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Richard Winterstein: Staat, Gewalt, Krieg

Von • Apr. 30th, 2025 • Kategorie: Allgemein

Richard Winterstein: Staat, Gewalt, Krieg

Ein junger Journalist schwimmt gegen den Meinungsstrom und begründet seinen Entschluß, sich der Vaterlandsverteidigung im Kriegsfall entziehen zu wollen.

Die deutsche Politik und deren Sprachrohr in Gestalt der Mainstreammedien sehen sich durch Russland bedroht. Die Nato, deren Mitglied Deutschland ist, hat die russische Staatsführung durch ihr Vorrücken an dessen Grenzen und in dessen Sicherheitsbereiche vor ein Dilemma gestellt, aus der es für die russische Staatsmacht kein Entkommen gab: entweder Russland akzeptiert, dass die Nato mit ihrem militärischen Potentialen in dessen Grenz- und Sicherheitszonen präsent wird, oder es reagiert darauf militärisch! Russland hat sich, als insbesondere die Aufrüstung der Ukraine durch die Nato immer bedrohlichere Ausmaße anzunehmen begann, für Krieg gegen das Land entschieden.

Die deutsche Politik wird seither nicht müde, ihre Hände in Unschuld zu waschen, will von einer Provokation Russlands durch die vorausgegangenen und weiterhin anhaltenden Nato-Aktivitäten nichts wissen und bezichtigt die Föderation des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs, den sie nach Kräften zu befeuern bemüht ist.

(…)

Wenn nun ein Journalist namens Ole Nymoen daherkommt und in einem schmalen Büchlein begründet, „Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde“ und er es geschafft hat, dass sich der bekannte Rowohlt-Verlag zu einer Veröffentlichung des Manuskripts entschlossen hat (alle mit Seitenzahlen versehenen folgenden Zitate stammen aus dem Buch), somit also auch für eine ausreichende Verbreitung gesorgt ist, dann darf davon ausgegangen werden, dass ihm aus den Medien ein heftiger Wind entgegen weht.

Georg Schuster hat in seinem Beitrag einen Eindruck davon vermittelt (Einer der den Kriegsdienst verweigert). Denn der Autor bedient sich keineswegs der hierzulande so beliebten Tour, dem neu auferstandenen Feind seine Kriegsverbrechen und seine Brutalität in moralisierender Art und Weise vorzuhalten, um ihn damit zu delegitimieren, sondern widmet sich den Interessen, die Staaten dazu motivieren – und damit ergreift er weder für die eine noch die andere Seite Partei! –, sich mit Ihresgleichen auf kriegerische Auseinandersetzungen einzulassen. Der Autor bezieht sich dabei ausdrücklich nur auf den Krieg zwischen Staaten und lässt andere Formen der militärischen Auseinandersetzung beiseite.

Weil sich als Humanisten verstehende Bürger gern die Frage nach dem Sinn eines Krieges aufwerfen, um daraufhin dessen Sinnlosigkeit zu konstatieren, wenn fortwährend eine große Zahl von Soldaten den militärischen Scharmützeln zum Opfer fallen und nebenbei auch „unschuldige Zivilisten“ dabei ihr Leben verlieren, beweisen sie damit ihr Unvermögen, die Zwecke zu erkennen und begreifen zu wollen, die Staatenlenker mit ihren Kriegen zu verfolgen pflegen.

Kriegsverantwortliche sind keine Sinnsucher, was sie aber nicht davon abhält, dem Volk ihre kriegerischen Unternehmungen als sinnvolle Alternative zu einem friedlichen Austrag ihrer nationalen Konkurrenzhändel zu versichern. Dass sie dabei ihre politischen Machtambitionen von ihren ansonsten an einem friedlichen Alltagsleben interessierten Untertanen ausfechten lassen, könnte denen durchaus zu denken geben, tut es aber eher selten. Also wird der Feind in den grellsten Misstönen ausgemalt und als moralische Herausforderung dargestellt, die es gemeinschaftlich und unter Opfern zu bewältigen gilt. Der eigentliche Sinn des Krieges wird damit aber verfehlt.

Jede Seite ist nur das jeweilige Werkzeug in den Händen ihrer politischen Führung

Verteidigt wird die bestehende staatliche Herrschaft

Frieden durch Krieg erzielen zu wollen, ist der Hit aller überzeugten Militaristen

Ole Nymoen begnügt sich nicht mit moralischen Friedensapellen an die jeweils Regierenden, wie wir sie seit Jahrzehnten aus der Friedensbewegung kennen, sondern formuliert sachlich belegbare Gründe für seine Weigerung, sich zum ferngesteuerten und willenlosen Mittel für kriegerische Unternehmungen s/eines Staates machen zu lassen. Indem er das persönliche Kosten-Nutzen-Verhältnis kalkuliert, kommt er zu dem Schluss, dass er als Bürger im Kriegsfalle so oder so nur den Kürzeren ziehen kann.

Weil sich unsere Gegenwart unschwer als neue Vorkriegszeit identifizieren lässt, erscheint ein vernunftgeprägter, sachlicher und nüchterner Blick auf die dadurch sich anbahnende Katastrophe als geradezu überlebenswichtig! Deshalb ist Nymoens Buch eine massenhafte Verbreitung zu wünschen. Jede/r kann und sollte schon aus reinem Überlebensinteresse dazu beitragen!

https://overton-magazin.de/top-story/staat-gewalt-krieg/

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