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Aus dem Archiv: Albert Krölls: Psychologie heute – verkehrt wie damals – populär wie nie!

Von • Jan 2nd, 2018 • Kategorie: Allgemein

 

Albert Krölls: Psychologie heute – verkehrt wie damals – populär wie nie!

 

[Skript eines Vortrags vom 29.11.2011 in Hamburg]

 

Einleitung:

Die Frage, welche Beziehung der Mensch zu seiner werten Persönlichkeit pflegt, wie er mit sich und seiner Psyche umgeht oder mit ihr zurechtkommt, hat für die psychologisch gebildeten Mitglieder der „modernen Gesellschaft“ den Rang der allerwichtigsten Lebensfrage überhaupt errungen. Die Antwort darauf klärt nämlich alle Probleme, die der Mensch im Umgang mit der Welt hat. Ein Scheitern am Arbeitsmarkt oder bei der Liebeswerbung, Ärger in der Familie oder im Büro, Frustration, Angst vor dem Atomkrieg oder dem Alleinsein, lassen auf falsche Einstellungen schließen und führen zu Unlust oder gar Unglücksgefühlen, die nicht unbedingt sein müssen.

Zurechtkommen mit der Welt ist zu allererst ein Zurechtkommen mit dem lieben Selbst. Wer sich selbst annimmt und kontrolliert, wer sein Verhältnis zu sich im Griff hat und über ein gesundes Selbstwertgefühl verfügt, hat mit der Welt keine Probleme mehr.

Jedenfalls, wenn man die Welt mit der psychologischen Brille betrachtet.

Gemäß dem psychologischen Kult des Selbstbewussteins bildet die Stärke des Ich den Schlüssel für den Erfolg in Beruf und Privatleben. Die Pflege des guten Glaubens an sich selbst und seine eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten wird als die entscheidende Erfolgsbedingung in allen Sphären des privaten und gesellschaftlichen Lebens propagiert. Ob Fußballspieler Tore schießen oder ob oder Unternehmens-Manager eine Rekordrendite erwirtschaften lassen, scheint weniger mit Ballbeherrschung, Passgenauigkeit und Kondition bzw. der gelungenen Handhabung der Techniken kapitalistischer Betriebsführung zu tun zu haben als vielmehr an der mangelnden Erfolgsfähigkeit der Akteure zu liegen. Weswegen inzwischen zur Grundausstattung jeden Bundesligaklubs ein Psychologe gehört ebenso wie gestandene Manager-Typen ihr Wochenende unter Anleitung psychologischer Gurus mit so etwas wie Erfolgstraining verbringen, völlig losgelöst davon, wie kapitalistische Ausbeutung funktioniert.

Die Wissenschaft der Psychologie liefert für das geistige Bedürfnis, die kapitalistische Gesellschaft und ihre Einrichtungen als Summe von Chancen und Möglichkeiten für die Selbstverwirklichung des Subjekts zu betrachten und demgemäß die persönliche Niederlagen nicht den Prinzipien der Konkurrenzgesellschaft sondern sich selbst und sondern seiner eigenen mangelnden Erfolgsfähigkeit zuzuschreiben wie auch umgekehrt die Siege in Beruf und Privatleben als Ausweis seines geborenen Erfolgsmenschentums zu betrachten, eine adäquate Theorie des Willens. Der Mensch wird präsentiert als ein merkwürdiges Doppelwesen, das einerseits bestimmt ist durch ein Ensemble von inneren und äußeren Einflussfaktoren und andererseits zugleich mit der Regiefähigkeit begabt ist, die Kontrolle über die inneren Kräfte zu erringen, die sein Denken und Handeln determinieren. Um auf diese Weise ein seelisches Gleichgewicht zu erlangen, das ihn in Einklang bringt mit den realen Umständen, die sein Leben beherrschen.

 

1.  Psychologischer Determinismus

– Was heißt für die Psychologie Erklärung?

– Verhalten als Resultante der (kombinierten) Wirkkraft innerer und äußerer Faktoren

o Übergang von den inneren Triebkräften auf zusätzliche äußere Determinanten

– Der Mangel der äußeren Wirkkräfte und dessen „Überwindung“

2. Der Streit der Schulen

a) Freud

b) Behaviorismus/Skinner: Die tautologische Konstruktion eines Reiz-Reaktions-Mechanismus

o Das Beweisverfahren der Korrelation

o Untaugliche Belegbeispiele für das Reiz-Reaktions-Schema

c) Humanistische Psychologie: Behaviorismus als humanistisches Feindbild

d) Kognitive Theorien

e) Motivationspsychologie

f) Hirnforschung

g) Zusammenfassung und Übergang

 

3.  Das deterministische Erklärungsmuster: ein Produkt des psychologischen Steuerungsideals

– Das Hilfsprogramm der Psychologie: Harmoniestiftung zwischen Mensch und Welt

– Die Parteilichkeit der Psychologie für die kapitalistische Konkurrenzgesellschaft

– Das Resultat der psychologischen Erkenntnistätigkeit: Konstruktion von Gesetzen zur Beeinflussung des Willens

– Selbstwiderspruch der Selbststeuerung

– Psychologische Selbststeuerung: selbstbewusste Anpassung an die Sachzwänge der bürgerlichen Konkurrenzgesellschaft

 

4.  Die ideologische Basisleistung der Psychologie

5.  Resümee: Vom Nutzen der psychologischen Weltanschauung für die herrschenden Verhältnisse

 

oder: Psychologie das moderne Opium des Volkes

http://www.kritisches-netzwerk.de/forum/psychologie-heute-%E2%80%93-verkehrt-wie-damals-%E2%80%93-popul%C3%A4r-wie-nie

 

http://www.kritisches-netzwerk.de/printpdf/1040

 

vgl:

Albert Krölls: Kritik der Psychologie – Das moderne Opium des Volkes

 

3. aktualisierte und erweiterte Neuauflage

232 Seiten | 2016 | EUR 17.80

ISBN 978-3-89965-690-9

 

Kurztext:

– Auf welchen systematischen Fehlern gründet die Theoriebildung einer Wissenschaft namens Psychologie?

– Worin besteht der ideologische Gehalt psychologischer Erklärungen?

– Welche Beiträge leistet die psychologische Lebenshilfe für das (praktische) Bedürfnis bürgerlicher Subjekte, die freiheitliche Konkurrenzgesellschaft als ihre Heimat begreifen zu wollen?

Auf diese Fragen gibt das Buch von Albert Krölls eine umfassende Antwort. Nach einer Auseinandersetzung mit dem deterministischen Erklärungsschema der wissenschaftlichen Psychologie wird der Leser auf eine Besichtigungsreise durch die pluralistische Welt psychologischer Theorien und Ansätze geführt. Die Schulen und Theorievarianten werden daraufhin befragt, welche Erklärungsleistungen sie erbringen und worin der besondere politisch-legitimatorische Gehalt ihrer falschen Theorien besteht. Bei diesem exemplarischen Durchgang durch die Psychologie kommen die Klassiker (Freud, Skinner, Rogers) gleichermaßen zu ihrem Recht wie moderne Schulen und Autoren.

Für die Neuauflage wurde der Diskussionsteil neu konzipiert und erweitert. Grundlegend überarbeitet wurde das Schlüsselkapitel

»Psychologie: Wissenschaft als Menschenbildpflege«. Die neu verfasste Schlussbetrachtung enthält klarstellende Erläuterungen zum Nutzwert der psychologischen Weltanschauung für die kapitalistische Konkurrenzgesellschaft.

http://www.vsa-verlag.de/index.php?id=6576&tx_ttnews[tt_news]=16350

 

Inhalt & Leseprobe:

http://www.vsa-verlag.de/uploads/media/www.vsa-verlag.de-Kroells-Kritik-der-Psychologie-NA-2016.pdf

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