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Tübingen | 02.04.2019 | „Menschheit“ als Argument im Klimastreit: Was gewinnt man damit? Was handelt man sich damit ein?

Von • Mrz 31st, 2019 • Kategorie: Veranstaltungen

Zeit: Dienstag | 02.04.2019 | 19 Uhr

Ort: Clubhaus | Wilhelmstr. 30 (gegenüber der Neuen Aula / linker Eingang, 1. Stock) | Tübingen

Veranstalter: VERSUS

 

Aus Anlass des Protests von Greta Thunberg und ihren jugendlichen Followern:

„Menschheit“ als Argument im Klimastreit: Was gewinnt man damit? Was handelt man sich damit ein?

 

Nächsten Dienstag wollen wir den Klimastreit und die freitäglichen Schülerproteste so angehen, dass wir die „Menschheit“ als Argument diskutieren. Um deren Rettung geht es ihnen ja. Das ist ein hohes, ein umfassendes, ein unbestreitbar gutes Ziel. Wohl niemand würde sagen: „Menschheit retten? Find ich blöd.“ Unbestreitbar notwendig ist es eben auch.

Wenn es um die Rettung der Menschheit geht, erntet man sehr viel Zustimmung – aber was ist diese Zustimmung wert? Sie kommt auch von denjenigen, die die jetzigen Zustände mit herbeiregiert haben – und das ist schon verdächtig. Die Protestierenden wissen selbst, dass sie keinen höflichen Brief nach Berlin geschrieben und weiter brav gelernt haben. Ohne Ungehorsam gegen die Schulpflicht ging es nicht, um deutlich zu machen, dass etwas anders laufen soll als bisher. Echte Gemeinsamkeit im Ziel sieht anders aus! Oder ist man selbst so eingenommen von der Unwidersprechlichkeit des Arguments „Menschheit“, dass man vergisst, wie ungemütlich man werden musste, um überhaupt nur wahrgenommen zu werden mit seinem Einspruch?

Das Argument „Menschheit“ ist eben als Gedanke so allumfassend, abstrakt, moralisch unantastbar und inhaltlich so leer, dass jeder das reintun kann, was er für das unbestreitbar Gute und Notwendige hält.

Unter dem Titel „Menschheit“ wird dann eine ideelle Gemeinschaft zu ihrer Rettung gestiftet, die es in der Wirklichkeit gar nicht gibt.

Wir wollen diskutieren, warum der Titel „Menschheit“ als Markenzeichen des Protests so beliebt ist, was er leistet und woher er kommt.

Außerdem soll es darum gehen, was man sich damit einfängt, welches Lob und welche Belehrungen.

Denn die Politikerfront kennt den Unterschied zwischen sich selbst als den Zuständigen, die das Sagen haben, und den nicht zuständigen Protestierern auf den Marktplätzen sehr gut. Nicht nur die, die den Protest gleich mundtot machen wollen („und das von Jugendlichen, die noch nie eine Stromrechnung gezahlt haben!“) oder die Jugend als komplett unwissend in die Ecke stellen: „Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen. Das ist eine Sache für Profis.“ (Lindner in focus.de 10.03.19)

Auch diejenigen, die die „jungen Menschen“ ausdrücklich mit Lob bedenken. Die Bundeskanzlerin bringt es fertig, sich quasi bei ihnen zu bedanken, sie zu vereinnahmen, sie zu belehren, sie zurückzuweisen, sie für nicht kompetent zu erklären und wieder zu belobigen. Alles innerhalb weniger Sätze.

Anschließend ist in voller Länge ein Zitat abgedruckt, das man zur Vorbereitung studieren kann. Wir wollen es am kommenden Dienstag analysieren, um uns klarzumachen, was Frau Merkel, die derzeitige Chefin dieses Landes, der protestierenden Jugend für Aufgaben zuweist.

„Wir können unsere Klimaschutzziele nur dann erreichen, wenn wir auch Rückhalt in der Gesellschaft haben. Und deshalb begrüße ich es sehr, dass junge Menschen, Schülerinnen und Schüler demonstrieren und uns sozusagen mahnen, schnell etwas für den Klimaschutz zu tun.

Ich glaube, dass das eine sehr gute Initiative ist. Ich weiß, dass die Schülerinnen und Schüler sich manches schneller wünschen, zum Beispiel den Ausstieg aus der Kohle.

Da muss ich allerdings als Regierungschefin auch darauf hinweisen, dass wir natürlich vieles bedenken müssen: Wir müssen Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft auf der einen Seite mit den Zielen des Klimaschutzes versöhnen. Deshalb haben wir eine Kommission eingesetzt, die aus allen Bereichen der Gesellschaft zusammengesetzt war – aus Vertretern der Wirtschaft genauso wie aus Umweltverbänden und aus Vertretern der Regionen der betroffenen Kohleabbaugebiete.

Dort ist man zu einer gemeinsamen Haltung gekommen. Man hat sich entschieden, bis 2038 planbar und berechenbar den Kohleausstieg zu bewältigen in Deutschland.

Das scheint aus der Perspektive der Schüler vielleicht sehr lange, aber es wird uns sehr fordern und dafür werbe ich, auch dies zu verstehen. Aber ich unterstütze sehr, dass Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz auf die Straße gehen und dafür kämpfen.“ (Merkels Videopodcast 02.03.19)

 

https://versus-politik.de/veranstaltungskalender-2/

 

https://versus-politik.de/wp-content/uploads/Merkel_Klima_190302.pdf

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