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Björn Hendrig: „Corona“ und „Volksgesundheit“

Von • Apr 18th, 2020 • Kategorie: Allgemein

Björn Hendrig: „Corona“ und „Volksgesundheit“

 

Volkskrankheiten – ja! Volksseuche – nein!

Die Lage ist ernst, die „Volksgesundheit“ in Gefahr. Das neuartige Corona-Virus infiziert immer mehr Menschen, die Zahl der Todesopfer steigt von Tag zu Tag an. Und weil es sich um eine „Pandemie“ handelt, betrifft dies nicht nur Deutschland, sondern die meisten Länder dieser Welt.

Alle Staaten legen nun Programme auf und ergreifen Maßnahmen, die Verbreitung von Corona einzudämmen. Endlich, so scheint es, kümmern sich die Regierungen wirklich um ihr Volk, unternehmen alles, es zu schützen. Und es stimmt ja: Ohne Volk ist kein Staat zu machen. Aber es stimmt auch: Auf Einzelschicksale wird keine Rücksicht genommen. Wenn also von „Volksgesundheit“ die Rede ist – wer definiert sie nach welchen Kriterien? Und wem dient sie wozu?

Die „physische und psychische Gesundheit bezogen auf die gesamte Bevölkerung eines Staates“ lautet eine gängige Definition von „Volksgesundheit“. Weitere Beschreibungen beziehen sich auf das englische „Public Health“, das mit „öffentlicher Gesundheitspflege“ oder eben auch „Volksgesundheit“ übersetzt wird. „Bei der Betrachtung der Gesundheit der Bevölkerung steht die Gesundheit von Personengruppen, Bevölkerungsteilen oder ganzen Bevölkerungen im Vordergrund, nicht die Gesundheit der einzelnen Person.“ (Wikipedia: „Public Health“).

Kein Widerspruch: ein „gesundes“ Volk hat tausend Krankheiten

Das Gesundheitssystem: ein kostspieliges Geschäft

Wie viel „gesundes“ Volk braucht es, um den Laden am Laufen zu halten?

 

Ein Sockel an Krankheiten im Volk geht in Ordnung …

… die Behandlung darf nur nicht allzu viel kosten …

… aber als Geschäft sollte sie schon funktionieren

 

Eine Epidemie durchkreuzt die routinierte Abwicklung der Volkskrankheiten

Das notorisch auf Kante genähte Gesundheitssystem wird überfordert

Jetzt heißt es auf einmal: Ausmerzen, sonst läuft im Staat bald gar nichts mehr!

Kosten spielen nun keine Rolle mehr – und das im Gesundheitswesen

Eine Pandemie kennt keine Grenzen? Von wegen!

„Corona“ sortiert die Konkurrenz der Nationen neu

 

Wenn die Pandemie irgendwann abflaut, beginnt der Wettlauf zwischen den Nationen, wer die globale Krise am besten übersteht, wessen Volk wieder nur noch seine ganz normalen Krankheiten hat, sprich: genügend benutzbar ist.

Der Vergleich der Gesundheitssysteme steht an – ganz praktisch: Wer bewältigt die Krise am besten, wessen Volksgesundheit erholt sich am schnellsten und ermöglicht wieder profitables Geschäft? Und vor allem: Wer hat genügend finanzielle Mittel, seine Ökonomie über die Durststrecke bringen? Damit sie nicht zusammenbricht? Entsprechend weniger Verlust an nationalem Reichtum und weniger Kosten der Krisenbewältigung fallen für diese Staaten an. Und der größere Rest dieser Welt kann schauen, wo er bleibt.

https://www.heise.de/tp/features/Corona-und-Volksgesundheit-4705250.html

 

Literaturhinweise:

Was heißt hier Volksgeundheit

https://www.heise.de/tp/features/Was-heisst-hier-Volksgesundheit-4687559.html

Angst vor dem Virus, Vertrauen auf den Staat

https://www.heise.de/tp/features/Angst-vor-dem-Virus-Vertrauen-auf-den-Staat-4688810.html

 

Suitbert Cechura: Unsere Gesellschaft macht krank. Die Leiden der Zivilisation und das Geschäft mit der Gesundheit. Baden-Baden 2018

Renate Dillmann und Arian Schiffer-Nasserie: Der soziale Staat. Über nützliche Armut und ihre Verwaltung. Kapitel 2.5 „Krankheiten“, S. 98ff. Hamburg 2018 (Björn Hendrig)

2 Responses »

  1. Björn Hendrig: Die zwölfeinhalb besten Tipps für die Reflexionsgruppe der NATO

    Die NATO will in sich gehen, wir haben ein paar Vorschläge zur Verbesserung des Verteidigungsbündnisses

    Nein, die NATO ist (noch) nicht von der Corona-Pandemie betroffen. Und sie nutzt die Zeit, einmal so richtig in sich zu gehen: Eine „Reflexionsgruppe“ soll Vorschläge für einen stärkeren Zusammenhalt erarbeiten und den Sinn des Bündnisses hinterfragen. Der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière leitet das Projekt. Eine Mammut-Aufgabe – deshalb hier die zwölfeinhalb besten Tipps für ein gutes Ergebnis.

    Tipp 1: Locker bleiben! Dann klappt das auch mit den Partnern

    Tipp 2: Einfach liken! So geht zeitgemäße Abstimmung

    Tipp 3: Aufrüsten! Seit „Corona“ keine Geldfrage mehr

    Tipp 4: Kaufe bei den Amis! Aber nicht nur…

    Tipp 5: Prioritäten setzen, Europa! Lieber zweite Geige als gar keine

    Tipp 6: Sich die Arbeit teilen! Das Bombardieren besser planen

    Tipp 7: Feinde China oder Russland? Nimm zwei!

    Tipp 8: Einzelinteressen zurücknehmen! Für den guten Zweck

    Tipp 9: Neue Feinde finden! Das Angebot ist groß

    Tipp 10: Der neue „Verteidigungsfall“: Wer nicht für uns ist …

    Tipp 11: Die Betroffenen mitnehmen! Ein Hocker für Merkel

    Tipp 12: Nichts überstürzen! Die NATO ist doch auf einem guten Weg

    Tipp 12,5: Achtung! Die Tipps sind nicht ernst gemeint

    Zum Schluss daher ein wichtiger Hinweis an die Mitglieder der Reflexionsgruppe: Die Tipps sind alle nicht ernst gemeint! Denn was wäre ihre Konsequenz? Eine noch schlagkräftigere NATO, die ihre inneren Widersprüche zugunsten einer gemeinsamen „globalen Verantwortung“ herunterdimmt, sprich: Die Welt mit noch mehr vereinigter Militärmacht in den Griff bekommt. Ach so, genau das wollt Ihr? Na, dann gute Nacht!(Björn Hendrig)

    https://www.heise.de/tp/features/Die-zwoelfeinhalb-besten-Tipps-fuer-die-Reflexionsgruppe-der-NATO-4716300.html

  2. Björn Hendrig: Zwischen Pest und Cholera

    Was ist das für eine Gesellschaft, in der es bei einer Pandemie nur um die Wahl geht zwischen zwei katastrophalen Folgen? Geht die Wirtschaft wieder los, steigt die Todesrate. Geht die Wirtschaft nicht wieder los, werden Existenzen vernichtet

    Wie viele Tote hätten wir denn gern? Dürfen es ein wenig mehr sein, damit die Unternehmen wieder auf breiter Front loslegen können? Oder sind die deshalb Gestorbenen dann doch zu viele, weil sie befürchten lassen, dass das Corona-Virus wieder Oberwasser bekommt und zu große Teile der Bevölkerung mit dem Tod bedroht?

    Trostlose Alternativen, an denen man irre werden kann

    Wenn der Profit gestoppt wird, hat es sich mit der Verteilung der Güter

    Sehr verschiedene Sorten der Verzweiflung

    Bitte alles wieder „normal“! Das war doch so schön

    Wo Geld alles ist, ist Zwangsfreizeit kein Spaß

    Nichts kaputt, und doch läuft nichts – wie blöd ist das denn?

    Jetzt haben alle recht – logisch, bei dieser Sorte Gesellschaft

    Das Trostlose an der „Lockerungs“-Debatte: Alle haben sie recht! Die Unternehmerverbände, die eine nie dagewesene Pleitewelle befürchten. Die Gewerkschaften, die darin einstimmen, weil sie sich das Glück ihrer Mitglieder nur in der Arbeit für den Profit anderer vorstellen können. Die Epidemiologen, die vor einem Anstieg der Infektionen und Todeszahlen warnen. Die Politiker, die hin und her pendeln – zwischen wieder florierender Wirtschaft einerseits und der Sorge andererseits, dass dafür das Volk in ausreichender Zahl zur Verfügung bleibt. In erster Linie zählen dazu die Kapitalisten, ihre Beschäftigten und zahlungsfähigen Konsumenten; aber, so viel Ethik muss sein, auch die Untätigen werden berücksichtigt.

    Der Kern der Frage und der daraus folgenden Debatte: Welche Infektions- und Todesrate kann sich Deutschland leisten? Die unangenehme Antwort: Kommt eben darauf an, siehe oben. (Björn Hendrig)

    https://www.heise.de/tp/features/Zwischen-Pest-und-Cholera-4765587.html