[online] 14.05.2014 | Jena | Der freie Wille
Von webmaster • Mai 14th, 2014 • Kategorie: VeranstaltungenZeit: Mittwoch | 14.05.2014 | 18:30 Uhr
Ort: Universität Jena | Carl-Zeiß-Str. 3 (Hörsaal 8)
Veranstalter: Politische Gruppe Jena / Erfurt
Thema: Der freie Wille unter dem Regime von Recht, Psychologie und Hirnforschung
Referent: Prof. Dr. Albert Krölls
Der Streit über Freiheit versus Determination des Willens ist ein Dauerbrenner der interdisziplinären wissenschaftlichen Diskussion vornehmlich zwischen Psychologie und Rechtswissenschaft. Ob der Mensch der freie Herr seiner Entscheidungen ist oder der willenlose Exekutor in seiner Psyche waltender innerer Zwänge, beschäftigt vor allem das Strafrecht, wo die Zurechnungsfähigkeit des Gesetzesbrechers die elementare Voraussetzung der Verhängung staatlicher Sanktionen bildet.
Die Hirnforschung hat vor einiger Zeit neuen Zündstoff in die Dauer-Debatte über die Freiheit oder Bedingtheit des Willens hineingebracht. Der zentrale Befund der Hirnforschung nämlich, dass der Mensch als bloßer „Sklave seines Hirns“ agiert, beinhaltet konsequent zu Ende gedacht nicht nur einen prinzipiellen Angriff auf das Schuld-Strafrecht, das auf der individuellen Verantwortlichkeit des Täters für seine Tat aufbaut. Sondern spricht darüber hinaus indirekt auch der gesamten zivilen Rechtsordnung, die auf den staatlich geregelten vertraglichen Willenserklärungen der Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft basiert, ihre Existenzgrundlage ab. Aus diesem Umstand dürfte sich die ungewöhnliche Heftigkeit der öffentlichen Debatte erklären, die in den letzten Jahren über die kognitive Hirnforschung geführt wurde, welche die Existenz des freien Willens in das Reich der Einbildung verweisen will.
Diese Debatte bildet den Anlass dafür, ein unserer nächsten Vortragsveranstaltung, systematisch der Frage nachzugehen, welche Rolle der Wille zum einen in der Theoriebildung einer Wissenschaft namens Psychologie inklusive ihrer Abteilung der Hirnforschung zum anderen in der staatlichen Rechtsordnung und ihren verschiedenen Unterabteilungen des Verfassungs-, Zivil- und insbesondere des Strafrechts spielt. Dabei soll herausgestellt werden, dass und warum die Konfrontation des psychologischen Determinismus mit der Gegenthese der Freiheit der Willensbildung systematisch ausblendet, unter welche staatlich aufgeherrschten sozialen Bedingungen die Mehrheit der Subjekte in der bürgerlichen Konkurrenzgesellschaft gesetzt ist und dem-entsprechend welche ziemlich trostlosen Entscheidungs- und Handlungsoptionen der Betätigung ihres freien Willens in der freiheitlichen Gesellschaft eröffnet werden.
Update:
Die Aufzeichnung der Veranstaltung in Jena steht im Audio-Archiv der Politischen Gruppe zum Download bereit.
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