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Kein Kommentar: Der Nationalsozialismus und seine nachträgliche Verdichtung (Teil 5)

Von • Dez. 16th, 2024 • Kategorie: GSP-Radio

Kein Kommentar: Der Nationalsozialismus und seine nachträgliche Verdichtung (Teil 5)
Bemerkungen zur nationalsozialistischen Herrschaft – und den ideologischen Verrenkungen nachher

Die Verdichtung nachher am Endpunkt: Der deutsche Katechismus

In der Tat: „Kriegsverbrechen, Massaker und Schlächtereien in der Geschichte“ – da gehört Auschwitz hin, von Einzigartigkeit bislang keine Rede. Die Gegenüberstellung – ein Massaker wird entweder gerechtfertigt oder verurteilt – die stimmt allerdings nicht: Beides ist der Fall, die Veranstalter rechtfertigen, und die Opfer oder Unbeteiligte verurteilen.

Es stimmt auch nicht, dass jedes Massaker, sobald durch eine militärische oder politische Zweckmäßigkeit begründet, damit auch schon gerechtfertigt ist: Das hängt eben von der Parteienstellung des Betrachters ab, das gilt schnörkellos nur für die je „eigene“ Seite, für die Nation, die den Veranstalter gibt; da gilt: zweckmäßig gleich gerechtfertigt; das gilt auch nicht nur für die meisten, sondern für alle „Kriegsverbrechen“. Auf der anderen Seite gilt die Umkehrung, dem Massaker der Gegner wird jeder politische oder militärische Zweck, damit auch jedes Verständnis verweigert bzw. abgesprochen.

Übrig bleibt dann „das Böse“ – das ist eine moralische Konstruktion, das grundlose Massaker um seiner selbst willen, also ohne jene Rechtfertigungen und ohne das Verständnis, das die je „eigenen“ Schlächtereien üblicherweise genießen.

Der Unterschied zwischen den üblichen Massakern und Auschwitz liegt in dieser Darstellung woanders, nämlich nicht in der Sache, sondern erst mal in der mangelnden „Kenntnis und Nachvollziehbarkeit“ durch die Kritiker. Beides ist bei Auschwitz angeblich nicht gegeben.

(…)

Was als subjektives Unwissen des Kritikers eingeführt wurde, ist nun die objektive Bestimmung der Sache: Keine Ziele, keine Zwecke, damit keine Gründe – es gibt nichts zu wissen. Nun gut – wenn man es nicht wissen will …

Aber – warum und aus welchen Motiven erwächst überhaupt das Bedürfnis, zwischen den diversen Leichenbergen, die das Dritte Reich produziert hat, noch einmal zu selektieren? Sozusagen Opfer erster Güteklasse von Opfern minderen Ranges zu unterscheiden – wobei der Unterschied in den Zielen und Zwecken liegt, aus denen Russen, Polen, etc. getötet wurden; Juden angeblich aber nicht. Staaten, auch das in dieser Hinsicht ganz normale Dritte Reich, die gehen halt über Leichen, wenn es ihnen militärisch, strategisch etc. nützt – weltfremd will Grigat offenbar nicht erscheinen, und dass die vom „eigenen“ Staat produzierten Leichen für dessen Anhänger auch gerechtfertigt sind, ist auch bekannt.

Der deutsche Katechismus

Das andere Ergebnis der Grund- und Zwecklosigkeit, neben der nationalistischen Selbstvergötzung Deutschlands durch diesen Katechismus, das besteht darin, dass man analytisch, in Sachen Erkenntnis, buchstäblich auf Null gelandet ist.

Man weiß nichts und man kann nichts wissen – d.h. es ist damit rein gar nichts kritisiert, diskreditiert, kompromittiert, nichts ist in Misskredit gebracht. Kein Stück Staat, Politik, Nation ist tangiert. Das nicht-wissen-können ist der implizite Freispruch für Staat, Politik, Nation, und: Wer theoretisch auf Null ist, ist damit praktisch handlungsunfähig. „Wehret den Anfängen“ ist ja ein netter Spruch – aber den Anfang eines grund- und zwecklosen Phänomens zu erkennen und ihm zu „wehren“? Wie denn?

(…)

Der Rede vom „faschistischen Wahn“, innerhalb dessen die Judenvernichtung „rational“ wurde, ist ja zuzustimmen. Im Aufsatz von Grigat wird aber „rational“ mit „ökonomisch nützlich“ gleichgesetzt; was nicht ökonomisch nützlich ist, ist dann irrational gleich unerklärlich. Das ist eine Themenverfehlung.

Es handelt sich schon um einen Wahn; allerdings um den ganz normalen Wahn namens Politik, Volk, Staat, Nation, VOLKSGEMEINSCHAFT. Die Konstruktionsprinzipien des Wahns sind im staatsbürgerliches Grundwissen enthalten, es sind nationale basics: Was ist ein Volk, was ist sein Charakter, seine nationale Identität; dazu das nationaldogmatische „so sind wir nicht!“

Epilog: Die „UN-Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“ aus dem Jahr 1948

https://cba.media/689275

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