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Kritik an Ideologien, Aufklärung über populäre Irrtümer, Kommentare zum Zeitgeschehen

[online] Fundsachen: Der dritte …umsGanze!-Kongress

Von • Jul 20th, 2013 • Kategorie: Allgemein

Politik in der Krise – Der dritte …umsGanze!-Kongress:

Rebel with a cause „denn sie wissen nicht, was sie tun?“

Im siebten Jahr der Krise wollen wir gemeinsam mit Dir und zahlreichen Genoss*innen aus Europa auf dem 3. …ums Ganze! Kongress die Transformationsprozesse von Kapitalismus und Staatlichkeit und deren ideologischer Bearbeitung diskutieren und Bedingungen wie Möglichkeiten von Kapitalismuskritik und antikapitalistischer Praxis ausloten.

Ausgehend von den Erfahrungen aus Krisenprostesten, neuen antirassistischen Kämpfen und Stadtteilauseinandersetzungen, fragen wir: Wie verändert sich die Verschränkung von Staat, Nation und Kapital in der Krise? Wo kann im Konkreten der Kampf ums Ganze ansetzen? Während uns 2007 in Frankfurt am Main Wertkritik und Postoperaismus als zwei dominante Pole linker Kapitalismusanalyse, und 2010 in Bochum die Veränderung von (Lohn-)Arbeit in kapitalistischen Krisen (2010) beschäftigt haben, werden vom 05. – 07.07.2013 an der TU Berlin die Thesen von der „autoritärer Formierung“, erstarkendem Nationalismus und sich verschärfendem Rassismus, veränderten Reproduktionsbedingungen sowie linke Gegenstrategien Gegenstand der Debatte sein.

Alles Quark? Dann komm vorbei und streite mit uns in zahlreichen Workshops und Podienveranstaltungen.

Mit dabei sind unter anderem: Bini Adamczak, Alpha Kappa, Moritz Altenried, Basso, Manuela Bojadžijev, Roger Behrens, Jutta Ditfurth, die Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft, Sophie Goltz, Michael Heinrich, John Kanankulam, Yannis Milios, Plan C, Rosa Perutz, Thomas Sablowski, Frieder Otto Wolf, natürlich die komplette … ums Ganze! Bande und viele mehr.

Ein Krisenkino und Kunstgespräche befragen die Krise auf ihre ästhetische Verfasstheit; Abends wird getanzt, fürs leibliche Wohl ist gesorgt, Parkmöglichkeiten sind vorhanden und eine Kinderbetreuung gibt es auch (Bedarf bitte vorher anmelden!).

Alle Infos findest Du unter:

http://kongress.umsganze.org/

 

Kongress vom…umsGanze!-Bündnis

Datum & Uhrzeit: 05.07.2013 (Ganztägig) bis 07.07.2013 (Ganztägig)

Ort: TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin

 

http://top-berlin.net/de/termine/berlin/rebel-with-a-cause-denn-sie-wissen-nicht-was-sie-tun

 

Update:

Von einigen Veranstaltungen sind die Mittschnitte mittlerweile online verfügbar:

 

http://kongress.umsganze.org/news/

bzw.

https://soundcloud.com/umsganze/sets/politik-in-der-krise

 

Zu dem Frankfurter Antifa-Menschen, der sich im Rahmen der UG-internen Diskussion „Spektakel und Handgemenge“ die hämische Bemerkung nicht verkneifen konnte/wollte, der GS sei ja in den letzten 20 Jahren nicht sehr erfolgreich gewesen, sondern seines Wissens eher „auf dem absteigenden Ast“ (VS-Bericht): Es ist immer wieder verblüffend, dass solchen „Bewegungslinken“ offenbar gar nicht auffällt, dass eine schlichte Retourkutsche an ihre Adresse eine der leichteren Übungen wäre.

Auf solche Konter sollte man sich allerdings besser nicht einlassen, weil so der Fehler des Erfolgs-Arguments als Maßstab von Kapitalismuskritik nicht kritisiert, sondern verdoppelt, also geteilt würde.

Gregor Gysi, Karl Held: Nachdenken in Ingolstadt (KONKRET 6-94):

Gysi:

„Ich kenne die 40jährigen Erfolge der MG in der Bundesrepublik Deutschland. Ihr habt die Welt enorm verändert in diesen 40 Jahren, nämlich um 0,0 Prozent.“

Held:

„Das Erfolgs-Argument ist das gemeinste in der ganzen Geschichte der Arbeiterbewegung. Verlieren, Nachgebenmüssen ist etwas ganz anderes als Recht oder Unrecht haben.“

23 Responses »

  1. POLITIK IN DER KRISE
    «Denn sie wissen nicht: Was tun?»

    Der dritte …umsGanze!-Kongress

    5.-7. Juli 2013
    Technische Universität Berlin

    Neue Ankündigung:

    http://kongress.umsganze.org/

    Programm-Übersicht:

    http://kongress.umsganze.org/programm-uebersicht/

  2. Die Veranstaltungen des Freitag, aber sonst … 🙁

    Freitag, 5.7.2013

    17-19 Uhr | Einführungsworkshops

    1. Euro-Krise – wenn der Reichtum zu viel wird mit Stephan Kaufmann

    2. Kapitalismuskritik? … aber wie!? mit Anne-Kathrin Krug (Kapital-Lesekreis-Teamerin Berlin)

    3. Die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus: Theorie und Geschichte mi Thomas Sablowski (RLS/PROKLA)

    4. Einführung in das Finanzkapital mit den Gruppen gegen Kapital und Nation

    5. Post-Marxismus mit Frank Engster

    19-20 Uhr Abendessen

    20-22 Uhr | Podium

    Die hard – Die autoritäre Wende des Neoliberalismus!? mit Michael Heinrich & John Kannankulam

  3. Programm:

    http://kongress.umsganze.org/programm/

  4. „Die heutige „Lage“ erfordert es einfach, den alten Kommunisten ins Erbe und geistige Eigentum der bürgerlichen Universität zu überführen, ihn in Geistesgeschichte und Wissenschaftspluralismus einzubauen, als Stifter von klassisch gewordenen Ideen und Formulierungen hochleben zu lassen – und seine Einsichten modern zu problematisieren. Das ist eine schöne, noch manche Promotion bergende Aufgabe.“ (Wie man „Das Kapital“ nicht schon wieder neu lesen sollte, GS 2-08)

    http://www.kapital-lesen.com/texte/kritik-an-michael-heinrich/

    „Bemerkenswert war überhaupt der hohe Akademisierungsgrad, am Kaffee- und Brötchenstand ging es immer wieder um Dissertationsprojekte. Wenn nicht die Weltrevolution, wächst hier vielleicht eine neue Generation kritischer Wissenschaft heran. Es gäbe beileibe schlechtere Ergebnisse.“ (Linksradikale Doktorandenbörse, ND 10.07.2013)

    http://www.neues-deutschland.de/artikel/827062.linksradikale-doktorandenboerse.html

  5. Ähnlich wie dieser Frankfurter Antifa hat sich übrigens auch Rüdiger Mats von der Leipziger UG-Gruppe The Future Is Unwritten bei der Veranstaltung „Tragedy Strategy – Kommunismus, Krise und die Frage der Praxis“ im Vorfeld des UG-Kongresses geäussert:

    „Ich find Überzeugen gut. … Nein, Spaß beiseite. Der Kern meiner Aussage war, das ist nur nicht so leicht. Wenn man sich als Beispiel GegenStandpunkt-Lesekreise anguckt, dann sieht man ja auch, dass es augenscheinlich schwierig ist, da über eine bestimmte Klientel hinauszukommen – was ich jetzt nicht unbedingt schlimm finde – was auch ein Problem ist der Argumentvermittlung und deshalb würde ich sagen, man kann relativ einfach feststellen, Leute von was Richtigem zu überzeugen ist eine tolle Sache, das hat nur praktisch erst mal keine Auswirkungen.“ ( ab ca. Min. 118)

    http://www.unwritten-future.org/index.php/sehen-und-hoeren/

    http://www.unwritten-future.org/wp-content/uploads/Media/20130503_tragedy_strategy.mp3

  6. Ich habe die Äußerungen als Kritik an einer bestimmten von ihm unterstellten Form der „Argumentenvermittlung“ verstanden. Er meint wohl nicht, dass man das Argumentieren bleiben lassen solle, geht aber davon aus, dass man mit Formen wie Lesekreisen, Vorträgen und Flublättern vor allem Akademiker erreicht bzw. Leute, die eh schon links sind. Diese Kritik bezieht er m.e. nicht nur auf den Gegenstandpunkt, sondern auch auf andere linke Gruppen.

  7. Für Rüdiger Mats bzw. die Gruppe „The Future is unwritten“ scheint es allerdings bei einer Praxis, die sich auf Bildung/Agitation beschränkt, auch einen grundsätzlichen Mangel zu geben:

    “ „Wollt Ihr also lieber ´nen Lesezirkel gründen?“ Nein, das dann doch nicht. Mal abgesehen davon, dass das viel weniger Spaß machen würde, setzt Kommunist_In sein mehr voraus als die begriffliche Kenntnis von den Verhältnissen: Zumindest einen Rest von Subjektsein nämlich – und das hat Erfahrungen zur Voraussetzung, die dieses Nicht-Kleingemachte am Leben erhalten.
    Insofern ist „Praxis“ ein wichtiger Bestandteil kommunistischer Arbeit. Weniger, weil die radikale Linke in absehbarer Zeit gesamtgesellschaftlich „praktisch“ etwas zum Besseren verändern könnte – dafür sind wir zu sehr marginalisiert. Doch wir brauchen die Erfahrung, mit anderen nach unseren eigenen Grundsätzen kooperieren zu können. Nicht vermittelt über direkten Zwang oder den Markt, sondern gegründet auf Überzeugung. Diese Erfahrung widerspricht der herrschenden Ideologie, dass der Mensch dem Menschen immer ein Wolf sei, und dass es des Geldes oder staatlicher Gewalt bedürfe, damit so etwas wie Kooperation und letztlich Gesellschaft überhaupt funktionieren kann. Zu wissen, dass diese Ideologie unwahr ist, ist das eine, es zu merken etwas anderes.“(Zitat aus dem Artikel „Aufruhr im Gemüsebeet“ im enuen Magazin von „Ums Ganze“, http://magazin.umsganze.org/?page_id=70

    Das erinnert mich ein wenig an Äußerungen von Michael Heinrich über die Bedeutung von Erfahrung für politische Praxis in der Debatte mit Peter Decker in Bielefeld, relativ am Ende. Decker hat das kritisiert.

  8. 1. Dass die aktuelle Beschränkung auf Agitation und Bildung einem gewussten Mangel geschuldet ist, dürfte auch Rüdiger Mats bekannt sein. Kann man ja so gut wie jedem GS-Vortrag entnehmen.

    2. Die Diskussion in Bielefeld war ja nur die Neuauflage eines zentralen Streitpunkts linker Diskussionen.

  9. „“Ich find Überzeugen gut. … Nein, Spaß beiseite. Der Kern meiner Aussage war, das ist nur nicht so leicht. Wenn man sich als Beispiel GegenStandpunkt-Lesekreise anguckt, dann sieht man ja auch, dass es augenscheinlich schwierig ist, da über eine bestimmte Klientel hinauszukommen – was ich jetzt nicht unbedingt schlimm finde – was auch ein Problem ist der Argumentvermittlung und deshalb würde ich sagen“ usw.

    Bei 1:18 h gibts auch schon eine kleine Debatte in derselben Richtung.

    Die Frechheit von dem Mats u.a. UGlern wie meinetwegen dem Frankfurter Antifa ist doch schon die Unterstellung, man hätte die gleiche Kritik an der Gesellschaft und streitet jetzt allenfalls noch um Strategien, die Kritik durchzusetzen. Das stimmt schon nicht und bestätigt sich übrigens an den Äußerungen von Mats eben so ab 1:14 h aufwärts. Der behauptet zB, dass den Leuten (bei Blockupy) vermittelt werden müsse, dass Gesellschaft „veränderbar ist“ – als wenn das deren Problem ist. Oder, dass die Leute (bei Blockupy) gar nicht so recht wissen, was ihr Problem ist. Schon solche sachfremden Herangehensweisen sind klare Unterschiede zu Leuten des Gegenstandpunkts, die die Ideologien erst mal zum Gegenstand machen und untersuchen statt ein Defizit bei den Blockupy-Leuten zu erfinden, für das man zum Glück eine „Um’s Ganze Bande“ hat, die die Lücke schließt mit ihrer – dann noch albernen linken Systemtheorie der verselbständigten Sachzwänge, die alles und jeden im festen Griff haben.

    Man kann Mats und Co mit ihrem komischen Theorie-Praxis-Problem einfach nur aus der Programmatischen Erklärung der Roten Zellen von 1974 entgegenhalten:

    Politik, die die gesellschaftlichen Verhältnisse als vorgegebene akzeptiert — und dies tut sie dann, wenn ihr die Verhältnisse, weil unbegriffen, zur positiven Grundlage von „Veränderungen“ werden (sog.„realistische Politik“) — ist bürgerliche Politik, auch dann, wenn sie sich auf ihren praktischen Charakter etwas zugute hält und so tut, als würde Praxis bereits antikapitalistische Qualität garantieren.

  10. P.S. Wo quatscht der Frankfurter Antifa das in der Debatte – kann mir das Geschwafel dieser Leute nicht so lange anhören und würde gezielt lauschen wollen.

  11. Habs jetzt gehört…was für eine Scheißhausdebatte. Wer Kritik an dieser Gesellschaft und diese verbreitet, verhindert keine Zwangsräumung einer Mietwohnung. Meine Güte! Wer hätte das denn gedacht…gäbe es diese Dummschwätzer nicht, hätte ich glatt gedacht, den Gerichtsvollzieher mit dem Kapital Bd. 1 verscheuchen zu können. Nun fällt mir auf, dass das nicht geht. Danke dafür UG!

    So erfinden diese Penner regelrecht einen Gegensatz von Theorie und Praxis. Mit Argumenteverbreitung kann man keine Nöte IM Kapitalismus wegschaffen. Als wären die dafür gemacht! Und an so einem erfundenen Gegensatz diskutieren die 2 h rum. Da kann ich nur sagen: Meiner Not, im tristen Kapitalismus wenigstens unterhalten zu werden, wird mit jedem Stadionbesuch besser abgeholfen!

  12. Kurze Anmerkung zur ansonsten eher uninteressanten Podiumsdiskussion „Die hard – Die autoritäre Wende des Neoliberalismus!?“ mit Michael Heinrich & einem TOPler: Michael Heinrichs Kritik des bis in linksradikale Kreise verbreiteten Demokratie-Idealismus, vor allem aber seine Bemerkungen zu Klassengesellschaft, Klassenpolitik und dem Klassenkampf von oben deuten darauf hin, dass gewisse Diskussionen der letzten Jahre offenbar doch Früchte getragen haben. Im Jahr 2008 hat sich das bekanntlich noch etwas anders angehört:

    „Heinrich spricht von einer herrschenden und einer beherrschten, ausgebeuteten Klasse; kaum aber betrachtet er die beiden Klassen näher, erscheinen sie ihm in der Hinsicht, die ihn vor allem interessiert, ziemlich gleich: Ausbeuter und Ausgebeutete, Herrschende und Beherrschte sind gleichermaßen Beherrschte, Objekte nämlich eines „systemischen Herrschaftsverhältnisses“:

    „Wie in den nächsten Kapiteln noch deutlicher werden wird, beruht der Kapitalismus auf einem systemischen Herrschaftsverhältnis, das Zwänge produziert, denen sowohl die Arbeiter und Arbeiterinnen als auch die Kapitalisten unterworfen sind.““ (GS 2-08)

    https://archive.org/details/umsGanzeKongress2013

    http://www.kapital-lesen.com/texte/kritik-an-michael-heinrich/

  13. Habe mir den Mitschnitt der Veranstaltung nicht nochmal angehört – aber bei der Diskussion, auf die ihr anspielt, ging es um die Frage, ob es überhaupt möglich ist, Leuten einfach mal eben „die richtigen Argumente“ entgegenzuhalten – so als stünde das WIE dann schon fest.
    Ich habe – und da habe ich hier noch kein Gegenargumen gelesen – darauf hingewiesen, dass eine Argumentation immer eine Form hat: Wer sagt was wie in welchem Kontext… Und dass ich mir als Kommunist Gedanken darünber machen muss, welche Form in einer konkreten Sitation die passende ist.

    Und nebenbei: Stalkers Verweis auf die Roten Zellen geht an meiner Argumentation aber sowas von vorbei… Aber um das einzusehen müsste man halt versuchen, das Argument der Gegenseite zu verstehen, bevor man es zu widerlegen versucht…

  14. @ Kowalski:

    Muss dich da korrigieren, was die Veranstaltung betrifft. Ich fand zwar auch gut, dass Heinrich auf Widersprüche bei den Beurteilungen „Entdemokratisierung“ und „autoritäre Wende in der Krise “ hinwies. Wobei er komischerweise nicht bereit war, aus seinen korrekt vorgetragenen Widersprüchen mal die notwendigen Schlüsse zu ziehen: Demokratie und Gewalt bzw. das über die Leute hinwegregieren gar kein Gegensatz ist.

    Aber andererseits hat er auch nie dem – übrigens nicht irgendein TOPler, der ist die theoretische Figur dort – Gegenüber widersprochen, der ja in persona nochmal sämtliche im GSP angesprochenen Fehler des UG Textes zur „Falschen Freiheit“ rerefereriert hat. „Der Neoliberalismus hat sich in eine Sackgasse bewegt und die verselbständigten Sachzwänge beherrschen uns alle. Jede Person ist ein Krisenakteur (sic!)“ Usw. Diese theoretischen Ansätze haben die u.a. auch von Heinrich, der in seinem Buch – du hast es zitiert – zu finden sind. Wie gesagt: dagegen sagte Heinrich nichts.

    Vielmehr ging er einen Diskutanten finster an, der TOP direkt – wenn auch begründungslos – anging: „Es gibt keine Sachzwänge, sondern nur Herrschende und Beherrschte und das bleibt so, solange sich die Beherrschten sich das gefallen lassen“ Immerhin kann man diesem Beitrag noch entnehmen, dass es dem Diskutanten nicht egal ist, dass es hier Subjekte in Klassengesellschaften gibt. Heinrich antwortete schroff: Mit dem Beitrag kann er nichts anfangen, weil das auf jede Klassengesellschaft passt (stimmt soweit) und man sich dann erspart, Bücher zu lesen (!! Das muss für einen Akademiker sicher wie ne Kastration sein). Das war die ganze Zurückweisung.

    Auch schwach war seine Entgegnung gg. den Vorschlag eines Linken aus Spanien, der sich für nationale Befreiung gg. das Finanzkapital aussprach. Seine Entgegnung: Das sei gefährlich.

    @Rüdiger: schreibe mal im Laufe der Woche was zu dir.

  15. Eine Sache aber vorweg Rüdiger: Nimm doch bitte erst mal zur Kenntnis, bevor vielleicht über Form von Argumenten die Rede ist, dass wir uns in dem, was unser Argumentefundus ist, nicht einig sind. Darauf wies ich oben schon hin. Da müsste erst mal drüber diskutiert werden. Der zweite Schritt wäre die Frage der Verbreitung.

    Ich finds aber gut, dass du dich hier herablässt. Macht ja sonst keiner bei UG. Jeder Versuch, über die Broschüre mal zu reden, wurde mit blödesten Denunziationen begegnet (du vom Gegenstandpunkt mit deinem Jargon usw)- ja auch wieder in der hier veröffentlichten Debatte.

  16. @ Rüdiger: Ich nehme dich mal bei deinem letzten Wort. In deinen Ausführungen in der Debatte beim Kongress hast du noch mehr gesagt (wie oben erwähnt) und zudem müsste wie gesagt noch geklärt werden, was man denn für eine Beurteilung dieser Gesellschaft hat. Da sind wir uns – wenn du die UG-Broschüre trägst – schon gar nicht einig, weil ich nicht sage, a) dass in dieser Gesellschaft verselbständigte Sachzwänge das Sagen über Kapital, Staat und Lohnabhängige haben und b) das deshalb ein Verstoß gg. den linken Höchstwert Autonomie sei und c) der Nationalismus der Bürger eine defensive Reaktion ohnmächtigter Personen ist, deren eigentlich gute Sehnsucht nach Gemeinschaft hier schief gewickelt ist.

    Getrennt davon ist mir dein Gegensatz von argumentativem Inhalt und dessen Form („wie“) ehrlich gesagt nicht klar. Ich meine, dass wir uns da vermutlich auch nicht einig sind. Denn tatsächlich: Wenn man meint, dass Ideologiekritik und materialistische Kritik verbreitet gehören, dann ist die Form eigentlich schon antizipiert: Man braucht Leute, die die Kritik können und verbreiten und Gelegenheiten dazu und natürlich ein Gegenüber mit Verstand und Interesse. Gelegenheiten schafft man entweder selbst oder geht wie ihr (dagegen ist gar nichts einzuwenden!) auf fremde Veranstaltungen und stänkert. Wie bei dir da die Form des Arguments in Widerspruch zu dessen Inhalt steht, leuchtet mir so unmittelbar nicht ein.

    Zu einem solchen Gegensatz kommt man allenfalls, wenn man Argumente und Ideologiekritik quasi als Manipulationsinstrumente erachtet, deren Durchdringen GETRENNT vom Inhalt stattfinden soll. Wenn dem so ist, dann scheinst du aus der Erfolglosigkeit in der Agitation einen falschen Schluss zu ziehen, aber sag mal, was du meinst.

  17. P.S. Den Rückgriff auf das Rote Zellen Zitat zieh ich mal zurück.

  18. @ Stalker

    Um evtl. Missverständnissen vorzubeugen: Ich gehe nicht davon aus, dass Michael Heinrich demnächst Artikel im GS veröffentlichen wird. 🙂

    Es ist m.E. aber auch nicht zu übersehen, dass MH nicht mehr das gleiche Zeug erzählt wie noch 2008 – deshalb der Hinweis auf einige seiner Anmerkungen bei der Berliner Veranstaltung und die Vermutung, dass der GS-Artikel und Diskussionen wie z.B. die mit Peter Decker in Bielefeld für diese Entwicklung eine Rolle gespielt haben dürften. Dass das noch längst nicht abgeschlossen ist, liegt auf der Hand. Den von dir genannten Punkt zur Demokratie würde ich z.B. dazuzählen.

    Man sollte aber auch nicht unterschätzen – was keine Entschuldigung, sondern eine Erklärung wäre! – , woran der Mann sich abzuarbeiten hat. Da geht es schließlich um nicht weniger als um die Fundamente der „neuen Marx-Lektüre“ / Wertkritik, und das bei jemandem, der nicht zu Unrecht zu den herausragenden Repräsentanten dieser Strömung gezählt wird. Es steht also einiges für ihn und seinen Status innerhalb der linken Szene, insbesondere auch im UG-Millieu, auf dem Spiel.

    P.S. Hat es eigentlich mittlerweile seitens UG irgeneine öffentliche Reaktion auf die Kritik an ihrer Staatsbroschüre (GS 1-13) gegeben?

  19. @ Kowalski: Bisher nicht, aber vielleicht kann Rüdiger dazu was sagen?

  20. P.S. Jedenfalls mir nicht bekannt, muss ich ergänzen.

  21. Herrschaft des Sachzwangs

    (@ Stalker 1):

    Kurz zur UG-Broschüre: Die ist vor meiner Zeit bei UG entstanden und ich kenne sie nicht sonderlich gut; habe sie gelesen und z.T. Kritik (ist mir an einigen Stellen zu GSPmäßig 🙂 ). Die GSP-Kritik daran kenne ich nun gar nicht – vor jeder Prüfung vermute ich aber mal, dass gerade aus der Sache mit dem Sachzwang nicht viel rauszuholen ist:
    Natürlich brauche ich Subjekte, die sich die Exekution des kapitalistischen Sachzwangs zu eigen machen und ihn insofern WOLLEN. Insofern ist Kapitalismus keine Maschine. Andererseits hätten sie diesen Willen nicht, wenn die Verhältnisse nicht ein System von Bedingungen immer wieder reproduzieren würden, das solche Willensentscheidungen belohnt, bzw. gegenläufige Entscheidungen (ökonomische Fehlentscheidungen ebenso wie „Gutes tun!“ „Umwelt schützen!“ usw.), bestraft bzw. ad absurdum führt. Ich bekomme also die individuelle (und das heißt ja im wesentlichen: charaktermaskige) Seite des Verhältnisses nicht ohne die systematisch-unpersönliche und umgekehrt, so weit, so schlicht.

    Es erscheint mir nun völlig absurd, in dem oben beschriebenen Verhältnis als Kommunist ausgerechnet immer wieder zu betonen, dass hier auf gar keinen Fall ein automatischer Sachzwang herrsche – und damit die andere, die „persönliche“ Seite stärker zu machen. Gegenüber Linksparteilern, die an den guten Unternehmer appellieren, linken Gewerkschaftern, die die Wirtschaft demokratisieren wollen, Alternativniks, die die gute Kommune im Kapitalismus gründen wollen usw. verweist gerade die Marxsche Erkenntnis von dem im bestimmten Sinne „automatischen“ Charakter des Kapitalverhältnisses darauf, dass man Revolution machen muss, wenn man an den Verhältnissen Grundlegendes ändern will.

  22. @ Stalker 1a

    In dieser Hinsicht sind tatsächlich Arbeiterklasse und Kapitalistenklasse „gleich“. Das beißt sich aber ja nun überhaupt nicht mit der Feststellung, dass die Möglichkeiten, Zwecke zu setzen und zu realisieren, für die Angehörigen der Kapitalistenklasse ungleich vielfältiger sind.

  23. Form und Inhalt

    @ Stalker 2:

    Meine These ist ja, dass Held, Decker usw. in ihrer Jugend so von irgendwelchen Form-Inhalt-Dialektik-Laberern genervt wurden, dass sie die daraus notwendig folgende Ideosynkrasie an die ganze MG weitergegeben haben, deren jüngere Mitglieder sie nun auf alles ausdehnen, was den Ausdruck Form in den Mund nimmt (lol).
    Ich meine was viel Schlichteres: Nehmen wir nen Text wie „Arbeit und Reichtum“ vom GSP. Vielleicht habe ich da was überlesen, aber ich meine, dass alle wichtigen Argumente sich auch irgendwo im Marxschen Kapital finden. Warum also so einen Text schreiben? Weil jemand beim GSP, ob zu recht oder zu unrecht, der Auffassung war, dass die Form, in der die Argumente bei Marx vorliegen, sich z.B. nicht für Schulungen eignen (Länge, Reihenfolge, Sprache was weiß ich). Das ist eine strategische Frage und sie ist notwendig.
    Gemauso wird man sich beim GSP auch Gedanken darüber gemacht haben, wie lang bestimmte Schulungseinheiten sind. Man erzähle mir bitte nicht, dass richte sich nur nach der „Logik der Sache“ oder so… Ich denke nicht, dass die Logik von Staat und Kapital von sich aus danach rufen, in zweimal zwei statt in vier Tagen oder auf zweimal 12 statt auf einmal 27 Seiten erklärt zu werden. Aus meiner Zeit bei Junge linke weiß ich noch, dass es bestimmte Leute aus dem Umfeld gab, die niemals alleine zu einem zweieinhalb-Tage-Seminar gekommen wären. Das kann ich ja vielleicht bedauern und sie dafür ankacken (und, sorry, dass wäre ziemlich GSP-mäßig). Wenn ich selbst ein Interesse an der Revolution habe, kann ich mich aber auch fragen, ob ich die Argumente nicht auch in einer Reihe von Abendveranstaltungen vermittelt bekomme, wo ich dann aber andere Formen der Überleitungen brauche usw. Das gleiche muss ich mir für Sprachstil und -niveau, für das Verhältnis von mündlicher und schriftlicher Darstellung überlegen usw., usw.
    Meine Kritik an UG war nun, dass man sich, wenn man eine bestimmte kommunistische Kritik bei Blockupy vermitteln will, sich viel genauer fragen muss, welche Schranken die Art des Events der Form der Überzeugungsarbeit setzt. Bzw. wie man trotz dieser Schranken Argumente vermitteln kann und für welche Teilbereiche der Argumentation man sich entscheidet…