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Hamburg | 06.02.2023 | Freerk Huisken: Abweichende Meinungen zum Frieden

Von • Feb 1st, 2023 • Kategorie: Veranstaltungen

Zeit: Montag | 06.02.2023 | 19 Uhr
Ort: Uni Hamburg | WiWi Bunker | Von-Melle-Park 5| Raum A
Veranstalter: Referat für Kultur und politische Bildung des AStA der UHH

Vortrag und Diskussion mit Freerk Huisken:

Abweichende Meinungen zum Frieden

In einer Zeit, in der die Anschaffung von Waffenarsenalen und ihr gelegentlicher Einsatz „zur Sicherung des Friedens“ ständig auf der Tagesordnung steht, ist ziemlich in Vergessenheit geraten, dass man – wie es immer noch unter Wikipedia nachzulesen ist – unter Frieden auch schon mal den gänzlichen Verzicht von Gewaltmitteln im Verkehr zwischen den Staaten verstehen sollte.

Wenn im laufenden Ukrainekrieg Politiker und Generäle vehement den Frieden als ihr höchstes Ziel vortragen, dann versprechen sie denn auch nicht, den Krieg sofort einzustellen. Es verhält sich umgekehrt: Ihre Unterstützung der militärischen Anstrengungen der Ukraine mit Waffenlieferungen an Selenskys Militär gegen die Russische Föderation soll dazu dienen, das Gemetzel bis zu einem bitteren Ende für Putin fortzusetzen.
Gegen das Böse müssen (!) eben auch mal die Waffen sprechen, heißt es aktuell bei Biden, Scholz oder Baerbock. Ausschließlich um den Frieden geht es ihnen dabei – was immer das auch an Opfern und Vernichtung für die Ukraine und für Russland einschließt. Erkennbar dient der Politik die Berufung auf den Frieden hier allein als Höchstwert zur Rechtfertigung ihrer Kriege.

Man kann sich da schon fragen, wie die Nachkriegs-Friedensordnung wohl aussehen mag, wenn westliche Politiker es für notwendig halten, für sie die Ruinierung jenes Landes inklusive seiner Bevölkerung einzukalkulieren, das doch vor „dem Bösen“ gerettet werden soll!?

Nach dem Ausruf der „Zeitenwende“ durch die Ampelregierung wussten auch hiesige Bürger in übergroßer Mehrheit sofort, dass ohne massenhafte Auslöschung von Menschenleben und der staatsruinösen Verwüstung der Ukraine der Frieden gegen den Verbrecher Putin nicht zu sichern sei – sekundiert von der fast geschlossen hinter der Regierung stehenden deutschen Medienlandschaft. B. Brechts Spruch: „Wenn die Oberen vom Frieden reden, weiß das gemeine Volk, dass es Krieg gibt!“, ist damit auf eine Weise wahr geworden, an die der Dichter wohl nicht gedacht hatte – der setzte immer noch auf einen Antimilitarismus im Volk.

Allenfalls halten einige der heute noch gegen alle Anfeindungen verbliebenen Pazifisten an unbedingtem Friedensglauben fest. Weswegen sie auch der felsenfesten Überzeugung sind, dass das Kriegführen zu einem demokratischen, dem Frieden verpflichteten Staat, wie z.B. dem deutschen, einfach nicht passt. Wenn sich Deutschland dann doch an Kriegen beteiligt, kann das, so vermuten sie, nur das Werk einer geldgeilen Rüstungsindustrie sein: Immer wieder würden sich einzelne Politiker als Rüstungslobby des Verrats an deutscher Staatsräson schuldig machen und damit ihren wahren Staatsauftrag verfehlen. Von ihrer Idealisierung staatlicher Zwecke, sprich: von den Märchen über die deutsche Friedenspolitik, wollen hartgesottene Friedensfreunde einfach nicht lassen.

Die Rede vom Frieden beherrscht die hiesige politische Debatte also allein als moralische Rechtfertigung des Kriegs durch die Politik, als Gehalt loyaler Nationalmoral großer Teile des „gemeinen Volkes“ oder als pazifistische Erfindung wahrer Friedensabsichten der Herrschenden.

Das ist Anlass genug, nicht nur genauer zu ermitteln, was diese aktuelle Friedensdebatte hierzulande anrichtet, sondern auch zu fragen, was eigentlich die friedlichen Verhältnisse zwischen Staaten auszeichnet, für deren Sicherung der Westen glatt die Verwüstung des ukrainischen Staatswesens in Kauf nimmt.

https://www.gegenargumente-hamburg.de/empfehlung-veranstaltung-des-asta-kulturreferats-mit-freerk-huisken/

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5 Responses »

  1. Was meint das Friedensgerede als „allein moralische Rechtfertigung des Krieges“?

    Im letzten Absatz wird doch ein Hindeuter darauf gemacht, wie Frieden der Westmächte seinem
    reellen Gehalt nach sich buchstabiert, dass er denen Kriege wert ist. Also die Hauptsache
    scheint mir zu sein der durch und durch k r i e g s t r ä c h t i g e Inhalt dessen, was Imperialisten
    als Frieden reklamieren. Auffallen könnte einem nämlich, dass sämtliche Avancen auch nur
    unter den westlichen Realpolitikern, also jenseits der pazifistischen Friedensfreunde, Richtung
    eines modus vivendi zur Abkehr vom Krieg vehement von maßgeblichen Führern des Westens
    und ihrem Fußvolk zurückgewiesen werden, dass das Gemetzel gegen das Putin-Reich des Bösen
    zum erfolgreichen Ende für die freiheitliche Welt durchgezogen werden müsse.

    Frieden buchstabiert sich auf nichts als die herrschaftlichen Bedingungen der Mächtigen,
    die sie anderen Staaten zuweisen, unter denen sie allenfalls Existenzberechtigung erfahren. Im
    reklamierten Verstoß der Weltherrschaftlichen dagegen ist jederzeit der Übergang zum Waffengang enthalten. So erklärt sich, dass ein Nato-Chef zum Jahreswechsel 2022/23 verkündet, dass Frieden
    sogar gleichbedeutend mit dem Sprechen der Waffen sei bzw. um dessentwillen der Krieg gegen
    die Russen bis zum bitteren Ende geführt werden müsse, um nämlich einem russischen Verstoßer
    gegen die westlich dominierte Weltordnung unmissverständlich zu bedeuten, dass es Frieden nur
    als Aufgabe Russlands als alternative Weltmacht und dessen Unterordnung unter das westlich-imperialistische Weltordnungsregime gibt.

    Für die paar Hinweise auf den i m p e r i a l i s t i s c h e n Gehalt des Friedens wird man
    übrigens auf solchen „liberalen“ Plattformen wie Telepolis, die auch schon mal gegenstand-
    punkt-affine Autoren wie einen Henrig oder Schuster zu Wort kommen lassen als „Volks-
    verhetzer“ rausgekegelt und erhält Kommantar-Verbot.

  2. Die Aufzeichnung ist nun auf der Website von Freerk Huisken verfügbar.

  3. Vortragsaufzeichnungen:
    https://www.fhuisken.de/vortraege.html

    Ankündigungstext:
    https://www.fhuisken.de/downloadable/abweichende-meinung-zum-frieden-hamburg-2023.pdf

    Audiodatei:
    https://www.fhuisken.de/downloadable/audio/abweichendes-zum-frieden-2023-02-06.mp3

  4. Kritische Politik würdigt kritisch unter dem Titel „Kriegspropaganda als Dienst an höchsten Werten versus verkehrte Friedensdoktrin – Ideologisches zum Ukrainekrieg“ deutsche aktuelle Demonstrationen.

    https://www.tages-politik.de/Highlights_politischer_Dummheit/Kriegspropaganda_vs._Friedensdoktrin-2023.html

    (Tippfehler: Im letzten Satz fehlt ein „nicht“ – Das kommt eben davon, wenn man sich den Kriegsgründen gar erst zuzuwenden bereit ist oder sich diese verkehrt zurechtlegt.

  5. Freerk Huisken & Wolfram Grams
    Die Schule diskriminiert und lehrt es Ein Streitgespräch über die gesellschaftlichen Funktionen der Bildungseinrichtungen

    Im Gespräch gehen Freerk Huisken, Bildungsökonom und langjähriger Schulkritiker, sowie Wolfram Grams, früherer Schulleiter und stellvertretender Bundesvorsitzender der Humanistischen Union, kontrovers der Frage nach, wel- che Bedeutung die Diskriminierung der Schülerinnen und Schüler in der Instituti- on Schule hat – und ob es realistische Alternativen dazu gibt.

    https://fhuisken.de/downloadable/lose-texte/streitgespraech-huisken-grams-schule-diskriminiert.pdf