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Kritik der BWL

Von • Feb 17th, 2018 • Kategorie: Allgemein
Alexander Melčok

Kritik der Betriebswirtschaftslehre
Planungsregeln für erfolgreiches Wirtschaften in der kapitalistischen Konkurrenz

Wie begründet eine Wissenschaft ihre Erkenntnisse,

  • die mit „Planungs- und Entscheidungshilfen“ zur Beförderung des betrieblichen Erfolgs aufwartet, von dem sie weiß, dass er in „Gewinnmaximierung“ und sonst nichts besteht;
  • die ansonsten Planung im Zusammenhang mit Wirtschaft für die Hölle und den „marktwirtschaftlichen Wettbewerb“ für einen Segen hält und die in diesem ‚Wettbewerb‘ stehenden Betriebe damit vertraut macht, dass sie sich zur Durchsetzung in demselben um die „Ergiebigkeit“ des „Produktionsfaktors ‚Arbeit‘“ kümmern müssen;
  • und die dabei einfach davon ausgeht, dass es in der Macht der Eigentümer und Manager so eines Betriebs liegt, frei über die Arbeit und alle anderen Produktionsfaktoren zu disponieren, und keinen Gedanken daran verschwendet, was das für Produktionsverhältnisse sind, die ihnen diese Macht verleihen?

Dieser Frage geht die vorliegende Schrift nach: Wie wird gedacht in einer akademischen Disziplin, die kapitalistische Ausbeutung als Lehrberuf im Angebot hat?

https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/buchangebot/kritik-betriebswirtschaftslehre

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  1. Vorwort

    „Leute, die einen besseren, wenn möglich leitenden Job in der Wirtschaft anstreben, machen keine Lehre, sondern sammeln Erfahrungen in Praktika und studieren Betriebswirtschaftslehre. Deren Vertreter an den Hochschulen präsentieren die BWL als angewandte Wissenschaft, die sich mit Rat und Tat für die real existierenden Betriebe nützlich macht und qualifiziertes Personal für deren Führung bereitstellt. Brotlose Kunst wollen sie nicht produzieren.

    Gleichzeitig legen sie Wert darauf, das Fach als „selbständige wirtschaftswissenschaftliche Disziplin“ (I / S. 3) und überhaupt als Wissenschaft zu präsentieren.*) Als solche bringt es die BWL zu theoretischen Leistungen, die Lehrende wie Lernende im Fach immer wieder zu der Kritik veranlassen, sie seien in praktischer Hinsicht wenig hilfreich. Das scheint irgendwie dazuzugehören zu einer Wissenschaft, die nützliches Wissen für den Betriebserfolg im ‚marktwirtschaftlichen Wettbewerb‘ liefern will. Und irgendwie scheint es auch ganz normal zu sein, dass sich niemand so recht für die Frage interessiert, was die BWL theoretisch – als wissenschaftliche Erklärung eines Trumms Wirklichkeit – leistet; noch nicht einmal die, oder die zuletzt, die sich die Theorie dieser „wirtschaftstheoretisch fundierten“ (ebd.) Betriebslehre im Rahmen ihres Studiums aneignen. Doch genau der Frage will die vorliegende Schrift nachgehen.
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    Alle Zitate, sofern nicht anders vermerkt, aus dem Standardwerk des Studiums: Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Wir zitieren aus der 24. Auflage aus dem Jahr 2010 (I) und aus der 25. Auflage aus dem Jahr 2013 (II); zu den Zitaten wird jeweils Seitenzahl und Hinweis auf die Auflage angegeben. Hervorhebungen im Zitat stammen grundsätzlich aus dem Originaltext.

    Rechtzeitig vor dem Erscheinen unserer Broschüre in ihrer ersten Auflage widmet sich die FAZ (26.9.16) im Wirtschaftsteil unter der Überschrift „Die Wöhe-BWL gerät unter Beschuss“ der „betriebswirtschaftlichen Literatur des Herbstes“, die sich am „Klassiker des Fachs“ abarbeite. Dieser ist zeitgleich gerade in seiner 26. Auflage erschienen.

    Ohne hier näher auf die Kritik eingehen zu wollen, die besagte Literatur an der wirtschaftstheoretisch fundierten Betriebswirtschaftslehre übt, der sich „der Wöhe“ verpflichtet weiß, lassen wir uns von der FAZ gerne bestätigen, dass wir mit unserem Entschluss, die Kritik der BWL an diesem Lehrbuch durchzuführen, offenbar goldrichtig liegen: Es eigne sich „als ideale Projektionsfläche für Kritik am Fach“, besitze bei den Einführungen in die Allgemeine BWL immer noch „einen Marktanteil von mehr als 60 Prozent“ und gebe „einen Überblick über das gesicherte Wissen der BWL“. Was will man mehr!“