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Kritik an Ideologien, Aufklärung über populäre Irrtümer, Kommentare zum Zeitgeschehen

[online] 25.04.2013 | Erlangen | Vortragsreihe Wissenschaftskritik

Von • Apr 25th, 2013 • Kategorie: Veranstaltungen

Vortragsreihe Wissenschaftskritik in Erlangen

Ort jeweils: Kollegienhaus (Raum 1.019) | Universitätsstraße 15 | 91054 Erlangen
Veranstalter: Sozialistische Gruppe (SG)

Zeit: Donnerstag | 25.04.2013 | 19 Uhr

Thema: Warum eine Wissenschaft von der Erziehung überflüssig ist und weshalb es sie dennoch gibt

Referent: Prof. Freerk Huisken (Bremen)

Um heranwachsende Menschen mit dem Wissen, den Kenntnissen und Fertigkeiten auszustatten, die es ihnen ermöglichen, sich zum Subjekt ihrer Geschicke zu machen, braucht es nicht viel. Zunächst einmal braucht es dafür einen Willen, sich wirklich kundig zu machen, dafür Zeit zu opfern und die Mühen des Lernens auf sich zu nehmen. Dann sind Menschen von Nöten, die sich in all dem, was zu lernen ist, gut auskennen, die also den „Lernstoff“ tatsächlich beherrschen und bereit sind, anderen etwas Vernünftiges beizubringen. Das ist alles, mehr braucht es nicht – und eine Wissenschaft von der Erziehung schon gleich nicht. Dennoch gibt es sie, und sie gilt als unabdingbare Voraussetzung für die Ausbildung zum Lehrer bzw. Erzieher.

Motivationstheorien verweisen darauf, dass es mit dem Lernwillen des Schülers nicht zum Besten bestellt ist. Wieso eigentlich?

Begabungstheorien liefern Ideologien, mit denen Ergebnisse schulischen Lernens gerechtfertigt werden. Warum ist das nötig?

Sozialisationstheorien klären auf über Chancenunterschiede von Schülern. Warum gibt es die? Angehende Lehrer werden über eine Krankheit namens ADHS – eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung – informiert, die komischerweise vor allem in der Staatsschule auftaucht. Wieso wird fehlende Aufmerksamkeit gleich als Krankheit eingeordnet? Immer neue Erziehungsziele brütet die Erziehungswissenschaft aus: Ganz neu ist die Erziehung zur Frustrationstoleranz. Und das Erlernen sozialer Kompetenzen soll auch sehr bedeutsam sein. Wozu taugt so etwas?

Was da an Wissenschaft unterwegs ist, sich ständig neue Themen sucht und diese permanent pluralistisch ausdifferenziert, hat Gründe, die nicht im Erziehen, Lernen oder Unterrichten liegen, sondern allein in der Art und Weise, wie Erziehung im Kapitalismus ausgerichtet und organisiert ist. All das wird im Vortrag nachgewiesen und zur Debatte gestellt.

 

UND

Zeit: Donnerstag |16.05.2013 | 19 Uhr

Thema: Der Pluralismus in den Gesellschaftswissenschaften: Zeugnis und Verkehrsform einer falschen Wissenschaft

Referent: Dr. Peter Decker (Nürnberg)

Eigentlich liegt es ja auf der Hand: Fächer, in denen verschiedene Meinungen über denselben Gegenstand kursieren, haben es zu gültigem, überzeugendem Wissen nicht gebracht. Früher hat man das an den philosophischen Fakultäten auch noch so gesehen: Man hat am Unterschied zur Objektivität naturwissenschaftlicher Ergebnisse gelitten; ähnlich haltbare Einsichten wollte man erst noch erzielen.

Heute ist diese Unzufriedenheit ausgestorben. Der Zustand des Nicht-Wissens ist endgültig.

Die Gesellschaft, die sich diese Wissenschaft leistet, scheint Wissen über sich nicht zu brauchen. Das verlotterte Denken der Gesellschaftswissenschaften aber schon.

http://www.sozialistischegruppe.de/wissenschaftskritik.htm

http://www.sozialistischegruppe.de/hefte/2013/shz_72.pdf

UND

Zeit: Donnerstag |20.06.2013 | 19 Uhr

Thema: Vom kapitalistischen Sinn des geistigen Eigentums

Referentin: Prof. Margaret Wirth (Bremen)

Die USA und die EU ringen derzeit um einen Vertrag, mit dem sie ihrem Anspruch auf Geltung von Eigentumsrechten an „immateriellen Gütern“ weltweit Durchschlagskraft verleihen wollen. Worum geht es eigentlich bei Abkommen wie ACTA?

In der Öffentlichkeit wird dagegen um Sinn und Unsinn des „geistigen Eigentums“ gestritten. Die „Piraten“ fordern den freien Zugang zu Produkten von Kultur und Wissenschaft. Ihnen wird entgegengehalten, mit dem Eigentumsrecht stehe und falle die Kultur- und Wissensproduktion. Worum geht es beim Schutz des geistigen Eigentums wirklich? Was leistet er? Wozu braucht es ihn?

Update:

Die Aufzeichnung der Veranstaltung mit Freerk Huisken zur Erziehungswissenschaft steht im Audio-Archiv ArguDiss zum Download bereit.

https://www.argudiss.de/warum-wissenschaft-erziehung-ueberfluessig-ist-weshalb-es-sie-dennoch-gibt

1. Einleitung: Ist Erziehung/Unterricht Gegenstand von Wissenschaft?
2. Die Elementarform von Erziehen/Beibringen/Lehren
3. Erziehungswissenschaft als Legitimationsideologie: Leugnung des Willens
3.1. Pädagogische Anthropologie
3.2. Begabungstheorie
3.3. Sozialisationstheorie
4. Erziehungswissenschaft wird von Widersprüchen der Regelschule eingeholt: Fehlender Lernwille als Ärgernis
4.1. Motivationstheorie
4.2. ADHS
5. Neue Erziehungsziele: Erziehung zur Frustrationstoleranz – der Wille wird gebraucht. Aber wie und wozu?

6. Debatte

 

Update-2

Die Aufzeichnung der Veranstaltung mit Peter Decker zum Wissenschaftspluralismus steht auf der SG-Website zum Download bereit.

http://www.sozialistischegruppe.de/wissenschaftskritik.htm

http://www.sozialistischegruppe.de/audio/Wissenschaftskritik_02_Peter_Decker.mp3

Gliederung und Zitate:

http://www.sozialistischegruppe.de/audio/Wissenschaftskritik_02_Gliederung.pdf

 

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One Response »

  1. werden die vorträge nochmals aufgezeichnet? insbesondere der pluralismus-vortrag? (und anschließend online verfügbar gemacht?) ich fände dies sehr efreulich!
    MfG!