Online-Podiumsdiskussion (Gruppe K) | 24. Februar 2021 | Pflege – viel gelobt und schlecht bezahlt. Was tun die Gewerkschaften?
Von webmaster • Feb 16th, 2021 • Kategorie: VeranstaltungenOnline-Podiumsdiskussion
Veranstalter: Gruppe K
Mittwoch | 24. Februar 2021 | 19:00 Uhr
Schaltet Euch dazu:
https://us02web.zoom.us/j/81758642843?pwd=aVhvMURzYWI0ZXZTcTVOWWppWk9zdz09
Meeting-ID: 817 5864 2843
Kenncode: 288690
Pflege – viel gelobt und schlecht bezahlt. Was tun die Gewerkschaften?
Während der Pandemie bekommt die Pflege einige Aufmerksamkeit:
Politik und Medien überhäufen das Personal mit Anerkennung & Wertschätzung. “Verantwortungsträger” bekunden, wie „systemrelevant“ die Pflegeberufe sind und üben sich in Selbstkritik für die späte Erkenntnis.
Lob statt Lohn? Die geheuchelte Ehrerbietung wird von den Beschäftigten nicht nur begeistert aufgenommen. Klatschvideos von Mächtigen und Prominenten wirken eben ziemlich zynisch, solange sich an der miesen Bezahlung und der hohen Arbeitsbelastung nichts ändert.
Eine bessere Bezahlung sowie bessere Arbeitsbedingungen sind aber gerade nicht die Konsequenz der zur Schau gestellten Dankbarkeit! Wer das erwartet hatte, sieht sich getäuscht und erhält zum Trost einen Strauß Blumen von RTL oder eine Anerkennungsprämie vom Minister.
Das hat Gründe:
– Das Einkommen des Personals ist erstens bekanntlich eine Kost in der gewinnorientierten Rechnung ihrer Arbeitgeber, die sie daher möglichst gering halten wollen.
– Zweitens wird das Geschäft mit der Pflege durch staatliche Entscheidungen bestimmt, die sich auf die Sozialversicherungsbeiträge auswirken und die Unternehmen und den Staatshaushalt belasten.
Viel Leistung und wenig Lohn – gerade darin sind die Pflegeberufe auch weiterhin so systemrelevant für Staat und Wirtschaft!
Bislang haben die Pflegenden sich das weitgehend bieten lassen. Und die organisierte Gegenwehr ist so schwach, dass die Gewerkschaften im Pflegebereich schlicht um ihre Anerkennung als Tarifpartner kämpfen müssen. Grundsätzliche Besserung ist nicht in Sicht.
Warum eigentlich nicht? Mit welchen Strategien setzten sich Gewerkschaften für die Interessen des Pflegepersonals ein? Auf welche Gegensätze stoßen sie dabei? Und welche Widersprüche stecken in den verschiedenen gewerkschaftlichen Strategien?
Diese Fragen wollen wir – für Gruppe-K übrigens eine Premiere und ein Experiment – in Form einer Podiumsdiskussion mit Betroffenen und kritischen Fachleuten klären. Als Teilnehmer*innen für das Podium haben wir eingeladen:
- Jan von Hagen von ver.di
- Jürgen Drebes von der Pflege-Gewerkschaft BochumerBund (BB),
- Suitbert Cechura – Gesundheitswissenschaftler
- Renate Dillmann – Journalistin und Autorin des Buches „Der soziale Staat“.
https://www.facebook.com/events/1536831506511571/
Wie Pflegegwerkschaft/Verdi sich für die Interessen der Pflegekräfte einsetzen, ist die
Absurdität zu bemerken, dass sie sich von vornherein affirmativ als Grundlage ihres
Engagement hernehmen, woher das Tätigkeitsfeld von Pflegekräften sich überhaupt
her begründet – ohne eben einen gescheiten Seitenhieb dagegen. Wenn man die
Proklamationen, Gründungerklärungen sich vornimmt, so liest man einen Rattenschwanz
von hehren Forderungen wie schön Pflege im Kapitalismus sein k ö n n t e. Gewerkschaften
nehmen zwar zur Kenntnis, wie Pflege subsumiert ist unter geldwirtschaftliche
Interessen – wie und warum, kein Wort dazu: stattdessen wird dem idealisierend
gegengehalten,dass Pflege als Menschenrecht mehr oder überhaupt vorrangig
Beachtung zu schenken sei, statt dass der schnöde Geldmaterialismus der Veranstalter des
Pflegewesens dominiere.
Pflegegewerkschaften einschließlich Verdi bringen es fertig, sich mehr für die
Dienstfähigkeit=Pflege-Qualität ins Zeug zu legen, als ein Hauch an Kritik anzubringen,
wie der systematisch angelegte Verschleiß der Leute im Dienste an Staat und
Kapital genauso systematisch und mit bemerkenswerten hochgerechneten
Steigerungszahlen den fortwährenden Nachschub an gesundheitlich Ruinierten
für die Pflegeeinrichtungen sichert.
Weil sie auf die für Nation und Kapitalstandort nützliche Dienstfertigkeit der Pflege-
kräfte nichts kommen lassen wollen, reimt sich auch ihr Einsatz für die materiellen
Belange der Betreuer an den Geschundenen entsprechend zusammen:
bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung kennen Gewerkschaften gleich
überhaupt nur dafür, dass die Pflegeprofession ihren Gang gehen kann.
Irgendwelche materiellen Fortschritte kommen auch sogleich als
m o r a li s c h e Anerkennung daher, die die Arbeitgeber ihren Einsatz-
kräften schuldeten: also auf die bornierte Befassung mit dem bleibenden
und zunehmenden Pflegeelend nichts kommen lassen, aber dafür wenigstens
was springen lassen.