[online] 14.10.2009 | Frankfurt | 60 Jahre Volksrepublik China
Von webmaster • Okt 15th, 2009 • Kategorie: VeranstaltungenZeit: Mittwoch, 14.10.2009, 19:00 Uhr
Ort: Gewerkschaftshaus, Wilhelm-Leuschner-Str.69 (Eingang über den Hof), Frankfurt/Main
Veranstalter: GegenStandpunkt Verlag
60 Jahre Volksrepublik China:
Mao und seine Erben auf ihrem langen Marsch zur Weltmacht Eine marxistische Analyse
Gastreferentin: Renate Dillmann, Autorin des bei vsa erscheinenden Buches:
China. Ein Lehrstück über
– alten und neuen Imperialismus,
– einen sozialistischen Gegenentwurf und seine Fehler, die Geburtsstunde eines neuen Kapitalismus und den Aufstieg einer neuen Großmacht.
(…) Das Buch, das hier vorgestellt werden soll, stellt sich quer zu solchen Deutungen. Es kritisiert den Sozialismus Mao Zedongs, ohne Partei zu ergreifen für Chinas Übergang zur Marktwirtschaft. Es verfolgt den Aufstieg eines Entwicklungslandes zur kapitalistischen Großmacht, ohne den Fortschritt dieser Nation mit dem Wohlergehen des chinesischen Volks zu verwechseln. Es konstatiert den Erfolg des modernen China und die Eindämmungsbemühungen der etablierten Weltmächte, ohne in der Auseinandersetzung, die längst begonnen hat, Sympathien für eine der Seiten zu bekunden.
Update: Auf Radio X ist ein Interview mit der Autorin zum Download verfügbar!
https://www.farberot.de/audio/details/31-China.html
Update-2:
Die Aufzeichnung des Vortrags wurde online gestellt:
https://www.farberot.de/audio/details/31-China.html
gibt es eine schriftliche Version dieses Vortrags? wo kann ich das finden?
na, vermutlich werden die sachen im vorgestellten buch stehen
Kleine Anmerkung:
Dass die KP Chinas keine gemeinsame Sache mit der UdSSR gemacht hat, kann man ihr ja wohl nicht vorwerfen. Der Grund dafür lag schon darin, dass Stalin keine große Sympathie für kommunistische Aufstände anderswo hatte, sie vor die Hunde gehen ließ, so auch in China, und der Meinung war, alle Kommunisten in der Welt müßten nach seiner Pfeife tanzen. Eine Diskussion unter Gleichen war so nicht zu haben. Praktisch blieb den chinesischen Kommunisten gar nichts anderes übrig, als sich der Sowjetunion zu entziehen, wollten sie erfolgreich sein, und das wollten und wollen sie ja bis heute.
In der Vorstellung des Buchs in Frankfurt am 14.10.09, deren Mitschnitt jetzt bei farbeRot runtergeladen werden kann ist diese neue GSPlerin leider auch wieder ganz die alte:
Gegen Schluß der Veranstaltung vertritt sie den typischen GSP-Satz
„Volk gibt es doch nur als ein zur Herrschaft passendes Pendant“
Und damit meint sie sicherlich nicht, daß die Menschen, die sich zu einem Volk als zugehörig empfinden, dann auch ein Projekt unterstützen, daß sich dann dieses „Volk“ auch „seinen“ Staat schaffen müsse.
(Dies ist die leicht gekürzte Version meines Kommentars im Thread zum Volksbegriff von hinweis auf meinem Blog http://neoprene.blogsport.de/2009/09/24/der-volks-begriff-von-hinweis/#comment-41068)
Kleine Anmerkung:
Daß die KP Chinas keine gemeinsame Sache mit der UdSSR gemacht hat, kann man ihr sehr wohl vorwerfen. Sie haben sich auch nicht nur der Sowjetunion „entzogen“, sondern sind einen Block mit den USA eingegangen:
„Mao behauptete, dass die Sowjetunion, nicht der US-Imperialismus, die größte Bedrohung für die Welt sei. Das führte zum Besuch von Richard Nixon in Beijing 1972, wo er Mao genau zu dem Zeitpunkt die Hände reichte, als US-Kampfflugzeuge Vietnam bombardierten! Vietnam war ein enger Verbündeter der Sowjetunion. China marschierte nicht nur 1979 in Vietnam ein (übrigens eine klare Niederlage gegen die kampferprobten vietnamesischen Truppen), sondern unterstützte auch die von der CIA unterstützten Mudschaheddin in Afghanistan.“
(der Bequemlichkeit zitiert aus einem aktuellen China-Artikel der IKL http://www.icl-fi.org/deutsch/spk/157/china.html)
Ich bin groß geworden mit Scharen von Maoisten für die der „Sozialimperialismus“ der Hauptfeind der Menschheit gewesen ist. Das ging soweit, daß damals ein deutscher Maoistenführer (KPD/ML?) ernsthaft gegen den deutschen Verteidigungs- oder Außenminister per Klage vorgegangen ist, weil der sozusagen Feigheit vor dem Feind begangen habe mit seinem feigen Appeasement gegenüber der SU.
@Neoprene
Vom Ausgangspunkt her kann man es der KPCh eben sicher nicht vorwerfen. (Oder willst Du tatsächlich behaupten, Unterwerfung unter die Vorgaben aus Moskau sei angebracht gewesen, zumal man dessen Politik ja durchaus als antikommunistisch wahrnehmen mußte?) Daß sie die Beziehungen zur UdSSR im weiteren ideologiesiert hat, das geschah dann im weiteren Verlauf auch aufgrund ihrer ML-Staatsauffassung, die – für sich genommen – sich ja gar nicht groß, wenn überhaupt von der der Sowjetunion unterschieden hat (und in dem Vortrag auch kritisiert wurde). Das Ergebnis der erwähnten Ausgangslage zusammen mit der Staatsauffassung ließ dann – also 1972! – eine Bündnispolitik anderer Art ihr geraten erscheinen.
Und was die ganzen ML-Fraktionen hierzulande in ihren Debatten einander an die Köpfe warfen, hat hauptsächlich mit der Erfolglosigkeit ihrer Fraktionen zu tun: Sie suchten sich anderswo „Unterstützung“, d.h. moralische Rechtfertigung und ein (Staats-)“Modell“. Nicht gerade eine distanzierte wissenschaftliche Herangehensweise. Da waren die Parteigänger der UdSSR – die vor wie die nach Stalin – nun keineswegs „intelligenter“, sie gab es eigentlich auch nur als Trittbrettfahrer Moskaus bzw. die alten Stalinisten dann als Hoxha-Verehrer oder gar Kim Il Sung-Anbeter. Hast Du mal das gelesen, was die alles zusammengequasselt haben?
Du bist mir ein schöner Realpolitiker mit echt starkem „Ausgangspunkt“: Deinem von anderen noch heißer geliebten Mao (und all den anderen Heroen der chinesischen Arbeiterklasse) denen siehst du es schon nach, wenn die eine ganz vornehm „Bündnispolitik anderer Art“ genannte Sauerei an den Tag gelegt haben. Aber was die in der Tat grundsätzlich gar nicht so andersartigen Stalinisten in Moskau auch außenpolitisch angestellt haben, daß kannst auch du „durchaus als antikommunistisch wahrnehmen“. Na dann.
Du unterstellst mir eine Parteinahme für China, die völlig gegenstandlos ist. Es geht nur um eine historische Klarstellung: Der Grund für die Distanz Maos & Co zur Sowjetunion liegt schon in der Politik jenes Staats, der sich vom Pakt mit Hitler bis zur Politik der friedlichen Koexistenz mit dem freien Westen als ebenso konterrevolutionär erwiesen hat wie mit seinem Verrat an revolutionären Bestrebungen in anderen Ländern (und hiermit sei übrigens kein theoretischer Blankoscheck für deren jeweiliges Programm ausgestellt!).
(Es scheint ja eher so zu sein; Du kannst offenbar sehr viel mit der Marke Kommunismus made in Moskow anfangen. Würdest Du ansonsten nicht ausgerechnet ein Propagandazitat aus der stalinistischen Ecke benutzen?)
Ja, der „Grund für die Distanz Maos & Co zur Sowjetunion liegt schon in der Politik jenes Staats“ SU. Es zeugt aber von Desinteresse an der Politik der KP Chinas / der VR Chinas wenn du so tust, als wenn die Gegner der „Politik der friedlichen Koexistenz mit dem freien Westen“ gewesen wären. Ich wage hier mal die these, daß die KP Cinas genauso „Verrat an revolutionären Bestrebungen in anderen Ländern“ geübt hat. Das traurigste Kapitel ist da sicherlich die Katastrophe in Indonesien, wie die größte kommunistische Bewegung außerhalb des „Ostblocks“ von Moskau und Peking Arm in Arm ins Desaster begleitet wurde.
Aber für jemand der bei aller vornehmen Äquidistanz selbst Trotzkisten wie die IKL großzügig dem stalinistischen Lager zurechnet, ist selbst die in der Tat für mich konterevolutionäre und verräterische Politk gegenüber der Demokratischen Republik Vietnam dann buchstäblich nicht der Rede wert.
Ach ja, deine Unterstellung, ich würde „sehr viel mit der Marke Kommunismus made in Moskow anfangen“ können, das weise ich hiermit zu Protokoll zurück. Nur weiter so, du historischer „Klarsteller“ . Mir ist jedenfalls die Stimmung zu verdunkelt, um auf dich weiter eingehen zu wollen.
[…] „CHINA: Ein Lehrstück“ vsa Verlag ISBN-10: 3899653807 angehört, die sie bei einer Veranstaltung am 14.10.09 in Frankfurt während der Buchmessezeit gegeben hat […]