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[online] 05.11.2013 | Hannover | Rassismus – Wie er geht und wie man ihn kritisiert

Von • Nov 5th, 2013 • Kategorie: Veranstaltungen

Hannover – Rassismus

Zeit: Dienstag | 05.11.2013 | 19:30 Uhr
Ort: Universität Hannover | Hauptgebäude (Raum F142) | Welfengarten 1
Veranstalter: GegenStandpunkt Verlag

Thema: Rassismus – Wie er geht und wie man ihn besser nicht kritisiert

Referent: Rolf Röhrig

Die Zeiten staatlicher Rassengesetze sind in den Zentren des Kapitalismus vorbei. Der Rassismus ist darüber keineswegs ausgestorben. Es ist in einer Demokratie an der Tagesordnung, dass Obdachlose, Farbige oder Asylanten erschlagen werden. Wenn solche Fälle wieder einmal Schlagzeilen machen, dann kommt in der Öffentlichkeit Empörung und Fassungslosigkeit auf. Wie kann es in der demokratischen Mitte der Gesellschaft so etwas Abscheuliches geben? Diese Frage sucht gar nicht nach einer Erklärung dafür, wie und warum rassistische Urteile in der Demokratie zustande kommen. Sie geht einfach davon aus, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun haben kann.

Das ist ein Fehler. Die rechtsstaatliche Ordnung, in der alle einer „Gleichbehandlung“ unterliegen, ist der Nährboden für den modernen Rassismus unserer Tage.

– Auch ohne Rassengesetze kommt eine Selektion zustande. Bildungswesen und Erwerbswelt produzieren immer aufs Neue „Ungebildete“ und „Gebildete“, „Arme“ und „Reiche“, eine „Masse“ und eine „Elite“. Wieso führt die geschätzte „Gleichbehandlung“ zu einer Sortierung der Menschen in eine Hierarchie, in der es sich oben vielleicht ganz gut, unten sicher schlecht lebt?

– Unterschiedliche Anlagen in der Menschennatur gelten als Grund dafür. Nur ist die Zulassung zu einem Bildungsweg wie die Verweigerung, die Einstellung in ein Arbeitsverhältnis wie seine Kündigung in jedem Fall ein Rechtsakt, also ein durch eine hoheitliche Instanz gültig gemachter Bescheid, meistens gegen den Willen der Betroffenen. Wieso braucht es eigentlich eine staatliche Gewalt, wenn Bildungswesen wie Erwerbswelt bloß der Nachvollzug einer ohnehin vorliegenden menschlichen Natur sind?

Konkurrenz als natürliche Auslese, das ist der Rassismus erster Art, der in der Demokratie blüht. Wieso ist dieses Denken gut gelitten in einer Gesellschaft, in der „alle Menschen gleich“ sind?

Die Wirtschaft hat ihre „Humanressource“, der Staat sein Volk. Was Demokraten darüber in Umlauf setzen, hat das Zeug zu einem Rassismus zweiter Art.

– „Wir“ gehören zusammen, „Fremde“ also nicht dazu. Was verbindet Leute zu einem „Wir“, die einander genauso unbekannt, also fremd sind, wie ihnen ein Zugereister fremd sein mag?

– Gemeinsame „Sprache“, „Geschichte“ oder das „Schicksal“ gelten als einigendes Band. Gegensätzliche Interessen zwischen Billiglöhnern und Konzernherrn zählen nichts vor diesem Maßstab, der aus Leuten eine quasi-natürliche Art macht, die von anderen Volksarten grundverschieden ist. Warum wird das Bekenntnis zu einer Volkszugehörigkeit ausgerechnet jenseits des Willens in einer Natureigenschaft angesiedelt?

Das ist der Rassismus der Volksnatur. Warum steht so etwas hoch im Kurs in einer Gesellschaft, die sich „aufgeklärt“ nennt?

Dieses rassistische Denken ist nicht von gestern, sondern von heute.

Der Übergang zur Gewalt wohnt ihm inne. Wer Wirtschaft und Staat als eine durch die Natur von Mensch und Volk gestiftete harmonische Ordnung wertschätzt, der kennt seine Schuldigen, wo immer sich Schäden auftun: Schädliche, fremde Natur hat sich breit gemacht.

„Unnütze Parasiten“ im eigenen Volk oder „Fremde“, die „unsere Arbeitsplätze“ stehlen, werden das Opfer dieser Gesinnung. Antirassisten nehmen daran zurecht Anstoß. Wie sie das tun, ist ärgerlich.

– Gegen jede „rassistische Diskriminierung“ nach ethnischen oder ähnlichen Kriterien kämpfen sie an. Wieso soll das Übel ausgerechnet in einer Art von Diskriminierung liegen, die im Rechtsstaat gar nicht das Prinzip, sondern sogar verboten ist?

– Die „Gleichberechtigung“ wollen sie dagegen verteidigen. Warum ausgerechnet die? Eine Sortierung der Menschen verhindert sie nicht.

Und den Rassismus auch nicht. Der veredelt ja gerade die ganz ohne Rassekriterien vollzogene Auslese zu einem unwidersprechlichen Naturprodukt.

 

Update:

Die Aufzeichnung der Veranstaltung steht im Audio-Archiv ArguDiss zum Download bereit.

 

http://www.argudiss.de/node/35

 

 

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