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Gruppe K: Fleischindustrie: „Es muss sich viel ändern, damit alles bleibt wie es ist“ oder „wie Kunden die Unternehmen mit der Tierwohlabgabe subventionieren sollen“

Von • Jul 4th, 2020 • Kategorie: Allgemein

Gruppe K: Fleischindustrie: „Es muss sich viel ändern, damit alles bleibt wie es ist“ oder „wie Kunden die Unternehmen mit der Tierwohlabgabe subventionieren sollen“

 

Die Fleischindustrie hat sich als Hot Spot in der Pandemie erwiesen. Angesichts dessen, hat die Bundeslandwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin Julia Klöckner gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Landwirtschaftsministerinnen aus NRW und Niedersachsen zu einem „Fleischgipfel“ gebeten. Eingeladen waren die Fleischbarone, Vertreter der Bauern, der Discounter, der Gewerkschaften und Verbraucherschutzverbände. Schon vor dem Gipfel hatte sich die Ministerin für eine „Tierwohlabgabe“ eingesetzt, die sie dann auch als Ergebnis des Gipfels präsentierte.

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https://www.facebook.com/grppk/posts/735328643884840

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  1. Gruppe K: Zu den Begründungen der zunehmenden Ungleichheit

    Zur Erforschung der ökonomischen Ungleichheit wurde eine Studie im Auftrag des Ministeriums für Arbeit und Soziales durchgeführt, welche genauer einschätzen sollte, wie es um das Vermögen der Reichesten beschaffen ist. Ohne einen Begriff von Arbeiter und Kapitaleigentümer zu haben, hat die Studie ganz zielsicher das obere Prozent erforscht, indem sie nach großen Firmenbesitz suchten. Zentrales Ergebnis der Studie: Ungleichheit nimmt zu, die Reichen werden reicher und die Armen ärmer. Das Resultat ist kaum überraschend, die Erklärung der Forscher dafür aber umso kreativer:

    Für die Frage, wieso die Vermögensungleichheit zunimmt, haben die Forscher die folgende Antwort parat: „Bislang besitzt die untere Hälfte nicht nur kaum Vermögen, sie spart auch kaum für die Zukunft. Reiche hingegen sparen größere Anteile ihres Einkommens.

    Die Folge: Ihr Reichtum vermehrt sich, während das geringe Vermögen der anderen stagniert.“. Die Frage, wie warum eine untere Hälfte existiert und weshalb diese untere Hälfte kaum „Vermögen“ besitzt interessiert die Forscher dabei weniger, als die Frage was die kleinen und großen Eigentümer in Deutschland mit ihrem quantitativ sehr unterschiedlichen Vermögen anfangen.

    Das Ergebnis: Die Mindeslöhner, Armutsrentner, Scheinselbstständigen verschleudern was sie besitzen, wohingegen die Reichen viel vernünftiger sind und sparen.Wieso die Ungleichheit so viel größer ausfällt, als in anderen Ländern wissen die Forscher auch zu erklären: „Das hat nach Ansicht der DIW-Forscher mehrere Ursachen. Zum einen gibt es in Deutschland ein vergleichsweise gut ausgebautes Sozialsystem. Die Notwendigkeit privat vorzusorgen ist deshalb geringer als in anderen Ländern.“ Na klar! Den Armen geht es hierzulande so gut, dass sie nicht sparen. Weshalb die Reichen dann sparen, wo es denen doch noch besser geht, erklärt sich allerdings nicht.

    Wem das noch nicht einleuchtet, kann vielleicht mit der nächsten kreativen Erklärung der Wissenschaftler etwas anfangen. „Zum anderen ist Deutschland traditionell ein Land der Mieter, nur ein kleiner Teil der Bevölkerung wohnt in einer eigenen Immobilie. Das Geld, das in die Miete fließt, fehlt den ärmeren Haushalten zum Sparen.“ Es ist für die Armen sehr schade, dass sie nicht selbst Hausbesitzer sind, sondern die Hausbesitzer gemäß einer alten deutschen Tradition, den Bewohnern ihrer Häuser Geld abknöpfen. Ob es allerding beim Sparen dienlich ist, wenn derjenige, der ein Dach über dem Kopf will, eine Immobilie kaufen muss und dafür dann einen Kredit aufnehmen muss, den er dann verzinst abstottern muss, darf bezweifelt werden.

    Moment mal! Könnte es sein, dass diejenigen, die ein Eigentum besitzen, dass sie nicht selbst gebrauchen – sagen wir eine Mietwohnung – dieses Eigentum dazu einsetzen können, sich an denen, die es benutzen wollen, zu bereichern? Auch zu dem, wie sich die Reicheren von den Ärmeren Unterscheiden kann die Studie was sagen: „Rund drei Viertel der Millionäre in Deutschland sind selbstständig oder unternehmerisch tätig. Häufig arbeiten sie in leitender Funktion. Anders als im Rest der Bevölkerung ist kaum ein Millionär angestellt. Rund ein Drittel ist in Rente, nur fünf Prozent arbeiten gar nicht. Vor allem aber legen Millionäre ihr Vermögen anders an als der Rest der Bevölkerung. Während die Mittelschicht ein Großteil ihres Vermögens in Immobilien oder Geldanlagen hält, steckt rund 40 Prozent des Vermögens der Millionäre in Firmenanteilen.“

    Bestehendes Vermögen mehrt man also nicht wirksam indem man Lohnarbeiten geht, sondern indem man für sich arbeiten lässt. Um mit „Firmenanteilen“ oder „unternehmerischer Tätigkeit“ sein Vermögen zu vermehren, schaffen sie Arbeitsplätze, die sich für sie rentieren sollen, also hinreichend billig sein müssen. Sie schaffen also die Armen, die dafür sorgen, dass sie selbst reich sind. Das in so einer Gesellschaft die „Ungleichheit“ zunimmt braucht doch niemanden wundern, denn sie hat in der Klassenspaltung zwischen Kapitaleigentümern und Arbeitern ihren Grund.

    Dieser Zusammenhang springt bei der Betrachtung der Zahlen eigentlich auch sofort ins Auge. Die anständigen Wissenschaftler halten sich jedoch mit der Erklärung der „Reichtumsschere“ nicht weiter auf, haben aber für die Öffentlichkeit noch ein paar aufbauende Gedanken parat, die den Armen dabei helfen sollen nicht in Sozialneid zu verfallen: Sie brauchen die Kapitalisten einfach. Denn „Ihr Vermögen ist Betriebsvermögen, an dem Arbeitsplätze, Gehälter und Steuereinnahmen hängen.“ Und weil man von Ärschen abhängt, hat man sie gefälligst auch zu lieben. Was sonst als Stockholm-Syndrom belächelt wird, ist hier als Sozialpartnerschaft und sozialer Frieden geteilter gesellschaftlicher Leitgedanke. Es ist die Kunst der bürgerlichen Wissenschaft die krasse soziale Spaltung der Gesellschaft zu beschreiben und ihr einen guten Sinn zu verpassen.

    https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-07/vermoegensverteilung-deutschland-diw-studie-ungleichheit

    http://gruppe-k.org/