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Kein Kommentar: Das aktuelle Stichwort: Antisemitismus

Von • Nov 1st, 2023 • Kategorie: GSP-Radio

Kein Kommentar: Das aktuelle Stichwort: Antisemitismus

https://cba.fro.at/638858

In der Debatte um Krieg und Terror werden auch die pro-Palästina-Demonstranten gern unter dem Stichwort „Antisemitismus“ besprochen – damit soll also jede Kritik an Israel diskreditiert sein, durch die Gleichsetzung mit dem Völkermord an den Juden im Dritten Reich.

Halbwegs geduldete bis achtbare Unterscheidungen, zwischen einer Kritik am Staat Israel oder am Zionismus, als irgendwie noch verständlicher Einwand gegen Landnahme und Vertreibung, im Unterschied zu rassistischen Anwürfen gegen „die Juden“ – die haben sich erledigt.

Nun gut, dann also zum Antisemitismus und seiner Verwendung.

[Dass mit der freizügigen Verwendung das gute, alte, ehrwürdige Dogma von der „Einzigartigkeit“ der Hitlerei irgendwie in Aufweichung oder Auflösung begriffen ist, scheint niemanden zu tangieren. Oder hat sich das durch die gewohnheitsmäßige Vergleicherei des jeweils aktuellen Schurken der westlichen Welt mit Hitler ohnehin schon erledigt?! Saddam Hussein, Milosevic, Putin etc. – alles Hitler? Ziemlich regelmäßig unterwegs, fast schon gewöhnlich, „das Böse“.]

Thesen zum „Antisemitismus“

Versuch einer Definition: Antisemitismus ist erst mal eine Konstruktion dergestalt, dass da ein Bild des Juden, der Juden, des Judentums … gezeichnet wird, und zwar so, dass aus diesem Bild das „Anti“, also die Gegnerschaft zum Juden, zu den Juden, zum Judentum geradezu zwingend hervorgeht.

Wie ersichtlich, geht es von vornherein um ein völkisch bestimmtes, homogenes Kollektiv in dem Sinn, dass darin alle Individuen aufgehoben sein sollen, womit sie eindeutig festgelegt sind. Alle individuell unterschiedlichen Interessen, Bedürfnisse, Lebenslagen, Einstellungen, Geisteshaltungen etc. der betroffenen Leute mögen vorhanden sein oder auch nicht, sie sind jedenfalls irrelevant, denn der Mensch, der unter so ein Kollektiv subsumiert wird, der ist in diesem Bild durch seine Zugehörigkeit determiniert, und zwar dahingehend, dass ihm dieses sein Judentum zwangsläufig das Höchste auf der Welt ist und er gar nicht anders kann, als es auszuleben und ihm dienen zu wollen: Als Volk zu funktionieren.

Deswegen ist also alles dasselbe: Der Jude, die Juden, das Judentum als völkische Eigenart, und mittlerweile der Staat Israel.

Der Vollständigkeit halber: Dieses verbreitete Bild von Völkern als national definierten Kollektiven, bestehend aus lauter durch die Nationalität bestimmten Individuen, auf dem der Antisemitismus aufbaut – das ist heutzutage ziemlich normal. So sollen sie sein, die Völker.

Warum kommt es nun zur Konstruktion eines solchen Bildes von dem oder den „Juden“, aus dem das „anti“ naturwüchsig folgen soll?

Vorweg: Das liegt an den Maßstäben, die an Juden angelegt werden.

Antisemitismus historisch: Aus Liebe zu Deutschland, tödlich!

Antisemitismus allgemein: Aus Liebe zum Vaterland, unvermeidlich!

Antisemitismus aktuell: Aus enttäuschter Liebe zu westlichen Werten, verboten!

Verglichen mit solchen journalistischen Spitzenleistungen an parteiischer Lächerlichkeit hat ein damaliger Staatsgründer sehr nüchtern befunden:

„Wenn ich ein arabischer Führer wäre, würde ich nie einen Vertrag mit Israel unterschreiben. Es ist normal; wir haben ihr Land genommen. Es ist wahr, dass es uns von Gott versprochen wurde, aber wie sollte sie das interessieren? Unser Gott ist nicht ihr Gott. Es gab Anti-Semiten, die Nazis, Hitler, Auschwitz, aber war es ihre Schuld? Sie sehen nur eine Sache: Wir kamen und haben ihr Land gestohlen. Warum sollten sie das akzeptieren?“ – David Ben-Gurion
https://de.wikipedia.org/wiki/David_Ben-Gurion#cite_note-12

In der Lage entscheidet eben das Faustrecht des Stärkeren; seit Jahrzehnten. Für die „grundlegenden Rechte des palästinensischen Volkes“ ist nach wie vor ausschließlich Israel zuständig; die Palästinenser nicht. So interpretieren die global zuständigen USA die Lage.

Literatur:

https://www.derstandard.at/story/3000000192938/wenn-mitf252hlende-vernunft-fehlt
https://www.derstandard.at/story/3000000192675/trauer-um-bruder-nach-hamas-terror-missbraucht-unseren-schmerz-nicht-fuer-krieg
https://www.derstandard.at/story/3000000193215/das-westjordanland-im-sog-des-gaza-krieges

Eine Materialsammlung:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=105683

Ausführlich über die „einzigartige Allianz“ von USA und Israel
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/israel-2019

thegrayzone über die Genese und mediale Verbreitung von Gräuelmeldungen:
https://thegrayzone.com/
https://thegrayzone.com/2023/10/06/maidan-color-revolution-georgia/

Zu den westlichen Werten:
https://cba.fro.at/584940

Zum Verlangen von „USA und Europa nach Menschenrecht und Freiheit überall auf der Welt“:
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/demokratie-den-nahen-osten

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Zu einem Kommentar im Standard vom 30.10.2023
https://www.derstandard.at/story/3000000193213/antikolonialismus-fuehrt-linke-bei-der-hamas-auf-den-irrweg

Endlich Nägel mit Köpfen in der Antisemitismus-Debatte:
Linke sind keine Antisemiten, sie sind bloß genau so schlimm! Daher weg mit unpassenden westlichen Werten!


https://cba.fro.at/638858

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