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Kritik an Ideologien, Aufklärung über populäre Irrtümer, Kommentare zum Zeitgeschehen

[online] 12.11.2015 | Bielefeld | Wer verdient warum wieviel?

Von • Nov 12th, 2015 • Kategorie: Veranstaltungen

Aufzeichnung einer Veranstaltung der Reihe „Ansätze gegen den Zeitgeist“ am 12. November 2015 in Bielefeld.

 

Thema: Wer verdient warum wieviel?

Referentin: Prof. Dr. Margaret Wirth

 

Ankündigung:

– „Leistung soll sich lohnen!“

– „Die Arbeit von Kindergärtnerinnen ist mehr wert, als sie bezahlt bekommen!“

– „Bei der Leistung steht einem aber auch ein ordentliches Gehalt zu!“

Solche und ähnliche Auffassungen sind hierzulande allgegenwärtig.

Sie gehen ganz selbstverständlich von einer Grundannahme aus: Was immer jemand in seinem Job zu tun hat, wie wenig oder viel er da immer verdienen mag: Auf jeden Fall geht es da nur dann mit rechten Dingen zu, wenn sich die Höhe des Einkommens aus dem rechtfertigt – oder rechtfertigen lässt -, was der- oder diejenige in seinem Job zu leisten hat. Dieser Grundüberzeugung verdankt die Marktwirtschaft sogar den Ehrentitel, eine „Leistungsgesellschaft“ zu sein – ganz im Unterschied zu jenen unguten Wirtschaftformen, wo Gleichmacherei, Pfründenwirtschaft oder ähnliche Misswirtschaft herrscht.

Bemerkenswert ist das schon. Denn zugleich sind jede Menge Zweifel unterwegs, ob sich die tatsächlich vorfindliche Einkommensverteilung wirklich nach diesem Kriterium richtet, es da also wirklich leistungsgerecht zugeht. Da werden kreuz und quer Einkommen und Leistungen verglichen und jede Menge Unstimmigkeiten entdeckt: Kann es denn sein, dass ein Fußballspieler oder Banker, der jährlich Millionen kassiert, hundertmal mehr leistet als ein Facharbeiter? Die Öffentlichkeit versorgt das Publikum regelmäßig mit Beiträgen zu dieser Frage und wartet mit Beispielen auf, die daran zweifeln lassen.

Auch die Gewerkschaften mischen sich hier ein: Die IG Metall rechnet vor, dass ein Metallarbeiter 333 Jahre arbeiten müsste, um auf das Jahresgehalt von Winterkorn zu kommen. Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen! Und Verdi führt unter dem Motto „Wir sind mehr wert!“ einen Tarifkampf für eine bessere Einstufung der Erzieherinnen: Angesichts ihrer hohen Verantwortung für die frühkindliche Bildung müssten sie genauso viel verdienen wie eine Grundschullehrerin! Linke präsentieren sich seit jeher als besonders radikale Kritiker der ungerechten Einkommensverteilung: Und fordern eine Umverteilung zugunsten derer, die mit viel Leistung schlechtes Geld verdienen, und zu Lasten „leistungsloser Einkommen“.

Als bloße Einbildung will solche Kritik die Vorstellung der Leistungsgerechtigkeit eben nicht abtun. Ganz im Gegenteil: Jedes Beispiel für ein Missverhältnis von Einkommen und Job versteht sich als Beleg dafür, dass hier ein Prinzip verletzt werde, das die Welt der Jobs und Einkommen zu regieren hätte und dem deshalb endlich überall Geltung zu verschaffen sei. Auch da herrscht nämlich Einigkeit: Wie schlecht jemand auch immer verdienen mag, wie wenig der Verdienst zum Leben reicht – als richtiger Grund zur Empörung gilt dieser Sachverhalt für sich gar nicht. Da muss dann schon noch hinzutreten: So wenig Geld für soviel Leistung! Dass jede Menge Leute im marktwirtschaftlichen Erwerbsleben schlecht wegkommen, wird – so jedenfalls das geltende Selbstverständnis – überhaupt erst dadurch richtig kritikabel: Dass deren Leistung gar nicht gewürdigt und zugleich anderen Leuten ohne Leistung Geld zugeschustert wird…

Grund genug also, dem Prinzip der Leistungsgerechtigkeit, welches diese Gesellschaft einerseits auszeichnen soll, andererseits permanent als nicht hinreichend verwirklicht gilt, einmal auf den Zahn zu fühlen – also der Frage nachzugehen:

Warum verdient wer wieviel?

– Was ist überhaupt mit der „Leistung“ gemeint, die für die Einkommensunterschiede verantwortlich sein soll? Was gilt da alles als Leistung? Welche Argumente werden da präsentiert?

– Wie sieht es in der marktwirtschaftlichen Realität mit dem Verhältnis von Leistung und Einkommen aus? Auf den Prüfstand kommen da die wichtigsten Einkommensquellen – vom Unternehmer über den Fußballer, den Bauern, den Makler, den Lehrer etc. bis zum Bandarbeiter. Womit verdienen diese Leute überhaupt ihr Geld – und was hat das damit zu tun, wieviel sie dann bekommen? Welche Anhaltspunkte bieten ihre Erwerbsquellen dafür, dass Leistung das Kriterium für die Höhe von Einkommen ist?

So viel vorweg: Wer von dem Vortrag eine alternative, bessere, noch gerechtere Antwort auf die Frage nach dem „richtigen“ Verhältnis von Leistung und Einkommen erwartet, den müssen wir enttäuschen. Das hat seine gute kapitalistische Ordnung. Und die sieht anders aus, als es die Vorstellung von der „Leistungsgerechtigkeit“ nahelegt…

 

http://ak.blogsport.de/2015/11/04/ansaetze-gegen-den-zeitgeist/

 

https://www.facebook.com/events/1030998936920302/

 

Gesamtaufnahme:

 

http://www.argudiss.de/node/350

 

[Achtung: Die Störgeräusche am Anfang verschwinden nach etwa einer Minute!]

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