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Björn Hendrig: Nachhaltig ausbeuten

Von • Jul 29th, 2020 • Kategorie: Allgemein

Björn Hendrig: Nachhaltig ausbeuten

 

Warum Nachhaltigkeit in einer Marktwirtschaft nicht selbstverständlich ist – sie aber gerade Konjunktur hat

 

Kurz vor dem „Corona-Lockdown“ Mitte März machte die Deutsche Börse von sich reden: In einem neuen Index namens „Dax 50 ESG“ sind Aktien-Titel vereint, die laut einer speziellen Rating-Agentur „nachhaltig“ wirtschaften. Kapitalanlegern soll damit eine Orientierung gegeben werden für ihre Investitionen – so sie denn berücksichtigen wollen, wie „nachhaltig“ die in Frage kommenden Unternehmen bei den Themen Environment, Social und Government (ESG) handeln.

 

Damit hat ein Begriff nun die harte Finanzwelt erreicht, der auf eine lange Karriere zurückblickt. Seltsam daran ist weniger sein inflationärer und schwammiger Gebrauch, und dass so ziemlich alle wichtigen Menschen in der Gesellschaft ihn einhellig unterschreiben – obwohl sie sonst in harter wirtschaftlicher oder politischer Konkurrenz zueinander stehen. Merkwürdiger erscheint vielmehr, dass eine eigentliche Selbstverständlichkeit – nicht die eigene Lebensgrundlage zu zerstören – immer wieder in Erinnerung gerufen werden muss und, schlimmer noch, trotzdem ständig ignoriert wird.

 

„Grenzen des Wachstums“? Von wegen!

 

Neues Kriterium fürs Finanzkapital: Nachhaltigkeit

 

Unternehmen entdecken Nachhaltigkeit – wenn es sich rechnet …

 

… staatliche Auflagen sie dazu zwingen …

 

… oder beides zusammenkommt

 

Nachhaltigkeit: Den Verschleiß von Land und Leuten für die Zukunft sichern

 

Der Kampf um Profit zwischen den Unternehmen und damit die Ausbeutung von Natur und Menschen hören wegen dieser „Agenda“ nicht auf oder werden wenigstens etwas gemildert. Im Gegenteil: Der Wettbewerb um wirtschaftlichen Erfolg verschärft sich weiter, im Rahmen von Absatzproblemen weltweit und den besonderen Folgen der Corona-Pandemie.

 

Das Kapital reagiert darauf mit den bewährten Methoden – Intensivierung der Arbeit, Lohndrückerei, Rationalisierungen, Fusionen, Betriebsschließungen, Entlassungen und vielem mehr. Und die Staaten der „Ersten Welt“ geben alles, um ihrer Wirtschaft die besten Bedingungen zu verschaffen. Dazu zählen Milliarden-Programme zur Stützung der Konjunktur und der Vermeidung von Pleiten ebenso wie eine Modernisierung der Infrastruktur (Stichwort Digitalisierung) oder günstige Verträge mit attraktiven Handelspartnern.

 

„Nachhaltigkeit“ rangiert in diesem Zusammenhang nicht ganz vorn. Wenn es aber Kapital und Staat gut in den Kram passt, sprich sich Vorteile für Geschäft und Einfluss ergeben, kommt der Begriff zu seinen Ehren

– dann wird die Ausbeutung auch noch nachhaltig. (Björn Hendrig)

 

 

https://www.heise.de/tp/features/Nachhaltig-ausbeuten-4849379.html

2 Responses »

  1. Björn Hendrig: Die Polizei, Dein Freund und Feind

    Manchmal sind sie willkommen, häufiger eher nicht: Polizisten haben es schwer. Die aktuelle Kritik wegen „racial profiling“ und Rechtsextremen in den eigenen Reihen macht es nicht einfacher. Höchste Zeit, sich den Job mal genauer anzusehen

    Auf Facebook kursiert seit einiger Zeit ein schwarzes Plakat mit drei auf rotem Grund groß geschriebenen Worten: „Liebe Polizei“ und „Danke!“ Dazwischen steht zu lesen: „Greift ihr durch, ist es Polizeigewalt! Tut ihr es nicht, wird gefragt, wo ihr gewesen seid! Ihr habt nicht genug Personal, und die Politik macht es euch zusätzlich immer schwerer, eurer Arbeit richtig nachzugehen! Danke, dass ihr es trotzdem versucht!“ Und zum Schluss der Aufruf: „Teilen, wenn ihr unsere Polizei unterstützt!“ Inzwischen gut 190.000 User haben dies getan.

    Undankbarer Job: zu viel oder zu wenig Gewalt!

    Irgendwie beliebt, aber auch irgendwie nicht

    Kapitel I: Der Freund

    „Helfer“? Kein Wort dazu im Polizeigesetz
    Eigentumsdelikte: der verbotene Weg zum Reichtum
    Kein Widerspruch: Ordnung wieder hergestellt, Opfer bleiben zurück
    Unsere Gesellschaft: eine einzige Beschäftigungsgarantie für die Polizei
    Wenn sich das Lebensglück nicht einstellt…
    …kann die Enttäuschung zu Gewalt führen
    „Arschkarte“ für die Polizei?

    Kapitel II: Der Feind

    Grundrechte einschränken? Logisch, sonst kann die Polizei nicht arbeiten
    Vorsorgliche Festnahme für zwei Wochen
    Der feine Unterschied zwischen Kopf und Hals
    „Kultur der Ungleichbehandlung“
    Wer nicht zu „uns“ gehört, ist verdächtig
    Kritik am „racial profiling“: falscher Weg zum richtigen Ziel
    Auf Demokratie schwören und rechtsextrem sein – geht das?
    Das geht! Man sollte sich nur nicht erwischen lassen
    Und wenn es keine Einzelfälle sind…?

    Fazit: All Cops Are Berufsfähig!

    Die „Feinde draußen“ und die „Herrschaft“ über sie und alle anderen haben den Charakter von unumstößlichen Gegebenheiten. Es ist halt so: Hier der Staat, gleichbedeutend mit „das Richtige“, dort die Feinde, die offenbar „das Falsche“ wollen. Warum das Richtige zuverlässig das Falsche provoziert, wird nicht hinterfragt.

    Wenn es allerdings ständig zu viele Falsche sind, derer man nicht habhaft wird beziehungsweise die wieder frei kommen, werden Polizisten kritisch: Klagen über zu wenig Personal und Mittel folgen, und Zweifel an der richtigen Rechtsprechung werden laut. Übergänge zu rechtsextremer Kritik am „schwachen Staat“ liegen nahe. Weitere Andockstellen bilden der ganz normale Nationalismus der „Bürger in Uniform“, der Ausländern mit den ganz normalen Vorbehalten begegnet und dies mit den Ermittlungserfahrungen zu einem Muster gestaltet: „racial profiling“.

    In ihrer heftig kritisierten Kolumne hatte die taz-Autorin Yaghoobifarah überlegt, was wohl mit Polizisten anzufangen wäre, wenn sie ihre staatstragende Aufgabe nicht mehr hätten. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wenn es die Gesellschaft nicht mehr gibt, die eine solche Polizei braucht – das wäre was.

    https://www.heise.de/tp/features/Die-Polizei-Dein-Freund-und-Feind-4919111.html?seite=all

  2. Björn Hendrig: Homeoffice: Ausbeutung geht auch von zu Hause

    Unglaublich, was Corona alles schafft: Jetzt reißt die Pandemie auch die letzten Vorbehalte gegen Heimarbeit ein

    (…) Das ist der Clou: Mit mehr Homeoffice das Geschäft weiter aufrecht erhalten und gleichzeitig die Volksseuche eindämmen. In dieser Gesellschaft gelten halt der Schutz des Profits und der Schutz der für diesen Profit erforderlichen allgemeinen Arbeitsfähigkeit, sprich „Volksgesundheit“, gleich viel.

    Zum anderen haben vor allem größere Betriebe erkannt, welche Vorteile mit dem Auslagern von im wesentlichen administrativen Tätigkeiten verbunden sind. Zum Beispiel, dass man teure Büro-Arbeitsplätze einsparen kann. „Corona“ bringt da einige Manager auf die Idee, manche Jobs dauerhaft auszulagern und in günstigere, weil kleinere Verwaltungsgebäude umzuziehen…
    (Forts.):

    https://www.heise.de/tp/features/Homeoffice-Ausbeutung-geht-auch-von-zu-Hause-5038772.html