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Kein Kommentar: Die westlichen Werte

Von • Nov 17th, 2022 • Kategorie: GSP-Radio

Kein Kommentar: Die westlichen Werte: Im Faktencheck und in der Praxis

 

Die westlichen Werte sind bekanntlich das, was den freien Westen – nach Eigenauskunft seiner Machthaber und seiner Sprachrohre – so wohltuend von anderen, öfter angefeindeten Staaten und deren „Autokraten“ unterscheidet. Diese Werte erheben den Westen so turmhoch über alle anderen, dass sie ihn ganz fundamental zur permanenten Aufsicht über die Staatenwelt und zum regelmäßigen Eingreifen verpflichten, Kriege natürlich inklusive. Immer dann, wenn die aktuellen „Bösen“ die nach westlichen Regeln „regelbasierte Ordnung der Welt“ gefährden, und damit den „Frieden“ riskieren, den der Westen dann nicht mehr geben kann.

Das erste entscheidende Moment dieser Werte ist – unabhängig vom je bestimmten „Wert“ und dessen lobpreisender Ausgestaltung –, die Stellung der politischen Gewalt zu ihm: In der Berufung auf Werte beansprucht die Staatsmacht eine dienende Stellung; zumindest in diesem „Narrativ“ sind – zumindest formell – ausnahmsweise nicht die „nationalen Interessen“ die Leitlinie der Politik, nicht der nationale „sacro egoismo“, mit dem der damalige italienische Ministerpräsident den Kriegseintritt Italiens im Ersten Weltkrieg begründete.

Geheiligt durch die Werte ist die Nation natürlich schon, aber nicht schnörkellos, unverblümt und selbstbezüglich, sondern über diesen kleinen – sagen wir mal – Umweg, eben als Dienst der Nation an höheren, größeren, erhabeneren moralischen Ungetümen. Indem sich der oder die Werte halt nur durch Gewalt die gebührende Geltung verschaffen können, heiligt sich auf diese Weise unter dem Strich doch wieder die Gewalt, und nichts als die Gewalt der Nation, wenn sie den diversen Werten dient.

 

Der Werte-Anspruch …

… und die Praxis

Es geht um den globalen Kapitalismus …

… unter einem Gewaltregime des Veranstalters

Was hat das mit Russland zu tun?

 

Nun, Russland passt wirklich nicht in diese Welt und ihre westliche Ordnung. Weil dieser Staat von der Sowjetunion nicht nur ein beachtliches Waffenarsenal geerbt hat, das eindeutig unter den Tatbestand der „Massenvernichtungswaffen“ fällt, ein Arsenal also, das nach Meinung der USA nur ihnen zusteht. Auf Basis dieser Gewaltmittel – und Gewalt ist nun mal die bevorzugte Sprache der Staaten – stellt dieser Staat glatt Ansprüche, und zwar vor allem den Anspruch, seine Ansprüche und die zugehörigen sog. „roten Linien“ selber als seine Rechte zu definieren, und nicht von der US-Hegemonie zugestanden oder verweigert zu bekommen.

Aktuell besteht der russische Anspruch darin, keinen feindlich aufgerüsteten Frontstaat an der eigenen Grenze zu dulden. Insofern ist der „Angriffskrieg“ wirklich ein Angriffskrieg: Es ist ein Angriff auf das vom Westen beanspruchte Recht auf Kontrolle der Staatenwelt, auf Kontrolle des globalen Gewalthaushalts. Der Westen hat diesen Angriff auf die Ukraine übrigens sofort genau so und damit völlig richtig verstanden. (A propos Angriff und Verteidigung: Die Frage, was wird denn von wem angegriffen oder verteidigt und warum und wie, die kann man sich ruhig mal stellen.)

Der Frieden der regelbasierten Weltwirtschaftsordnung ist angesichts dessen hinfällig, die Weltwirtschaft bewährt sich als ökonomische Waffe der Veranstalter gegen den russischen Staat – durch den Ausschluss vom Dollar generell und vom Energiemarkt speziell. Als Waffe gegen einen Staat, der sich in den Weltkapitalismus längst konstruktiv einsortiert hat und weiter darin bewegen will, aber ohne sich vom Veranstalter seine Räson diktieren zu lassen.

Nachhören und nachlesen wie immer auf cba.fro.at, Podcast „Kein Kommentar“.

Was die US-Kriege der letzten 30 Jahre betrifft, sind die im GegenStandpunkt veröffentlichten Beiträge inzwischen ein Kompendium zur Zeitgeschichte:

https://de.gegenstandpunkt.com

 

Speziell zur Instrumentalisierung von Demokratie und Menschenrecht der noch immer aktuelle Beitrag:

https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/demokratie-den-nahen-osten

 

https://cba.fro.at/584940

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