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Kritik an Ideologien, Aufklärung über populäre Irrtümer, Kommentare zum Zeitgeschehen

Freies Radio Stuttgart – Sendung vom 05.03.2013

Von • Mrz 13th, 2013 • Kategorie: GSP-Radio

GegenStandpunkt – Kein Kommentar beim Freien Radio Stuttgart – Sendung vom 05.03.2013:

1. Ein Blitzkrieg Frankreichs für die Sicherheit des Westens in der Sahel-Zone

Anfang Januar gibt Präsident Hollande den Befehl zur „Operation
Serval“. Mit ein paar tausend Soldaten, mit gnadenlos überlegener
Feuerkraft und mit der Fähigkeit, den Krieg gegenüber einem in
dieser Hinsicht wehrlosen Feind aus der Luft zu führen, erobert
Frankreich in weniger als zwei Wochen südliche Gebiete von den
Aufständischen zurück, zerschlägt die Koalition zwischen Tuareg und
Islamisten, verfolgt die fliehenden Rebellen noch auf ihrem Rückzug
in die Wüste und tötet viele von ihnen. Der französische
Außenminister begründet die Notwendigkeit des französischen
Eingreifens in Mali so:

„Die Angriffe der Terroristen, die einen Teil des Landes erobert
haben, haben den malischen Staat tiefgreifend destabilisiert, seine
Souveränität in inakzeptabler Weise beeinträchtigt und fast 2500
Kilometer vom französischen Staatsgebiet entfernt zur Entstehung
eines Schutzraums für Terroristen geführt.“

Auffällig ist, wie weitgreifend er hier die Sicherheitsbedürfnisse
Frankreichs und Europas bestimmt: Immerhin 2.500 km von Frankreich
entfernt zerfällt ein Staat in Nordafrika und daraus zieht er ganz
selbstverständlich den Schluss, dass es sich hierbei um eine
Bedrohungslage für ganz Europa handelt, die mit einem Krieg
beantwortet werden muss.Seit den New Yorker Anschlägen von 2001 nimmt
der Westen die nichtstaatliche Kampfgemeinschaft des gläubigen
islamistischen Antiimperialismus als Herausforderung seiner
Weltordnung ernst. Ihre Vernichtung war diversen Koalitionen williger
Nato-Staaten und anderer eine ganze Reihe von offiziellen und
inoffiziellen Kriegen wert: Man jagt ihre Führer und Aktivisten, wo
man sie. In Mali hatten die Dschihadisten einen zerfallenden Staat
für sich zu nutzen gewusst und einen Aufstand der Tuareg für sich
funktionalisiert. Und sie schufen sich im staatsfreien Raum ein
Rückzugsgebiet, in das sie sich in Sicherheit bringen und aus dem
heraus sie von neuem operieren können. Das darf nicht sein, sie
dürfen nirgendwo in Ruhe gelassen werden.

http://www.freie-radios.net/54224

http://www.freie-radios.net/mp3/20130313-einblitzkri-54224.mp3

2. „Ausbeutung“ bei Amazon? – Ganz normale Lohnarbeit!

Die kritische deutsche Öffentlichkeit hat jüngst – befeuert durch
einen ARD-Fernsehbeitrag über die Verhältnisse in einem
Logistikzentrum von Amazon – eine fürwahr erschreckende Entdeckung
gemacht: Es gibt sie noch, Ausbeutung in Deutschland! Woran haben sie
das bloß alle gemerkt? Mit dem Ausdruck der Empörung wird berichtet,
dass in den Logistikzentren des Internethändlers extremer Zeitdruck
und unmenschliche Arbeitsbedingungen herrschen.

Mit dem strikt durchorganisierten, computergesteuerten Arbeitsprozess
in seinen weltweiten Versandzentren ist das Unternehmen zum
unbestrittenen Sieger in der globalen Konkurrenz der
Internetversandhändler geworden. Das konnte nur klappen, weil Amazon
sich konsequent von jeglichen individuellen Fähigkeiten, allen
besonderen menschlichen Eigenschaften seiner Beschäftigten
unabhängig macht und genau so sicherstellt, dass diese die strikten
Leistungsvorgaben erfüllen. Dabei nutzt Amazon aus:

• die Not der Massen, die auf Arbeit angewiesen sind, um ihren
Lebensunterhalt bestreiten zu können.
• die gesetzlichen Freiheiten bzgl. Leiharbeit, Flexibilisierung der
Arbeit, die ihnen Staat und Gewerkschaft gegeben haben.

Der weltweit erfolgreichste Internetversandhändler tritt eben auch in
Deutschland keineswegs das Soziale an der Marktwirtschaft mit Füßen.
Er nutzt deren rechtliche Freiheiten für Unternehmen, um mit seinen
fortschrittlichen Ausbeutungstechniken neue Produktivitätsmaßstäbe
in der kapitalistischen Konkurrenz zu setzen.

http://www.freie-radios.net/54223

http://www.freie-radios.net/mp3/20130313-ausbeutung-54223.mp3

3. Eine abgebrühte Journaille stellt klar: Lebensmittel sind im Kapitalismus ein Risiko

Darauf ist Verlass: Alle paar Monate und manchmal auch schneller gibt
es einen Lebensmittelskandal – jüngste Doppelausgabe (inzwischen
durch verschimmeltes Tierfutter eine Trippelausgabe) der
Unappetitlichkeiten bzw. Gesundheitsgefährdung: Nicht gekennzeichnete
Pferdefleischanteile in Fertigprodukten sowie systematisch
überfüllte Hühnerställe mit falschem Biosiegel. Verlass ist auch
auf das Schema, wie solche Skandale abgehandelt und abgehakt werden:
Da ist etwas passiert, was – trotz „Regelfall“ – zum System
der freien Marktwirtschaft eigentlich nicht dazugehört, es handelt
sich um Ausrutscher, Ausnahmen, und die sind letztlich immer auf
menschliche Schwächen und Verfehlungen zurückzuführen. Dass eine
Nahrungsmittelproduktion, deren ganzer Zweck darin liegt, die
Lebensmittel als Ware für den profitablen Verkauf zu produzieren, auf
die Verträglichkeit der Konsumgüter keine Rücksicht nimmt, dieses
Eingeständnis liefert die Journaille auch noch freimütig ab. Dass es
so geht, das Geschäft mit Nahrungsmitteln, wird bestens recherchiert,
aufgeschrieben und illustriert in ellenlangen Artikeln, Reportagen und
Talkshows- und was folgt daraus?

http://www.freie-radios.net/54222

http://www.freie-radios.net/mp3/20130313-eineabgebr-54222.mp3

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