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Brend Tragen: Das Trickle-Down Prinzip

Von • Nov 9th, 2020 • Kategorie: Allgemein

Brend Tragen: Das Trickle-Down Prinzip

Was spricht für den Kapitalismus? – Teil 5

 

Wenn in einem Land das Kapital nur stark genug wächst, dann bekommen auch die Habenichtse ihre Krümmel ab. So dient der Kapitalismus letztlich der gesamten Nation, nicht nur den Reichen – heißt es.

Vorab an den Leser: Die Reihenfolge der hier präsentierten Argumente aus dem Buch „Das Kapital“ (Band 1) von Karl Marx folgen einem logischen Aufbau. Deshalb bitte ich den Leser, sofern nicht geschehen, vor dem Lesen des 5. Teils zunächst die Teile 1 bis 4 zu konsultieren.

Teil 1: Der Kapitalismus schafft nützliche Güter

Teil 2: Der Kapitalismus schafft Reichtum

Teil 3: Der Kapitalismus stiftet Freiheit und Gerechtigkeit

Teil 4: Im Kapitalismus wird wenigstens niemand ausgebeutet

Argument 8: Die Rechtfertigung des Kapitalismus ist Propaganda und Ideologie

Szenario (I): Der exzentrische Kapitalist

Szenario (II): Der moderate Kapitalist, oder: „einfache Reproduktion“

Szenario (III): Der asketische Kapitalist, oder: „Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter“

Wir kehren an den Ausgangspunkt zurück. Woher hat denn der Kapitalist nochmal die erhöhte Kapitalsumme für die neue angeschaffte Maschinerie? Ach ja, aus der wertschöpfenden Arbeit seiner Angestellten. D.h. sie werden nicht nur ausgebeutet, indem man sich versteckt ihrer Arbeit bemächtigt, sondern sie untergraben durch ihre Tätigkeit ihren eigenen Arbeitsplatz, also letztlich ihre eigenen Lebensbedingungen. Wenn das nicht zynisch ist!? Aber so ist sie, die kapitalistische Produktionsweise und ihre Apologie. Zynisch bis zum Anschlag. Und der Lohn ist bloß die Methode, die Ausbeutung auf Dauer zu stellen.

 

Ich hoffe, ich konnte den Leser einigermaßen interessiert machen, für eine eigenständige Lektüre des Originals.2 Er würde feststellen, dass dies noch lange nicht alle Argumente waren, die er von Marx zu erwarten hätte. Viele Themenkomplexe sind hier noch gar nicht angesprochen worden, z.B. die zunehmende Konzentration des Kapitals in immer weniger Hände (Stichwort: „We are the 1%!“) oder die Bewegungsgesetze der Zusammensetzung von variablem und konstantem Kapital. Das Buch ist Hunderte von Seiten lang und es gibt gefühlt auf jeder Seite ein augenöffnendes Argument, wenn man es nicht achtlos überliest, welches einem hilft, auch eher moderne Apologien des Kapitalismus zu durchschauen und zu entkräften. Man wird es nach dem ersten Lesen und Verdauen sogar noch mehrmals lesen wollen. Jedes Mal entdeckt man ganz neue Details, die man zuvor übersehen hatte. Es ist mein absolutes Lieblingsbuch. Ich selbst hab es vermutlich ein halbes Dutzend mal gelesen, und es hilft mir, meinen Alltag rational zu beurteilen. Kein anderes Buch hat so viel für meine geistige Entwicklung geleistet. Marx liefert mit dem Kapital im Grunde das beste intellektuelle Rüstzeug, um sich gegen die polit-ökonomische Idiotie der bürgerlichen Gesellschaft zu wappnen. Man sollte es sich wirklich nicht entgehen lassen.

Um also die Titelfrage abschließend und hoffentlich ein für allemal zu beantworten. Was spricht für den Kapitalismus? Nichts. Wirklich rein gar nichts.(Brend Tragen)

https://www.heise.de/tp/features/Das-Trickle-Down-Prinzip-4873246.html

https://www.heise.de/tp/features/Das-Trickle-Down-Prinzip-4873246.html?view=fussnoten#f_1

4 Responses »

  1. … und noch eine weitere Fortsetzung der o.g. „Basics“-Artikelreihe über den Kapitalismus und die Widerlegung der Urteile über ihn von Brend Tragen bei Heise/Telepolis;, also zur kritischen Kritik der Kritiker. In diesem Teil geht es um die Lohnarbeit – und damit um die Erklärung des Lohns überhaupt – und auch der Lohnhöhe.

    Brend Tragen: „Marx bestimmt den Lohn falsch“ (6.12.)

    Marx ist Murks – Teil 4a. In dieser Replik besprechen wir die Einwände gegen die Marxsche Theorie der Lohnkosten und ihre Folgen. Da es sehr viele Einwürfe zu diesem Thema gab, wird der Punkt in der nächsten Replik fortgesetzt.

    Vorab: Die Repliken sind keine „Abrechnung“ oder Wunsch nach dem letzten Wort, sondern lediglich die Gelegenheit, die Begriffe zu klären und Standpunkte zu verteidigen. Ich gehe vor allem auf Argumentationsfiguren ein, die ich selbst schon häufig gehört oder gelesen habe, und deshalb für allgemein verbreitet und von allgemeinem Interesse halte. Zu den Vorwürfen gegen Marx als Person habe ich bereits vor Beginn der Artikelserie etwas geschrieben, man möge sich dort informieren. (…)

    Den Wert der Ware Arbeitskraft bestimmt Marx ganz im Einklang zu seiner sonstigen Werttheorie, nämlich durch den Arbeitsaufwand, den es gesellschaftlich notwendig – d.h. im gesellschaftlichen Durchschnitt – braucht, um die Arbeitskraft zu produzieren bzw. reproduzieren. Das hängt vom allgemeinen Stand der gesellschaftlichen Produktivität, also vom technischen Fortschritt, und je nach Branche – etwa Landwirtschaft – auch von den vorherrschenden Naturbedingungen (Klima, Boden, etc.) ab. (…)

    a) „Marxismus light“ vs. „Marxismus deluxe“ …

    b) Einwand: Löhne ≠ Reproduktionskosten …

    c) Erörterung: Ausbildungskosten …

    d) Willkürliche Gehälter …

    e) Die Lohnuntergrenze und der Zwang zur Arbeit …

    Ausblick: In der Replik 4b werden wir näher auf das internationale Lohngefälle ein gehen, was bei einigen Lesern bestimmt für manche Verunsicherung sorgen könnte, und setzen uns mit weiteren Ideologien den Lohn betreffend auseinander. (Brend Tragen)

    https://www.heise.de/tp/features/Marx-bestimmt-den-Lohn-falsch-4974535.html

  2. Wann wird denn die bereits angekündigte Replik 4b veröffentlicht. Hat irgendjemand Infos oder einen Link?

  3. 4b ist noch nicht bei TP erschienen.

  4. Aus gut informierten Kreisen ist zu erfahren, dass der nächste Teil der Artikelserie noch in dieser Woche erscheinen wird. Bei Erscheinen wird hier nochmal auf den Artikel hingewiesen.