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Kein Kommentar: Im Dschungel der westlichen Werte und der Propaganda

Von • Jul 27th, 2022 • Kategorie: GSP-Radio

Kein Kommentar: Im Dschungel der westlichen Werte und der Propaganda

 

Einer der letzten Beiträge – „Selenskyjs Welt“, nachzuhören bzw. zu lesen auf cba.fro.at, Podcast „Kein Kommentar“ – hat Kritik auf sich gezogen. Die Kritik besteht im Wesentlichen darin, dass es sich um Putin-Propaganda handle, damit ist nach Meinung des Kritikers alles gesagt – vor allem, dass sich so etwas nicht gehört.

 

Deswegen hat sich der Kritiker gar nicht erst bei mir beschwert, sondern gleich beim Radio; und der Vorwurf der verkehrten Propaganda hat so etwas wie eine inhaltliche Wiederlegung natürlich nicht nötig. (…)

 

Eine Langfassung des Vorwurfs Putin-Propaganda geht so:

 

„Ukraine ist keine Demokratie, Ukraine ist korrupt, Ukraine wird von rechtsextremen Allianzen regiert, in der Ukraine wird Zensur praktiziert, Ukraine ist für Folter und Tod an russischer Minderheit bzw. Soldaten schuld, Ukraine wird benutzt und Ukraine lässt sich benutzen. Das alles (und einiges mehr) wird nebeneinander aufgezählt und mit etwas Sarkasmus aufgegossen, ohne an irgendeiner Stelle auf den breiteren Kontext und tatsächlichen Verhältnis(se) im aktuellen Krieg genauer einzugehen. … Ist das wirklich die richtige Art, einen Politiker und ein Land schonungslos an den Pranger zu stellen, deren Existenzrecht gerade mit massiven militärischen Mitteln bekämpft wird?“ (…)

 

Ansonsten ist eine bloße Wiederholung diverser Auskünfte – in der Ukraine wird Zensur praktiziert, es gibt Folter und Mord an russischen Soldaten und an Regimekritikern, die Ukraine wird benutzt und lässt sich benutzen – natürlich nicht geeignet, etwas zu widerlegen. Es sei denn, Widerlegung ist nicht das Thema, sondern diese Nacherzählung allein soll das Nacherzählte als Abweichung markieren, und damit als ungehörig!

 

Soweit es mich betrifft, ist diese Abweichung Absicht, und die Behauptung, dass da etwas Wichtiges fehle, nämlich der „breitere Kontext“ und die „tatsächlichen Verhältnisse“ – diese Behauptung hängt in der Luft, solange dieser „Kontext“ und besagte „Verhältnisse“ nicht nachgeliefert werden: Also, her damit!

 

Stichwort Korruption: Vor dem Krieg Dauerthema in der Ukraine

 

Rechtsextremismus und Faschismus in der Ukraine: Das Asow-Regiment

 

Rechtsextremismus und Faschismus in der Ukraine: Der Bandera-Kult

 

Soweit einmal eine Antwort auf den Vorwurf der Propaganda, entlang der Sichtworte „Korruption“ bzw. „Rechtsextremismus“ und „Faschismus“.

 

Der zusammenfassende Befund lautet, dass solche Vorwürfe aus dem umfangreichen westlichen Arsenal der Legitimation bzw. Delegitimation ausländischer Herrschaften sehr berechnend hochgespielt und skandalisiert, je nach Anlass dann auch wieder zurückgestuft, vernachlässigt oder schlicht geleugnet werden, wenn sie nicht mehr zur sogenannten „Realpolitik“ passen, wie bei der Ukraine.

Gegenstand ist also wieder der verlogene, berechnende, selektive Umgang mit den viel besungenen „westlichen Werten“.

 

https://cba.fro.at/568248

3 Responses »

  1. Kein Kommentar: Im Dschungel der westlichen Werte und der Propaganda (2)

    Es geht nun weiter mit einigen Ergänzungen zu den letzten Stichworten, nämlich zum Bandera-Kult durch Ex-Botschafter Melnyk, und zum Asow-Regiment bzw. zu den rechtsradikalen und faschistischen Milizen in der Ukraine.

    Wieder mit Hinwies auf die Leistungen der freien Presse bei der (Nicht)Berichterstattung. Der „Standard“ hat ja mit seiner einfühlsamen Reportage bei den „Kämpfern“ des Asow-Regiments glaubwürdig und authentisch berichtet, dass die selber keine Bedenken gegenüber sich selber haben und auch keine Berührungsängste gegenüber Nazi-Symbolen.

    Wie der publizistische Zufall so spielt, erscheint nun in der Schweizer „Weltwoche“ neulich eine Erinnerung an ukrainische Maßnahmen gleich nach Kriegsbeginn, die durchaus wieder mal gewürdigt werden können: (…)

    Nun noch die Ergänzungen zum ehemaligen Botschafter der Ukraine in Deutschland, und warum er gehen musste. (…)

    Der Krieg als Mittel der Politik

    (…)

    Der Westen besteht darauf, einen Stellvertreterkrieg zu führen, indem die Ukraine durch Waffenlieferungen und logistische Unterstützung ebenso aufmunitioniert wie gebremst wird. Momentan sieht es danach aus, als ob die Verwicklung Russlands in einen Dauer- und Abnützungskrieg als sehr achtbares Zwischenergebnis geschätzt wird, mit allen ökonomischen und menschlichen Unkosten für Russland und die Ukraine; wobei der Wirtschaftskrieg ohnehin erst angelaufen ist, wobei die Aufrüstung der NATO in Osteuropa mit viel Elan vorangetrieben wird, und man sich ohnehin jede Eskalation vorbehält.

    Pointiert formuliert: Interessant an der Ukraine – aus NATO-Sicht – ist weniger die Ukraine, sondern mehr der Schaden, der Russland über die Ukraine zugefügt werden kann. Es erinnert ein wenig an Afghanistan vor 40 Jahren und an die Unterstützung der dortigen islamischen Terroristen, die dafür auch als „Freiheitskämpfer“ etikettiert wurden – allerdings ist die heutige Lage wesentlich explosiver, weil Russland heute ganz anders mit dem Rücken zur Wand steht, als die damalige Sowjetunion. (Vergleich Ende.)

    Deswegen stellt sich für die westlichen Lieferanten und Paten der Ukraine das Problem der Kontrolle des Kriegsgeschehens. Es muss, behaupte ich mal ohne Kenntnis der Intrigen innerhalb der ukrainischen Führung, die den Präsidenten zu seinen Entlassungen und Säuberungen treiben, dort den Standpunkt geben, dass nur durch ständige Eskalationen und Provokationen Russlands die Ukraine doch noch zu retten ist – indem also versucht wird, die NATO als direkte Kriegspartei in den Krieg hineinzuziehen, und den Krieg vom Stellvertreterkrieg hinauf zur direkten Konfrontation zu heben – auf eine ganz andere Ebene, schon ziemlich in der Nähe des letzten Gefechts. So wie es ja die ukrainische Militärdoktrin als gültiges Szenario entwickelt hat: Die „internationale Gemeinschaft“, auf deutsch – die NATO – erscheint wie die US-Kavallerie im Western und gewinnt den Krieg, stellvertretend für die Ukraine. (Ob in dem Fall von der Ukraine viel übrig bleibt, ist wieder eine andere Frage.)

    https://cba.fro.at/570112

  2. Kein Kommentar: Ein Beitrag zur Zeitgeschichte: Die FPÖ und ihr „Naheverhältnis zur NSDAP“

    Über die FPÖ sind derzeit verschiedene Begebenheiten in der öffentlichen Diskussion. Die Partei hat etwa angekündigt, den Fußballverein Werder Bremen zu verklagen – was ist denn da los? Ein Ex-Abgeordneter hat die Intrigenwirtschaft der Partei – unter seiner engagierten Beteiligung, Abhöraktionen unter Parteifreunden eingeschlossen – nicht mehr ausgehalten und wollte sich nicht nur aus seiner Gesinnungsgemeinschaft, sondern gleich aus der Welt verabschieden. Und schließlich hat die Partei doch einen Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten gefunden, der als seinen wesentlichen Programmpunkt die Entlassung der Bundesregierung vorstellt – böse Zungen unterstellen ihm und der Partei, über dieses abgekürzte Verfahren „Persönlichkeiten“ aus dem „dritten Lager“ an die Macht bringen zu wollen. Im anstehenden Wahlkampf wird er sicher wieder über einige Skandälchen befragt, die sog „Einzelfälle“, gemeint sind antisemitische bzw. rassistische Ausritte seiner Parteifreunde – der aktuelle „Einzelfall“ spielt gerade in Tirol angesichts der bevorstehenden Landtagswahl.

    Aber wenigstens diesbezüglich ist der Kandidat hervorragend präpariert, denn ihm steht ein Kleinod der zeitgeschichtlichen Forschung zur Verfügung: Ein „BERICHT DER HISTORIKERKOMMISSION. Analysen und Materialien zur Geschichte des Dritten Lagers und der FPÖ“, herausgegeben im Jahr 2019 vom Freiheitlichen Bildungsinstitut. (…)

    Wenn es die ursprüngliche Intention gewesen sein sollte, das historische Naheverhältnis der FPÖ zur NSDAP als eine „Unterstellung“ und die „Einzelfälle“ als bloß „scheinhafte“ Bestätigung dieser „Unterstellung“ darzulegen – dann ist dem BERICHT ein gewaltiges Eigentor gelungen.

    Die Langfassung meiner Rezension unter cba.fro.at, Podcast „Kein Kommentar“ hochgeladen, Rubrik „Dokumente“. Nun eine Kurzfassung zu einigen Stichworten:

    Der Streit um den „Nationsbegriff“

    Entnazifizierung und Wiedergutmachung: Für den „Gleichheitsgrundsatz“ für Nationalsozialisten!

    Gegen den Gleichheitsgrundsatz für Deserteure!

    „Henne oder Ei“ – gemeint ist damit die Frage nach dem eigentlichen Anliegen? Geht es der FPÖ um die „freiheitlichen Prinzipien“ oder um deren interessierte, gezielte Anwendung zugunsten der „Nazis“ aufgrund „ideologischer Nähe“?

    Die Frage ist beantwortet: Dem Autor ist aufgefallen, dass die freiheitlichen Prinzipien dann gelten, wenn es dem materiellen oder moralischen Nutzen der „Nazis“ dient. Sie werden natürlich nicht „zum Schein“ aufgestellt, sie werden selektiv zur Geltung gebracht: Die Geilheit der freiheitlichen Fürsprecher auf eine „Opferrolle“ für Nationalsozialisten und das Pochen auf „Rechtsgleichheit“ erfolgt in der Manier von Winkeladvokaten. Und das durchaus auf sehr moderne Art, nämlich wissenschaftlich-methodisch-pluralistisch – als eine Frage der „Enge“ oder „Breite“ von „Begriffen“, die deren Anwender nach seinen Bedürfnissen wählt.

    https://cba.fro.at/571979

    Literatur:

    Herbert Auinger: Anmerkungen zum freiheitlichen BERICHT DER HISTORIKERKOMMISSION, 2020
    (zu finden auf cba.fro.at, Podcast „Kein Kommentar“, „Dokumente“)

    https://cba.fro.at/571983

  3. Kein Kommentar: Promi-Ökonom Jeffrey Sachs erklärt den Krieg: Das müsste doch nicht sein!

    Mit dem Krieg befasst sich auch der heutige Beitrag, wie immer die Mitschrift auf cba.fro.at, Podcast „Kein Kommentar“. Wie der Zufall so spielt, ist am Sonntag, 4. September, im KURIER ein Interview mit dem amerikanischen Promi-Ökonomen Jeffrey Sachs erschienen. Einige KURIER-Leser haben ihre Überraschung gepostet, so etwas dort überhaupt lesen zu können, verständlicherweise – angesichts der nicht zuletzt im KURIER üblichen Hetze und der Anti-Putin-Hasspredigten. Die Kernaussage:

    „Der prominente US-Ökonom Jeffrey Sachs sieht die Verantwortung für den Krieg in der Ukraine auch beim Westen und bei den USA. Die hätten Russland viel zu lange an den Rand gedrängt.“ Der Ökonom ist sogar der Meinung, die „USA hätten die NATO auf Eis legen sollen“. Der „Berater des russischen Präsidenten Boris Jelzin und der Regierung in Polen prägte … die Umgestaltung des ehemaligen Ostblocks maßgeblich mit. Heute sieht der Wissenschafter von der New Yorker Columbia-Universität die Rolle der USA und des Westens in Osteuropa kritisch. Der KURIER sprach mit ihm am Rande des Forum Alpbach über den Krieg in der Ukraine und die Mitverantwortung der USA.“

    Mit einigen Teilen des Interviews will ich mich nun kommentierend befassen. (…)

    Tja, und wenn es den USA darum geht, genau diese „eigenen Konzepte“ gewaltsam geltend zu machen?! – Wie dem auch sei, die Unterstellung, Diplomatie sei dasselbe wie Nachgiebigkeit, die ist ohnehin einfach blöd – „reden“ ist doch kein Gegensatz zum Kriegführen, sondern das Vorspiel.

    Zum anderen ist bezeichnend, wie da Hitler vorkommt: Den „musste“ „man“ seinerzeit bekanntlich stoppen, weil er sonst nie aufgehört hätte, oder so ähnlich … Und das, nachdem Sachs vorher die Leistungen der USA aufgezählt hat: Vietnam, Kambodscha, Afghanistan, Irak; zu ergänzen wären etwa Serbien, Libyen und die Aktionen „from behind“ in Syrien und andere Regimewechsel wie Chile etc.

    Wie wäre es mit: „Man“ oder „wir“ müssen endlich die USA stoppen, weil die hören sonst nie auf!

    Die hören übrigens tatsächlich nie auf! Warum, das wird sich vielleicht klären am Mittwoch, den 21. 9. 2022:

    https://gegenpositionen.at/
    Der Ukraine-Krieg: Seine drei Macher und ihre Gründe
    Mittwoch, 21.09.2022, 19:00 Uhr
    Amerlinghaus (Galerie)
    Stiftgasse 8, 1070 Wien

    https://cba.fro.at/573686