Suitbert Cechura: 1. Mai – Der DGB feiert sich selbst
Von webmaster • Mai 1st, 2025 • Kategorie: AllgemeinSuitbert Cechura: 1. Mai – Der DGB feiert sich selbst
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Dabei ist der Mai-Aufruf sehr informativ, indem er Auskunft gibt, wofür sich die Arbeiterpolitiker im Bundestagswahlkampf eingesetzt haben, man achte auf die Reihenfolge: An erster Stelle für eine starke Wirtschaft.
Der Erfolg des Kapitals ist diesen Vereinen das oberste Ziel. Dass in der Kalkulation der Wirtschaft der Lohn oder das Gehalt als Kostenpunkt und damit als eine Belastung für diesen Erfolg erscheint und deshalb gering zu halten ist, ist für diese Ko-Manager die größte Selbstverständlichkeit, die sich immer wieder in Arbeitsplatzsicherungsverträgen niederschlagen, die Massenentlassungen einschließen. Gute Arbeit ist in den Augen dieser Arbeitspolitiker nur die lohnende, also gewinnbringende Arbeit, die dem Unternehmen dauerhaften Erfolg sichern soll.
Dass sich die Gewerkschaften als Machtfaktor in der Politik präsentieren, ist nicht ohne Angeberei. Sind ihnen doch zum einen jeglicher politischer Streik untersagt und haben sie zum anderen ihn auch nie für sich beansprucht. Ihre Macht soll auf die Zahl ihrer Mitglieder als Wähler gründen, ganz so, als ob mit der Mitgliedschaft in dem Verein auch klar ist, was ihre Mitglieder auf ihrem Wahlzettel ankreuzen. Die letzten Wahlergebnisse haben diese Vorstellung ziemlich blamiert.
Praktisch gründet sich der Einfluss der Gewerkschaften auf die enge Verbindung zwischen ihren Führungspersonen und der Politik. Dies demonstriert der DGB auch am 1. Mai, an dem sie neben ihren Rednern auch immer Vertretern aus der Politik eine Bühne bieten, möglichst Vertreter aus der eigenen Partei.
Den Begriff der sozialen Sicherheit haben die DGB-Vertreter auch schon auf die Kriegstüchtigkeit der Nation ausgeweitet: „Europäerinnen und Europäer können sich nicht mehr auf das Schutzbündnis mit den USA verlassen, da die Trump-Administration zwischenzeitlich die territoriale Integrität einzelner Staaten von sich aus in Frage stellt. Die Europäische Union und die europäischen NATO-Staaten ziehen daraus ihre Konsequenzen: Sie stärken ihre militärische Verteidigungsfähigkeit, um zu verhindern, zum Spielball rivalisierender Großmachtinteressen zu werden. Vor diesem Hintergrund sehen auch der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften die Notwendigkeit, in Deutschland und Europa verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, um gemeinsam verteidigungsfähiger zu werden.“
Als die Bundesrepublik Deutschland die territoriale Integrität der DDR in Frage gestellt hat oder später die der Republik Jugoslawien, hatten die Gewerkschaften kein Verständnis dafür, dass die DDR oder Jugoslawien sich gerüstet haben. So stehen DGB-Gewerkschafter immer auf Seiten der Nation, auch jetzt, wo mit grenzenloser Verschuldung aufgerüstet wird, was die Mitglieder dieser Vereine durch Inflation und Entwertung ihrer Löhne und Gehälter mitfinanzieren dürfen.
Was für den Erfolg Deutschlands am Tag der Arbeit gefeiert wird, soll sich in Zukunft auch im Schützengraben bewähren dürfen.
Und so ist es nur folgerichtig, dass der DGB die Teilnahme an seinen Feierstunden von der richtigen Gesinnung abhängig macht: „Wer etwa bei den zentralen 1.Mai-Feierlichkeiten einen Stand beim DGB in Lübeck anmelden möchte, muss sich mit einer langen Liste von „Werten des DGB“ identifizieren. Darunter: die „uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine – wir erkennen W. Putin als alleinigen Aggressor an“, „Bekenntnis zu Europa und zu NATO-Mitgliedschaft“, „Solidarität mit Israel und den zivilen Opfern der kriegerischen Auseinandersetzung im Gaza-Streifen“, „Bekenntnis zur Richtigkeit des Sondervermögens, um in die Zukunft zu investieren“.
Mal ehrlich: Will man in einem solchen Verein sein und mit solchen Menschen feiern? Zeit um über Alternativen nachzudenken.
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