Suitbert Cechura: Ein Koalitionsvertrag für die Dauerbaustelle Marktwirtschaft
Von webmaster • Apr. 30th, 2025 • Kategorie: AllgemeinSuitbert Cechura: Ein Koalitionsvertrag für die Dauerbaustelle Marktwirtschaft
Wir können aufatmen! Spätestens in zwei Wochen wird wieder regiert. Kommt dann auch in Deutschland ein Goldenes Zeitalter?
Kaum war der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD der Öffentlichkeit vorgestellt, schon ergingen sich die Medien in der Frage, was er eigentlich bedeutet – für die Wirtschaft, die Rentner, die Steuerzahler, die Landwirte usw.: Bringt er den allseits erhofften oder geforderten Politikwechsel? Geht es mit dem Land jetzt endlich wieder voran?
Niemandem kommen dabei Bedenken angesichts der Tatsache, dass jede Regierung sich aufs Neue ganz grundsätzlich ums Funktionieren der sonst immer hochgelobten sozialen Marktwirtschaft kümmern muss, der vernünftigsten aller Wirtschaftsordnungen, in der bekanntlich alles der Markt regelt. Auch wenn die Medien sich krampfhaft bemühen, die Leistungen herauszustellen, die die neue Regierung in diesem Vertrag verspricht, erinnern die verschiedenen Punkte doch eher an eine Mängelliste. Mal ganz abgesehen davon, dass die meisten der dem Fußvolk versprochenen „Leistungen“ darin bestehen, dass ihm weniger in die Tasche gegriffen wird – wenn‘s denn gut geht und die Nation nicht vor neue Herausforderungen gestellt wird.
Versprechen kann man viel
Arbeit und Soziales – richtig verstanden
Umwelt und Energie: lauter Geschäftsprobleme
Außen- & Verteidigungspolitik: ganz sicher!
„Und täglich grüßt das Murmeltier“
Kann es nicht sein, dass das etwas mit der Art des Wirtschaftens zu tun hat, die die Regirenden immer wieder mit der Notwendigkeit konfrontiert, das Programm „Wohlstand für alle“ aufzulegen? Wäre es da nicht einmal sinnvoll, das Dogma von der grundsätzlichen Vernünftigkeit des Marktes in Frage zu stellen? Auch wenn das heißt, die Möglichkeit einer Planwirtschaft in Erwägung zu ziehen?
Gemeinsames Planen zum Wohle aller – das gilt hierzulande als ein Ding der Unmöglichkeit und als völlig abseitige Idee. Dabei wird doch ständig geplant: Die Firmen planen ihre Produktion – bis hin zu den weltumfassenden Lieferketten – just in time und en détail, natürlich jede für sich und gegen die Konkurrenz, wodurch der eigene Erfolg immer fraglich bleibt. Die Kollisionen und Herausforderungen, die sich daraus ergeben, sind dann ein einziger Auftrag an die Politik, einzugreifen und Fehlentwicklungen zu vermeiden – alles minutiös geplant und als politische Agenda im Koalitionsvertrag aufgeschrieben.
Dennoch gilt Planung, wenn sie sich an der Freiheit des Marktes vergreift, als eine einzige Vergewaltigung der Menschheit. Aber wem würde denn zu nahe getreten, wenn man in die Freiheit derjenigen eingreift, die über Firmen und Vermögen und damit über die Arbeits- und Lebensbedingungen anderer verfügen? Ist das die Menschheit?
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