sondern Einschnitte im Kapitalkreislauf an der Schnittstelle der
    Warenversilberung. Natürlich hat man es bei der freien Presse nicht
    mit bloßem Nachäffen des politischen Corona-Management zu tun:
    ganz aus freien Stücken macht sie untertänig Alternativen der
    Dienlichkeit für den nationalen und Kapitalstandort auf hinsichtlich
    Ausmaß und Varianten der Seucheneindämmung; Ausreißer, die sich
    wohl eher bei Epidemiologen/Virologen umtreiben, wollen die Politik
    auf mehr Volksfreundlichkeit festlegen mit dem Einfall einer
    Zero-Covid-Strategie. – Auch ist nicht nachvollziehbar, wie C. die
    Berechnungen des Staates, die entscheidenden
    Kapitalvermehrungsstätten möglichst von seinen Lockdowns
    auszunehmen und stattdessen auf weniger „Systemrelevantes“ wie die
    Freizeitindustrie sich zu fokussieren mit seinen Shutdowns, wie als
    Beispiel für die These zu nehmen, ob regelrechter Produktionsstillstand
    nötig wäre, hänge nicht nur von der Zahl der Erkrankten, sondern auch
    von der „Art des Wirtschaftens“ ab: die Anti-Pandemiemaßnahmen
    waren wegen des Umstandes, dass der demokratische Kapitalismus
    gerade von der Kontinuität des Gewinnemachens lebt, darauf abgestellt,
    den Fall eines vollständigen Herunterfahrens der Geschäftemacherei
    unbedingt zu vermeiden; von nichts anderem her erklärt sich die Sorte
    staatlichen Einsatzes gegen eine Seuche: welche Geschäftssphären
    könnten vertretbar für das kapitalistische Ganze runtergefahren werden
    und wie viel Infizierte und Tote wären vereinbar mit dem Restbetrieb
    der bürgerlichen Chose. Zugleich ließ er die Wirkungsstätten für den
    Profit nicht einfach den Bach runtergehen, wiewohl einiges an
    Firmenzusammenbrüchen in Rechnung gestellt wird: die prinzipielle
    Geschäftsfähigkeit hat er mit viel Kredit gestützt.

    Die gemeine/absurde Logik bürgerlich-staatlicher Seuchenbekämpfung
    erhellt ausführlich folgende Veröffentlichung:

    Karla Kritikus
    Covid-19 – Von den Gemeinheiten und Absurditäten staatlicher Seuchenbekämpfung
    in Sachen Corona-Virus 2019, erweiterte Auflage 2021/Verlag Epubli

  2. Sei’s drum, ob die Journaille einen direkten Zusammenschluss
    der schädigenden Wirkungen staatlicher Seucheneindämmung
    v.a. für die Lohnwerker und dem Virus selbst behauptet: erst
    mal kommt deren Parteinahme fürs hoheitliche
    Seuchenmanagement daher, dass sie realiter mit der Politik einig
    in der Diagnose ist, dass die sog. Volksgesundheit als Geschäftsmittel
    fürs Kapital und überhaupt für die staatliche Machtentfaltung
    gegen die nennenswerte Affizierung durchs Virus betreut werden
    müsse. Was da als sachzwanghaftes Staatshandeln wegen
    Virusausbreitung in die Welt gesetzt wird, verdankt sich einzig dem
    nationalökonomischen und nationalen Interesse der bürgerlichen
    Hoheit, die kapitalistische Geschäftsfähigkeit des Standorts zu sichern.
    Und dies wäre der Haupteinwand gegen die Pressefritzen: das
    selbstverständliche Ausgehen davon, dass Virusbekämpfung einzig
    ihren Grund und Zweck in dem reibungslosen Laufen des Systems der
    Geld-/Kapitalvermehrung habe. Und wie erfolgreich die Politik in dieser
    Hinsicht sei, das hat man der Journaille anzukreiden – und wie sie
    d’accord geht mit den gemeinen Berechnungen des Staates dabei,
    wie der nämlich mit einer hinnehmbaren Masse an Opfern kalkuliert
    für den Weiterbetrieb des kapitalistischen Ladens, nicht nur derjenigen
    des Virus, sondern wie mit den selektiven Beschränkungen des
    Standortverkehrs und damit der eingerissenen Geschäftseinbrüche
    das Kapital seinen abhängig Beschäftigten dies in Form von
    Entlassungen und Kurzarbeit ausbaden lässt – was Cechura nebenbei
    verkehrt in eine Linie stellt mit den gewöhnlichen Rezessionen:
    seuchenbekämpfungsbedingt lag/liegt hier keine Überakkumulation
    vor, sondern Einschnitte im Kapitalkreislauf an der Schnittstelle der
    Warenversilberung. Natürlich hat man es bei der freien Presse nicht
    mit bloßem Nachäffen des politischen Corona-Management zu tun:
    ganz aus freien Stücken macht sie untertänig Alternativen der
    Dienlichkeit für den nationalen und Kapitalstandort auf hinsichtlich
    Ausmaß und Varianten der Seucheneindämmung; Ausreißer, die sich
    wohl eher bei Epidemiologen/Virologen umtreiben, wollen die Politik
    auf mehr Volksfreundlichkeit festlegen mit dem Einfall einer
    Zero-Covid-Strategie. – Auch ist nicht nachvollziehbar, wie C. die
    Berechnungen des Staates, die entscheidenden
    Kapitalvermehrungsstätten möglichst von seinen Lockdowns
    auszunehmen und stattdessen auf weniger „Systemrelevantes“ wie die
    Freizeitindustrie sich zu fokussieren mit seinen Shutdowns, wie als
    Beispiel für die These zu nehmen, ob regelrechter Produktionsstillstand
    nötig wäre, hänge nicht nur von der Zahl der Erkrankten, sondern auch
    von der „Art des Wirtschaftens“ ab: die Anti-Pandemiemaßnahmen
    waren wegen des Umstandes, dass der demokratische Kapitalismus
    gerade von der Kontinuität des Gewinnemachens lebt, darauf abgestellt,
    den Fall eines vollständigen Herunterfahrens der Geschäftemacherei
    unbedingt zu vermeiden; von nichts anderem her erklärt sich die Sorte
    staatlichen Einsatzes gegen eine Seuche: welche Geschäftssphären
    könnten vertretbar für das kapitalistische Ganze runtergefahren werden
    und wie viel Infizierte und Tote wären vereinbar mit dem Restbetrieb
    der bürgerlichen Chose. Zugleich ließ er die Wirkungsstätten für den
    Profit nicht einfach den Bach runtergehen, wiewohl einiges an
    Firmenzusammenbrüchen in Rechnung gestellt wird: die prinzipielle
    Geschäftsfähigkeit hat er mit viel Kredit gestützt.

    Die gemeine/absurde Logik bürgerlich-staatlicher Seuchenbekämpfung
    erhellt ausführlich folgende Veröffentlichung:

    Karla Kritikus
    Covid-19 – Von den Gemeinheiten und Absurditäten staatlicher
    Seuchenbekämpfung in Sachen Corona-Virus 2019, erweiterte Auflage 2021/Verlag Epubli

  3. Hallo Karla

    Ich habe ne ernstgemeinte Frage. Wahrscheinlich stehe ich auf dem schlauch.

    Covid 19 und Pandemie war ab Mitte März letzten Jahres in BRD resp. EU aktuell. Das Buch ist aber von 2019. Wie geht das zusammen?

    Grüße

  4. Suitbert Cechura: Der Antisemitismusvorwurf in Aktion

    Beim Staat Israel gilt ein Kritikverbot.

    Wer sich als Deutscher mit Bedenken zum Staat Israel und dessen politisch-militärischen Aktivitäten äußert, läuft rasend schnell Gefahr, als Antisemit abgestempelt zu werden. Denn immer wieder wird die Kritik an Israel mit einer rassistischen Kritik an Juden, mit Judenhass, gleichgesetzt.

    Dann hören die Differenzierungen, die die Experten natürlich kennen, sofort auf. In der hiesigen Öffentlichkeit wird dann der Unterschied zwischen der generellen Verurteilung von Juden – gleich Antisemitismus – und einer kritischen Beurteilung israelischer Politik oder der Räson dieses Staates – gleich Antizionismus – zielstrebig zum Verschwinden gebracht. So gerade in den letzten Wochen, als der Konflikt im Nahen Osten eskalierte und auf Deutschlands Straßen Demonstrationen und Kundgebungen stattfanden.

    Warum das so ist, sollte man einmal genauer prüfen, und zwar ohne die prinzipielle Parteilichkeit, die bei dem Thema hierzulande vorgeschrieben ist.

    Der Ausgangspunkt: Protest gegen eine Kriegspartei

    Wir Deutschen…

    …tragen geschichtliche Verantwortung für

    …das Existenzrecht des Staates Israel

    Nationalreligiöser Klartext: Der Judenstaat

    „Die uneingeschränkte Solidarität Deutschlands“

    Seit seiner Gründung befindet sich dieser Staat in Konfrontation zu seinen Nachbarn, hat Teile Syriens annektiert und definiert seine Sicherheitsinteressen so, dass er ungefährdet alle Nachbarn bedrohen kann. Dazu ist er nicht nur von den USA reichlich mit Waffen ausgestattet worden, sondern auch von Deutschland. So werden Nachbarn wie Syrien oder auch der Iran immer wieder terrorisiert, und israelische Luftschläge gelten selbstverständlich als vorbeugende Gefahrenabwehr.

    Mit diesem dauerhaften Kriegszustand gefährdet der israelische Staat auch das Leben vieler Menschen, als deren Heimstatt er sich in Szene setzt. Dies alles wird von Seiten der deutschen Regierung mit ihrer Solidaritätsadresse abgehakt, Recht und Unrecht in bester Schwarz-Weiß-Manier auf die beiden Parteien verteilt.

    Dagegen zu protestieren, gilt dann als Anschlag auf Israel und sein Selbstverteidigungsrecht. Der Anspruch, dass der israelische Staat identisch ist mit allen Juden, die sich irgendwo auf dem Globus finden lassen, dass er also in deren Volksnatur verankert ist, wird nicht in Frage gestellt.

    Wenn sich aber Demonstranten darauf beziehen und in der nationalistischen Logik weiterdenken, gilt das schlichtweg als Antisemitismus, als Ausdruck eines irrationalen Judenhasses, der – so die spezielle deutsche Nutzanwendung – unverkennbar aus einer fremden (muslimischen, arabischen…) Welt stammen muss: „importierter Antisemitismus“ eben, der in der mustergültig geläuterten deutschen Nation nichts zu suchen hat.

    https://www.heise.de/tp/features/Der-Antisemitismusvorwurf-in-Aktion-6067547.html?seite=all

  5. Betrifft: Aaribert on Juni 12th, 2021 at 16:22:

    „Covid 19 und Pandemie war ab Mitte März letzten Jahres in BRD resp. EU aktuell. Das Buch ist aber von 2019. Wie geht das zusammen?“

    Die Frage beruht auf einem Missverständnis: die Jahreszahl bezieht sich auf den speziellen
    Corona-Virus, d e s s e s Aufkommen und Verbreitung zur Pandemie aus dem Jahr 2019
    stammt (alternative Benennung zu „Corona-2019“: Covid-19).

    Dass Buch behandelt die seuchenpolitischen Ereignisse bis Ende 2020 in einer erweiterten
    Auflage aus 2021.

  6. Danke, für die Antwort. Alles klar. So stehts auch drin bei den online Buchhändlern.
    Scheiß Sonnenstich…