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[online] 13.06.2012 | Berlin | Europa soll gesunden durch mehr Armut überall!

Von • Jun 13th, 2012 • Kategorie: Veranstaltungen

Zeit: Mittwoch | 13.06.2012 | 19:30 Uhr
Ort: „Monarch“ | Skalitzer Straße 134 (50 Meter links vom Festsaal) | Berlin
Veranstalter: GegenStandpunkt Verlag

Thema: Krisenpolitik in der EU – Europa soll gesunden durch mehr Armut überall!

Referentin: Prof. Dr. em Margaret Wirth (Uni Bremen)

Ankündigung

In Griechenland, einem Mitglied des stärksten Wirtschaftsblocks des
21. Jahrhunderts, wird inzwischen gehungert; die Renten und der
mickrige staatliche Mindestlohn, an dem auch alle anderen Löhne im
Land orientiert sind, werden um mehr als 20% gekürzt. Im
öffentlichen Dienst werden Zehntausende entlassen, weitere sollen
folgen; die Arbeitslosigkeit liegt auf einem Dritt-Welt-Niveau von
25%. In Spanien, Portugal etc. ist es nicht viel besser. Dort ist eine
ganze Generation oft gut ausgebildeter junger Leute ohne Job, ohne
Mittel und ohne Perspektive. Mit Renten, Gesundheitsleistungen und
Löhnen wird ähnlich verfahren wie in Griechenland, zugleich werden
die verarmten Bürger mit immer höheren Steuern und öffentlichen
Gebühren für die Staatskasse in Anspruch genommen.

Die Finanzlage der betreffenden Nationen bessert sich dadurch nicht.
Die Staatsausgaben sinken zwar, die Staatseinnahmen aber noch mehr,
weil das staatliche Sparen die Wirtschaftstätigkeit im Land abwürgt.
Aus all dem Elend folgt nur eines: Es ist noch lange nicht genug!

Damit sie endlich wieder Kapitalwachstum erzeugen, sollen die Partner
ihre Länder gefälligst wettbewerbsfähiger machen, verlangt die
deutsche Kanzlerin. Und wie geht das ohne neue große Staatsausgaben?
Natürlich durch die weitere Senkung der Löhne, durch die Demontage
von Kündigungsschutz, die Abschaffung geregelter Arbeitsverhältnisse
und das Aufbrechen von bisher geschützten Branchen und Berufen:
Arbeit in Europa muss billiger werden! Frankreich, Italien und andere
brauchen dringend die Übernahme der deutschen Arbeitsmarktreformen
unter Kanzler Schröder: Seine Arbeitslosenunterstützung am
Existenzminimum (Hartz IV) und die Erpressung, auch die noch zu
streichen, hat die Arbeitslosen gezwungen, jede Arbeit zu jedem Preis
anzunehmen. Die Nötigung der Arbeitslosen, sich für alles
herzugeben, hat einen wunderbaren Niedriglohnsektor wachsen lassen und
über ein ganzes Jahrzehnt lang auch die Löhne im
Nicht-Niedriglohn-Bereich nicht nur stabil gehalten, sondern gesenkt.

In der großen europäischen Krise ist Deutschland der Garant der
Schulden der Nachbarstaaten, der Zuchtmeister bei deren sparsamer
Haushaltsführung und das leuchtende Vorbild dafür, wie „es
geht“: Politik, Wirtschaft und Medien in Deutschland schämen sich
nicht dafür, das Lebensniveau der Arbeiterklasse nach unten
reformiert zu haben; sie sind stolz, damit so erfolgreich gewesen zu
sein: Heute schaffen in Deutschland mehr Menschen mehr Stunden denn
je, und das für weniger Geld als die Jahrzehnte davor.
Erfolgreiche wie erfolglose Staaten der EU demonstrieren je auf ihre
Weise: Der Reichtum ihrer Nationen beruht auf der Armut der Masse
ihrer Bürger.

Das ist keine Propagandalüge und kein Fall von schlechter Politik,
sondern hat System.

http://www.kk-gruppe.net/

 

 

Update:

Die Aufzeichnung der Veranstaltung steht bei archive.org zum Download bereit.

http://archive.org/details/WirthKrisenpolitikInDerEuEuropaSollGesundenDurchMehrArmutberall

 

2 Responses »

  1. Die Gliederung des Vortrags:

    http://doku.argudiss.de/data/12_05/krise_armut_hb_0512_gl.pdf

  2. Weil der veröffentlichte Mitschnitt wieder mal unschön zusammengedampft wurde, habe ich bei archive.org eine zwar 20 MB größere, aber merklich weniger verzerrte Version hochgeladen:

    http://archive.org/details/WirthKrisenpolitikInDerEuEuropaSollGesundenDurchMehrArmutberall