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IVA: Betrifft: „Verwaltete Armut“

Von • Okt 30th, 2018 • Kategorie: Allgemein

IVA: Betrifft: „Verwaltete Armut“

 

 

Im November erscheint im Hamburger VSA-Verlag das von Renate Dillmann und Arian Schiffer-Nasserie verfasste Buch „Der soziale Staat“. Zu dem Vorabdruck, der unter dem Titel „Verwaltete Armut“ in der Tageszeitung Junge Welt erschienen ist, hier eine Anmerkung der IVA-Redaktion.

 

Das bei IVA bereits für Oktober angekündigte Buch „Der soziale Staat“ von Renate Dillmann und Arian Schiffer-Nasserie (siehe „Armut in einem reichen Land – ein Widerspruch?“, Texte2018, September) wird aus technischen Gründen erst im November erscheinen. Einen Vorabdruck des ersten Teils des Fazits veröffentlichte die Tageszeitung Junge Welt unter dem Titel „Verwaltete Armut“ auf ihrer Themenseite am 5. Oktober 2018 (online:

https://www.jungewelt.de/artikel/341086.sozialpolitik-verwaltete-armut.html).

Diesem Vorabdruck fügte die JW-Redaktion folgenden Vorspann hinzu:

„Auf Notlagen und Missstände reagiert der bürgerliche Staat mit einer Sozialpolitik. Die hat enge Grenzen, denn sie darf die ehernen Prinzipien der Marktwirtschaft nicht gefährden.“

Dass der bürgerliche Staat die „Prinzipien der Marktwirtschaft“ nicht in Frage stellt, ist eine zutreffende Aussage, die man auch in dem besagten Buch findet. Allerdings kann die Formulierung vom Sozialstaat, der auf Missstände – beschränkt und zurückhaltend – reagiert, genau in Richtung eines beliebten Missverständnisses führen, das im Grunde dann doch bei einem Lob dieser Staatsaufgabe landet und das die Autoren von „Der soziale Staat“ gerade ausräumen wollen. Gemeint ist die Vorstellung bzw. (An-)Klage, Sozialpolitik werde nur in „engen Grenzen“ praktiziert, statt dass sie… Wobei dann eine mehr oder weniger elaborierte Liste dessen folgt, was sie alles zu tun hätte, um den sozialen Übeln an die Wurzel zu gehen.

Kapitalismus erscheint auf diese Weise als schlechte Bedingung für den Sozialstaat. Das ist übrigens ein Missverständnis, das seine welthistorische Rolle gespielt hat, nämlich im realen Sozialismus – dessen Sozialpolitik, Marke DDR, in dem Buch auch ein eigenes Kapitel gewidmet wird. In diesem (mittlerweile historischen) Fall wurde ein Staat etabliert, der sich endlich von den besagten Grenzen freimachte und sich ganz den Werktätigen, genauer gesagt: der berühmten „Hauptaufgabe“ widmete, die “Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“ herzustellen: „Unser Hauptkampffeld ist die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik. Wir sind dafür, diesen Kurs fortzuführen.“ (Honecker, XI. Parteitag)

Dass der bürgerliche Staat bevor er reagiert, längst agiert hat, somit auch gar nicht auf Grenzen stößt, die ihm eine – irgendwie vorgefundene oder vorgegebene – Marktwirtschaft setzt, ist gerade die Beweisabsicht des neuen Buchs zum Sozialstaat. Deshalb beginnen die Autoren mit einem ökonomischen Grundlagen-Teil, der der Frage nachgeht, welche Prinzipien hier gelten, wer sie in Kraft setzt und aufrecht erhält. Und deshalb endet das Fazit des Buchs auch mit einer zusammenfassenden Kritik am Sozialstaatsidealismus, der sich hartnäckig hält. Da im JW-Vorabdruck der Schlussteil leider weggefallen ist, liefert ihn IVA hiermit nach.

Lohnabhängige: unvollkommene Eigentümer…

… und Idealisten des sozialen Staats

 

https://www.i-v-a.net/doku.php?id=texts18#betrifft„verwaltete_armut

 

siehe dazu:

 

Verwaltete Armut

Vorabdruck. Auf Notlagen und Missstände reagiert der bürgerliche Staat mit einer Sozialpolitik. Die hat enge Grenzen, denn sie darf die ehernen Prinzipien der Marktwirtschaft nicht gefährden

Von Renate Dillmann und Arian Schiffer-Nasserie

In den kommenden Tagen erscheint im Hamburger VSA-Verlag das von Renate Dillmann und Arian Schiffer-Nasserie verfasste Buch »Der soziale Staat«. Wir veröffentlichen daraus im Folgenden vorab und mit freundlicher Genehmigung der Autoren und des Verlags den ersten Teil des Fazits. (jW)

 

https://www.jungewelt.de/artikel/341086.sozialpolitik-verwaltete-armut.html

 

und

 

https://www.vsa-verlag.de/index.php?id=6576&tx_ttnews%5btt_news%5d=18104

 

https://www.vsa-verlag.de/uploads/media/www.vsa-verlag.de-Dillmann-Schiffer-Nasserie-Der-soziale-Staat.pdf

One Response »

  1. „Das Buch richtet sich damit an……..Vor allem wenden wir uns mit dieser Schrift aber an die Betroffenen selbst, die sich über die ökonomischen Ursachen, die sozialpoilitischen Zielsetzungen und die historische Entwicklung ihrer „alternativlosen“ sozialpolitischen Zurichtung ein unvoreingenommenes und schonungsloses Bild machen wollen, weil sie sich mit ihrer unzulänglichen Lage dauerhaft nicht abfinden können. Form und Inhalt der Darstellung orientieren sich an diesem Ziel.“
    🙂 und verfehlens nicht soweit ich bisher las heut 🙂 …DANKE! 🙂 , werd ich in lesewütige hände drücken können 🙂 ….naja oder als versandadresse angeben 🙂
    lg