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[online] 14.01.2010 | Jena | 60 Jahre Grundgesetz – Kein Grund zum Feiern!

Von • Jan 14th, 2010 • Kategorie: Veranstaltungen

Zeit: Donnerstag, 14.01.2010, 18.00 Uhr
Ort: Universität Jena, Hörsaal 8, Carl-Zeiss-Str. 3
Veranstalter: Politische Gruppe Jena / Erfurt (die Veranstaltung ist gefördert durch die RLS Thüringen e.V.)

60 Jahre Grundgesetz – Kein Grund zum Feiern!

Referent: Prof. Dr. Albert Krölls

Das Grundgesetz begeht seinen 60. Geburtstag – und die Nation ist aufgerufen, zu feiern und sich für den Genuss der Freiheiten zu begeistern, die die staatliche Ordnung ihren Bürgern so großzügig gewährt. Dass im Reich der Freiheit alle Unternehmungen des Einzelnen von der Arbeitsplatzsuche bis zur Familiengründung unter dem staatlichen Vorbehalt des Dürfens stehen und selbst die Meinungsäußerung eine Frage der Erlaubnis ist, erscheint niemandem weiter fragwürdig. Vielmehr herrscht eine grundsätzliche Dankbarkeit gegenüber der staatlichen Hoheit, dass man im freiheitlichsten Gemeinwesen, das je auf deutschem Boden existierte, leben darf.

Die Frage nach den Vorteilen dieser Ordnung für diejenigen, die darunter zu leben haben, ist gemeinhin von den Lizenznehmern der Freiheit längst im Sinne des großen demokratischen Gewährers aller dieser schönen Erlaubnisse beantwortet. Die vom demokratischen Rechtsstaat in Kraft gesetzten Zwänge des kapitalistischen Wirtschaftslebens erscheinen den Bürgern nämlich wie naturgegebene Lebensbedingungen, die man als Mittel begreift, um in aller Freiheit für sich daraus das Beste zu machen. Vom Geld über den Arbeitsmarkt bis zu Sozialstaat, Familie und Schule werden alle staatlich unterhaltenen gesellschaftlichen Einrichtungen als eine Welt voller Chancen für die Verwirklichung eigener Anliegen betrachtet. Merkwürdig ist nur, dass aus den schönen Gelegenheiten zur freien Entfaltung der selbstbestimmten Persönlichkeit für die große Mehrheit der Bevölkerung wenig bis gar nichts wird – und heutzutage bereits die Verfügung über einen Arbeitsplatz mit wenig Lohn und dafür umso mehr Leistung, das Optimum dessen bildet, was der Normalsterbliche im Reich der Freiheit zu erwarten hat.

Die Veranstaltung will die Lücke einer objektiven Bilanz von Kosten und Nutzen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung schließen, indem sie die Leistungen eines politischen Gemeinwesens prüft, das Freiheit, Gleichheit, Eigentum, Menschenwürde, Demokratie und Sozialstaat auf seine Fahnen geschrieben hat. Die Antworten auf die Frage nach dem Gebrauchswert der staatlichen Ordnung fallen freilich ein wenig anders aus als in den üblichen Festtagsreden. Anders auch als die gängige linke Gesellschaftskritik, welche die schlechte Verfassungswirklichkeit des Sozialstaatsabbaus, der ungleichen Vermögensverteilung oder der menschenverachtenden Asylpraxis als Verstoß gegen Buchstaben und Geist der Verfassungsnormen ansieht und alle sozialen Missstände auf nicht eingelöste Verfassungsversprechen oder auf ein Zuwenig an Freiheit, Gleichheit und Sozialstaat zurückzuführen pflegt.

 

Update:

Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist jetzt im Internet Archive verfügbar:

 

http://www.archive.org/details/Vd60JahreGrundgesetzKeinGrundZumFreiern

Anmerkung der Veranstalter:
Die Audioqualität ist nicht gut. Wir empfehlen eine bessere Aufzeichnung des Vortrags aus Frankfurt (Juni 2009) und dokumentieren unsere Aufzeichnung eher für Besucher des Jenaer Vortrages, die an dem dortigen Wortlaut interessiert sind.

http://www.farberot.de/index_archiv.html

http://www.farberot.de/mp3/Kroells_Grundgesetz.mp3

2 Responses »

  1. Hallo Zusammen

    Auch die Qualität in Frankfurt lässt zu wünschen übrig. Das ist wirklich sehr schade… wenn man sich schon die Mühe macht eine Veranstaltung zu dokumentieren, kann man das doch auch gleich richtig machen und nicht so, dass die Vorträge sehr mühsam anzuhören sind, der Zweck der Reproduzierbarkeit des Inhaltes, also miserabel ausgeführt ist.

    Es gibt sehr gute digitale Aufnahmegerät von Sony, Panasonic usw. bei Medimarkt, Saturn usw. für 150 – 200 Euro bekommt da ein Topgerät, wo man auch nichts nachbearbeiten muss: Einfach Aufnehmen, auf den Computer rüber ziehen und hochladen.

    Wenn ihr zusammenschmeisst, kommt das auch nicht teuer für den einzelnen.

    Grüsse

  2. Ich empfehle jedem, der sich mit Mitschneiden befaßt, sich mal die Seite audiotranskription.de anzusehen. Dort gibt es einen informativen Sammeltest diverser hierfür geeigneter Geräte
    http://www.audiotranskription.de/vergleichstest-digitaler-rekorder.htm.
    Ich habe mir daraufhin das billigste gute Gerät zugelegt, das Olympus DM-450, das kostet dort nur 133 €. Die Mitschnitte für VEKKS (und auch die der Berliner Genossen) werden mit einem Zoom gemacht, die gibt es ab 180 €.

    Wenn man dann noch eine billiges Photostativ (z.B. ein kleines leichtes Hama Star 5) nimmt, um keine Geräusche vom Podium oder Tisch einzufangen und mit hoher Bit-Rate aufnimmt, kann eigentlich nichts schiefgehen.