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IVA: „Marx is back“, Vol. 9

Von • Nov 27th, 2017 • Kategorie: Allgemein

IVA: „Marx is back“, Vol. 9

 

Marx hatte in der Hauptsache zwei Erben, die Sozialisten/Sozialdemokraten und die Marxisten-Leninisten. Beide sind (bzw. waren) in der Brauchtumspflege engagiert – und werden damit natürlich durch das jüngste Marx-Jubiläum herausgefordert. Dazu einige Informationen der IVA-Redaktion.

Die chinesische KP reagierte rasch und bot der Stadt Trier Ende 2016 das Geschenk einer überlebensgroßen Marx-Statue an, die sogar die Porta Nigra, das Wahrzeichen der Stadt, zu überragen drohte. Nach einigen Kontroversen im Stadtrat – Grüne und AfD sprachen sich gegen die Annahme des Geschenks aus – fiel die Entscheidung, das Angebot anzunehmen und die Skulptur in einer kleineren Ausführung (neue Gesamthöhe jetzt: 5,50 Meter) aufzustellen. Letzter Stand vom 28. September 2017: Der Stadtrat fasste „mit großer Mehrheit den Baubeschluss für die Statue. Die Kosten für die Herstellung, den Transport und die Verankerung der Staute sowie für die Herstellung und Errichtung des Sockels trägt die Volksrepublik China. Der städtische Kostenanteil für Erdaushub, Bodenuntersuchung, Fundament, Pflasterbelag und Beleuchtung beläuft sich auf 39.000 Euro.“

(http://www.trier.de/kultur-freizeit/karl-marx/karl-marx-statue/) Muss nur noch geregelt werden, wer für die Graffitti-Entfernung zahlt.

Natürlich war das für die hiesige Öffentlichkeit eine Gelegenheit, über Personenkult und Heuchelei der chinesischen Kommunisten herzuziehen (vgl. IVA, „Marx is back“, Vol. 4). Die FAZ entlarvte überhaupt als Triebkraft im Jubiläumstrubel ein „Marx-Business“, bei dem es um ein „millionenschweres Geschäft“ gehe – betrieben vom Trierer Stadtmarketing über diverse Institute und Vereine bis hin zur VR China, wo die Feiern Staats- und Parteisache sind (Pennekamp u.a. 2017). Nachdem mitgeteilt wurde, wie viele Millionen von Bund, Land und Stadt in die „Große Landesausstellung“ 2018 in Trier fließen, hieß dann das überraschende Fazit der FAZ: „In China läuft das Marx-Business staatlich gelenkt. In Deutschland funktioniert es kurz vor dem großen runden Geburtstag ganz von selbst.“ Dabei wurde noch eigens aufgedeckt, dass es der chinesischen KP – „Ein Etikettenschwindel, von dem jeder weiß“ – gar nicht um Kapitalismuskritik geht, sondern um die Feier des eigenen Ladens!

Nichts Besonderes zu berichten gibt es für die hiesigen Medien aus Moskau, der Heimat des Marxismus-Leninismus. Das Putin-Regime hat das offizielle Gedenken an die Oktoberrevolution und damit natürlich auch an den Marxismus abgeschafft. Es überlässt das gnädiger Weise der russischen KP, deren Gedenkveranstaltungen in diesem Jahr „freilich auch deutlich weniger kommunistisch als vielmehr russisch-patriotisch“ ausfielen (Lauterbach 2017). Der russische Staat ist dabei nicht ganz ausgemischt: Er hat in Kooperation mit der staatsnahen orthodoxen Kirche ein neues Geschichtsmuseum auf dem Gelände der ehemaligen Allunionsausstellung errichtet, das die beiden Revolutionen des Jahres 1917 als Ergebnis finsterer Machenschaften gegen den legitimen Zaren Nikolai II. präsentiert: „Die Darstellung in dem mit allem erdenklichen Multimedia-Schnickschnack ausgestatteten ‚My History Park‘ akzentuiert, wer da alles gegen den armen Zaren intrigiert habe: Liberale – für englisches Geld; Juden – aus Hass gegen die Orthodoxie; Marxisten, um die ‚von einem deutschen Rabbinersohn‘ (Karl Marx) ausgedachte Theorie des Sozialismus in einem dafür denkbar ungeeigneten Land auszuprobieren, und überdies mit deutschem Geld.“ (Ebd.) (…)

 

 

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