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Peter Decker: Wie Wachstum und Wahn Tesla antreiben

Von • Feb 9th, 2022 • Kategorie: Allgemein

 

Peter Decker:

Wie Wachstum und Wahn Tesla antreiben

 

Der ganz normale „Insane Mode“ eines nachhaltig-grünen Markteroberungsprogramms im Kapitalismus des 21. Jahrhunderts.

Dafür lieben die Millionen Twitter-Follower ihren Elon Musk, den „Visionär“, „genialen“ Erfinder und „Ideengeber“, wenn er mit lockeren Sprüchen die mit Diesel und Benzin betriebene Mobilität des weltumspannenden Kapitalismus ins Abseits stellt und sich und sein Unternehmen Tesla als den Retter der Menschheit präsentiert, der mit seiner Mission verhindert, dass „Big Auto“, also die etablierten Auto-Konzerne, „das Elektroauto tötet“ (Elon Musk).

Eine ganze Stufe profaner haben Musk und sein Unternehmen Tesla den Respekt anderer Teile der bürgerlichen Welt gefunden, von sich einsichtig gebenden Managern der etablierten Konkurrenz bis zum um das Klima besorgten kritischen Menschen.

Dem E-Auto-Pionier wird zugutegehalten, dass er das elektrisch betriebene Automobil gegen alle möglichen machtvollen Widerstände zur „Marktreife“ gebracht, also aus dem vielleicht intellektuell reizvollen, aber marktwirtschaftlich irrelevanten Status der Vision, der Idee herausgerissen hat. Tesla ist die Avantgarde des Besseren.

Das „Ökosystem“ Tesla: ein kapitalistisches Eroberungsprogramm

Grundlage der Tesla-Vision: die Energie- und Mobilitätspolitik

 

In Tesla finden die USA ein in allen diesen Hinsichten förderungswürdiges Objekt: Tesla entwickelt und produziert in Eigenregie in Kalifornien, also auf US-Boden, nach der technischen Seite hin marktreife Produkte für die emissionsfreie Mobilität. Und mit der finanzstarken Beteiligung der etablierten Konzerne Daimler-Benz und Toyota an dem Silicon-Valley-Start-up fließen nicht nur die Subventionen des US-Staates. Staatliche Behörden von Universitäten bis zum Militär treten auch noch als zahlungskräftige Kunden der Energiesparte Tesla Energy auf – ein weiterer Beitrag dazu, dass das Unternehmen überhaupt die Verheißungen der ersten Jahre überlebt und den Status eines wachstumsträchtigen Industriekapitals erringt.10

Zu diesem Status trägt auch die andere Abteilung der US-Staatsgewalt bei. Die US-Justiz schädigt nicht nur die europäische Konkurrenz von Tesla und ihre Diesel-Weltmarktstrategie, 11 sondern macht auch auf den politischen Willen, vor allem in Deutschland, Eindruck.

Vielleicht in Umfang und Tempo verschieden, aber dem Prinzip nach gleich betreiben alle potenten Staaten, die eine Autoindustrie bei sich beheimaten, diese Art von Standort- und Energiepolitik und verallgemeinern damit den Einstieg in die E-Mobilität zur unumkehrbaren, global durchgesetzten Sachlage der Konkurrenz für die Autoindustrie in den USA, China, Europa und Japan.12

Daran schmarotzen Elon Musk und sein Unternehmen: Erst die politischen Vorgaben machen das Tesla-Geschäftsmodell zu einer Geschäftsperspektive für den gesamten Weltmarkt, und Tesla gewinnt die interessierte Aufmerksamkeit der Finanzspekulanten in ihrer aufreibenden Suche nach Gelegenheiten, aus Geld mehr Geld zu machen.

 

https://www.heise.de/tp/features/Wie-Wachstum-und-Wahn-Tesla-antreiben-6361605.html?seite=all

 

https://www.heise.de/tp/features/Wie-Wachstum-und-Wahn-Tesla-antreiben-6361605.html?view=fussnoten#f_12

 

vgl:

 

Tesla und der „Insane Mode“ seines Aufstiegs (GS 4-21) Der ganz normale Wahnsinn eines ‚nachhaltig-grünen‘ Markteroberungsprogramms im Kapitalismus des 21. Jahrhunderts

 

Gibt es in den schweren Zeiten von Klima- und Corona-Krise wenigstens Pioniere mit Zukunftsvisionen, die anpacken und damit Erfolg haben, weil sie an sich und ihre gute Mission glauben? Auf jeden Fall! Elon Musk ist momentan der größte von ihnen. An ihn glaubt nämlich einstweilen das Finanzkapital und macht ihn zum reichsten Mann der Welt. Warum? Weil er sich die profitträchtige Elektrifizierung des globalen Auto-Wahnsinns vornimmt. Mit Auto-Fabriken, die er selber als „Hölle der Produktion“ bezeichnet.

 

Von uns gibts das polit-ökonomische Porträt dieses kapitalistischen Helden.

 

https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/tesla-insane-mode-seines-aufstiegs

2 Responses »

  1. Forts. Peter Decker über Tesla

    Das einfache Konzept hinter Teslas „gigantischer Zukunft“

    Wie es dem Konzern gelingt, ganze Staaten für sein Bereicherungsprogramm zu gewinnen. Und wie die Finanzbranche damit auf die Zukunft spekuliert (Teil 2 und Schluss)

    Die Entwicklung eines exklusiven marktreifen neuen Gebrauchswerts, ein ausuferndes Geschäftsmodell drum herum und vor allem der Einsatz der maßgeblichen Staaten, den Umstieg auf klimafreundliche Mobilitätsprodukte verbindlich vorzuschreiben, sind der politökonomische Stoff, aus dem die „gigantische Zukunft“ besteht, die Tesla allen Vermögensbesitzern und -verwaltern zum Kauf andient.

    Seit seiner Gründung im Jahr 2004 hat Tesla als AG allen Investoren auch gar nichts anderes anzubieten als die Beteiligung an der Aussicht auf künftige Gewinne, denn die ersten 15 Jahre ist die Firma mit Produktion und Verkauf von Autos nicht profitabel. (Forts.):

    https://www.heise.de/tp/features/Das-einfache-Konzept-hinter-Teslas-gigantischer-Zukunft-6362257.html

  2. Peter Decker

    Peter Decker ist Chefredakteur der politischen Zeitschrift GegenStandpunkt, die vierteljährlich im gleichnamigen Verlag erscheint. Seit 2020 erscheinen ausgewählte Artikel aus der Zeitschrift zu Fragen von Ökonomie und Ausbeutung, Demokratie und Imperialismus sowie Moral und Öffentlichkeit im Rahmen einer Kooperation auch auf Telepolis. Er ist außerdem Autor, Co-Autor und Herausgeber einiger politischer Bücher:

    – „Martin Heidegger. Der konsequenteste Philosoph des 20. Jahrhunderts. Faschist“, erweitere Neuauflage, München 1988 & 2020 (Gegenstandpunkt-Verlag)
    https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/buchangebot/martin-heidegger

    – „Das Finanzkapital“, München 2016 (Gegenstandpunkt-Verlag)
    https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/buchangebot/finanzkapital

    – „Demokratie. Die perfekte Form bürgerlicher Herrschaft“, München 2013 (Gegenstandpunkt-Verlag)
    https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/buchangebot/demokratie

    – „Das Proletariat. Die große Karriere der lohnarbeitenden Klasse kommt an ihr gerechtes Ende“, München 2002 (Gegenstandpunkt-Verlag)
    https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/buchangebot/proletariat

    – „DDR kaputt, Deutschland ganz. Teil 2: Der Anschluß. Eine Abrechnung mit der neuen Nation und ihrem Nationalismus Abweichende Meinungen zur deutschen Einheit“, München 1990 (Resultate Verlag)
    https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/buchangebot/anschluss

    – „DDR kaputt, Deutschland ganz. Teil 1: Eine Abrechnung mit dem ‚realen Sozialismus‘ und dem Imperialismus deutscher Nation“, München 1989 (Resultate Verlag)
    https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/buchangebot/ddr-kaputt-deutschland-ganz