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[online] 15.06.2011 | Frankfurt | Der Super-GAU in Japan

Von • Jun 15th, 2011 • Kategorie: Veranstaltungen

Zeit: Mittwoch, 15.06.2011, 19:00 Uhr
Ort: DGB Gewerkschaftshaus, Wilhelm-Leuschner-Straße 69 (Nähe Hauptbahnhof, Zugang über den Hof ), Frankfurt/Main

Veranstalter: GegenStandpunkt Verlag

Der Super-GAU in Japan – Was man aus der Nuklearkatastrophe in Fukushima wirklich lernen könnte

Referent: Jonas Köper (Redaktion GegenStandpunkt)

„Fukushima hat bewiesen, wie tödlich die Gefahr ist, die von Atomkraftwerken ausgeht!“ Das ist die Lehre von Kritikern, die vor allem den verantwortlichen Politikern ans Herz gelegt wird, damit die endlich die AKW‘s abschalten. Für diesen Nachweis soll es die ‚Havarie’ in Fukushima gebraucht haben? Nach Harrisburg und Tschernobyl soll in politischen Kreisen Ahnungslosigkeit über das nukleare Gefahrenpotenzial herrschen? Seit über vierzig Jahren verhallt die Warnung vor dem atomaren Risiko ergebnislos, weil Staaten die Gefahr kennen, die sie in Gang setzen. Sie kalkulieren ja damit, wenn sie sie zu einem „Restrisiko“ erklären, das in Kauf zu nehmen ist. Und ein Risiko bleibt auch dann real, wenn man es mit dem Euphemismus „Rest-“ klein redet.

Statt verfehlter Warnungen sind nach Fukushima ein paar ehrliche Antworten auf die folgenden Fragen fällig:
– Was ist von einer Technik zu halten, bei der ein Störfall nicht das Ende der Leistung, sondern den Einstieg in die Katastrophe bedeutet?
– Worin besteht die „Vernunft“ einer Wirtschaft, die für ihr fortwährendes Wachstum einen steigenden Energiebedarf durch Kernspaltung deckt, also durch ein Verfahren, das schon im störungsfreien Normalbetrieb die Bevölkerung verstrahlt und im Extremfall in großem Stil über Leichen geht?
– Welche Ziele sind einem Staat das zivile nukleare Risiko wert, das wie jetzt in Japan große Teile seiner „Humanressource“ und seines Geländes, also seine eigene Machtbasis, auf Jahrzehnte so unbrauchbar macht, wie es sonst nur Kriege vermögen?
– Wie ist Merkels „Zäsur nach Fukushima“ zu beurteilen, wenn sie aus der „Erfahrung der Unbeherrschbarkeit“ der Atomtechnik den Schluss auf die Abschaltung des „Unbeherrschbaren“ verweigert und stattdessen eine Sortierung nach vermeintlich sicheren und unsicheren Reaktoren in Auftrag gibt?
– Was ist vom deutschen Umstieg auf alternative Energiequellen zu halten, wenn er mindestens das leisten muss, was bislang Kernreaktoren für die nationale Energiepolitik erbracht haben, und wenn für seine Anschubfinanzierung ausdrücklich die „Brückentechnologie“ Kernkraft wegen Milliardeneinnahmen noch bis auf weiteres genutzt werden soll?

Ohne der famosen Ethikkommission vorgreifen zu wollen, soviel steht fest bei all dem „Umdenken“: Wenn eine vermutlich verringerte Reaktorzahl über eine womöglich stärker begrenzte Restlaufzeit weiterstrahlt, ist das im Entsetzen über Fukushima als „unvertretbar“ erkannte Risiko sicher wieder voll vertretbar.

Was man aus der Nuklearkatastrophe in Fukushima wirklich lernen kann: Darum geht es auf der Diskussionsveranstaltung.

http://www.farberot.de/

 

Update:

Die Aufzeichnung der Frankfurter Veranstaltung ist im Online-Archiv von farbeROT verfügbar.

 

https://www.farberot.de/audio/details/88-Super-gau.html

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