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[Transkript] [online] 23.10.2014 | Nürnberg | Was von Marx zu lernen wäre

Von • März 10th, 2025 • Kategorie: Veranstaltungen

Die Aufzeichnung einer Veranstaltung mit Peter Decker am 23. Oktober 2014 in Nürnberg steht im AV-Archiv der SG zum Download bereit.

Thema: Was von Marx zu lernen wäre: Alles Nötige über Arbeit und Reichtum im Kapitalismus

Mitschnitt:

http://www.youtube.com/watch?v=jVVNVwcWlic

Update:

Transkript: [Das Transkript zu Peter Deckers Vortrag wurde von einer Leserin aus Österreich beigesteuert]
https://wissenundkritik.de/wp-content/uploads/2025/03/Peter-Decker-Einfuehrung-in-Das-Kapital-2014-Transkript.docx

Zitate:

1. Gebrauchswert – Tauschwert – Arbeit.

„Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ungeheure Warensammlung, die einzelne Ware als ihre Elementarform. … Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns betrachteten Gesellschaft bilden sie zugleich die stofflichen Träger des Tauschwerts.“

„Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchwerte anderer Art austauschen.
… Da x Stiefelwichse, ebenso y Seide, ebenso z Gold usw. der Tauschwert von einem Quarter Weizen ist, müssen x Stiefelwichse, y Seide, z Gold usw. durch einander ersetzbare oder einander gleich große Tauschwerte sein. … Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Gleiches aus. … Beide (getauschten Dinge) sind also gleich einem Dritten, das an und für sich weder das eine noch das andere ist.“

„Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten. … diese Dinge stellen nur noch dar, dass in ihrer Produktion menschliche Arbeitskraft verausgabt, menschliche Arbeit aufgehäuft ist. Als Kristalle dieser ihnen gemeinschaftlichen Substanz sind sie Werte – Warenwerte.“

„Die Arbeit jedoch, welche die Substanz der Werte bildet, ist gleiche menschliche Arbeit, … gesellschaftliche Durchschnittsarbeitskraft, die in der Produktion einer Ware auch nur die im Durchschnitt notwendige oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit braucht.“

(Das Kapital, Band 1, MEW Bd. 23, S. 49-53, im folgenden „KI“)

„Das Geschwätz über die Notwendigkeit, den Wertbegriff zu beweisen, beruht nur auf vollständigster Unwissenheit, sowohl über die Sache, um die es sich handelt, als die Methode der Wissenschaft. Dass jede Nation verrecken würde, die, ich will nicht sagen für ein Jahr, sondern für ein paar Wochen die Arbeit einstellte, weiß jedes Kind. Ebenso weiß es, dass die den verschiedenen Bedürfnismassen entsprechenden Massen von Produkten verschiedene und quantitativ bestimmte Massen der gesellschaftlichen Gesamtarbeit erheischen. Dass diese Notwendigkeit der Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit in bestimmten Proportionen durchaus nicht die durch die bestimmte Form der gesellschaftlichen Produktion aufgehoben, sondern nur ihre Erscheinungsweise ändern kann, ist self-evident. … Und die Form, worin sich diese proportionale Verteilung der Arbeit durchsetzt in einem Gesellschaftszustand, worin der Zusammenhang der gesellschaftlichen Arbeit sich als Privataustausch der individuellen Arbeitsprodukte geltend macht, ist eben der Tauschwert dieser Produkte.“

(Marx, Brief an Kugelmann, 11.7.1868, MEW Bd. 32, S. 552f.)

2. Abstrakte Arbeit – verausgabte Lebenskraft ist Substanz und Maß des Reichtums nur in einer Ökonomie der Ausbeutung.

„Ursprünglich erschient uns die Ware als ein Zwieschlächtiges, Gebrauchswert und Tauschwert. Später zeigte sich, dass auch die Arbeit, soweit sie im Wert ausgedrückt ist, nicht mehr dieselben Merkmale besitzt, die ihr als Erzeugerin von Gebrauchswerten zukommt. Diese zwieschlächtige Natur der in der Ware enthaltenen Arbeit ist zuerst von mir kritisch nachgewiesen worden … der Springpunkt, um den sich das Verständnis der politischen Ökonomie dreht.“
(KI, 56)

„Sieht man ab von der Bestimmtheit der produktiven Tätigkeit und daher vom nützlichen Charakter der Arbeit, so bleibt das an ihr, dass sie eine Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, … Verausgabung von Hirn, Muskel, Nerv ist.“
(KI, 58)

„Ein größres Quantum Gebrauchswert bildet an und für sich größren stofflichen Reichtum. Dennoch kann der steigenden Masse des stofflichen Reichtums ein gleichzeitiger Fall seiner Wertgröße entsprechen. Diese gegensätzliche Bewegung entspringt aus dem zwieschlächtigen Charakter der Arbeit. Produktivkraft ist natürlich stets Produktivkraft nützlicher konkreter Arbeit und bestimmt in der Tat nur den Wirkungsgrad zweckmäßiger produktiver Tätigkeit in gegebnem Zeitraum. Die nützliche Arbeit wird daher reichere oder dürftigere Produktenquelle im direkten Verhältnis zum Steigen oder Fallen ihrer Produktivkraft. Dagegen trifft ein Wechsel der Produktivkraft die im Wert dargestellte Arbeit an und für sich gar nicht. … Derselbe Wechsel der Produktivkraft, der die Fruchtbarkeit der Arbeit und daher die Masse der von ihr gelieferten Gebrauchswerte vermehrt, vermindert also die Wertgröße dieser vermehrten Gesamtmasse, wenn er die Summe der zu ihrer Produktion notwendigen Arbeitszeit abkürzt.“
(KI, 61)

„Denn der wirkliche Reichtum ist die entwickelte Produktivkraft aller Individuen. Es ist dann keineswegs mehr die Arbeitszeit, sondern die disposable time das Maß des Reichtums. Die Arbeitszeit als Maß des Reichtums setzt den Reichtum selbst als auf Armut begründet und die disposable time nur existierend im und durch den Gegensatz zur Surplusarbeit oder Setzen der ganzen Lebenszeit des Individuums als Arbeitszeit und Degradation desselben daher zum bloßen Arbeiter, Subsumtion unter die Arbeit. Die entwickeltste Maschinerie zwingt den Arbeiter daher, jetzt länger zu arbeiten, als der Wilde tut oder als er selbst mit den einfachsten, rohesten Werkzeugen tat.“

(Grundrisse d. Kritik der politischen Ökonomie, MEW Bd. 42, S. 604)

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