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Kritik an Ideologien, Aufklärung über populäre Irrtümer, Kommentare zum Zeitgeschehen

IVA: Der Kampf gegen links

Von • Aug 14th, 2017 • Kategorie: Allgemein

IVA: Der Kampf gegen links

 

 

Seit den Protesten beim Hamburger G20-Gipfel ist der hiesigen Öffentlichkeit klar, dass man sich der „überfälligen Debatte über linksextreme Gewalt“ (Junge Freiheit) stellen und handfeste Maßnahmen ergreifen muss. Zu der – nicht erst seit dem Sommer 2017 – mit vereinten Kräften geführten Kampagne ein Kommentar der IVA-Redaktion.

Bundeskanzlerin Merkel besucht am 11. August, in der Startphase des diesjährigen Bundestagswahlkampfs, die Stasi-Gedenkstätte Höhenschönhausen. Und wenn sie, wie die Presse registriert, „diesen Ortstermin als allerersten Termin nach ihrem Urlaub auswählt, dann steckt viel Symbolik in diesem Besuch“ (General-Anzeiger, 12./13.8.2017). Die von ihrem Chef Hubertus Knabe schon einmal als „Dachau des Kommunismus“ (Junge Welt, 12./13.8.2017) bezeichnete Gedenkstätte eignet sich natürlich immer als „Wahlkampfarena“ (Junge Welt), um die Güte von „Merkels Land“ herauszustellen. In dem werden, versteht sich, keine Antikommunisten oder einheimischen Fluchtkandidaten eingesperrt. Es werden bloß türkische Kommunisten eingesperrt, die Erdoğans Geheimdienst bei den deutschen Behörden denunziert hat, oder Flüchtlinge in Abschiebeknästen drangsaliert, weil sie aus den falschen Elendsgebieten stammen.

Die unseligen Zeiten der deutschen Spaltung, als Ulbricht sich – noch lange vor Netanjahu oder Trump – als kompetenter Mauerbauer hervortat, sind aber nur die eine Seite des Besuchs, gewissermaßen die Pflichtübung, mit der die „Verbrechen von Kommunisten und Sozialisten“ (General-Anzeiger) in Erinnerung gehalten werden sollen. Merkel knüpft nämlich laut Pressebericht „nach den Krawallnächten am Rande des Hamburger G20-Gipfels eine weitere, aktuelle Verbindung, indem sie die Gedenkstätte als Teil der Bekämpfung des Linksradikalismus sieht. Diese Gefahr könne nicht negiert werden, darum müsse sich die Politik kümmern, unterstreicht sie. Zuvor hatte bereits Gedenkstätten-Chef Knabe diesen Zusammenhang aufgegriffen: Wenn die Menschenwürde im Namen einer Ideologie nichts mehr zähle und das Werfen eines Brandsatzes ins Gesicht eines Polizisten als etwas Gutes im Namen einer guten Idee angesehen werde.“

Knabes Phillippika bricht der Zeitungsbericht nach dem Konditionalsatz ab. Was danach kommen müsste, kann man sich aber denken. Nicht denken darf man in diesem Zusammenhang an die heldenhaften Demonstranten vom Euro-Maidan in Kiew, die bei ihrer Militanz unsere volle Sympathie hatten und die mit ihren selbst gebastelten Waffen in der Bildzeitung gefeiert wurden. Oder an die Streetfighter aus der venezolanischen Opposition, wo es eine ansehnliche Fitnesstrainerin sogar bis zur Ikone des Straßenkampfes geschafft hat: Das Bild der vermummten, steinewerfenden Dame ging um die Welt – zumindest so weit die „freie Presse“ reicht – und zeigte eindrücklich, wie weit es das sozialistische Regime bei der Erregung des Volkswiderstands gebracht hat. Seltsam auch, dass Knabe als Betreiber einer Gedenkstätte, die an die geheimpolizeiliche Unterdrückung des Volkes erinnert, Widersetzlichkeiten gegen polizeiliche Zugriffe – und Übergriffe, die es, wie man mittlerweile vom Mainstream-Journalismus erfährt, in Hamburg auch gegeben haben soll – aufs Entschiedenste brandmarkt.

Auf der anderen Seite ist es gar nichts seltsam. Es zeugt von der unbedingten Parteilichkeit, die für die hiesige Staatsverfassung gefordert wird und die nicht mit einer Gefahrendiagnose zu verwechseln ist. Die Hamburger Proteste kamen eher wie bestellt, um das Problembewusstsein der Republik, die schon immer den Extremismus jeder Couleur bekämpft hat, noch einmal zu schärfen (vgl. „Politik und Pädagogik gegen links“, IVA, Texte 2017). Von rechts außen bis in die Sozialdemokratie hinein wird die angeblich so lange „unterschätzte Gefahr“ nun konsequent ins Visier genommen. (…)

 

https://www.i-v-a.net/doku.php?id=texts17#der_kampf_gegen_links

7 Responses »

  1. Die „Republik“ bekämpft also „schon immer“ „Extremismus“ jeder Couleur?

    Nach meiner Wahrnehmung wird der Extremismus der sog. „Antifa“ von der Regierung Merkel (vielleicht auch schon früher) nicht nur nicht bekämpft, sondern massiv gefördert um sie als „Kettenhunde des Systems“ gegen eine mittlerweile recht weit gefasste „rechte Opposition“ einzusetzen. Sie üben also system-stabilisierenden Terror aus; ähnlich wie die Braunhemden im Nazi Regime. In Hamburg sind sie möglicherweise nach dem Geschmack der Herrschenden etwas aus dem Ruder gelaufen; nur deshalb die Diskussion.

  2. Hermann verwechselt etwas.
    Gerne gesehen ist die bürgerliche „Antifa“, welche die bestehenden Verhältnisse gegen die „Rechten“ bzw. Neo-Nazis verteidigt.
    Nicht aber die kapitalismus-kritische „radikale Linke“, welche in den bestehenden Verhältnissen den „Nährboden“ bzw. Ursache für die „Rechten“ bzw. Neo-Nazis sieht.

    Grüße
    Michael Hübner

  3. @Michael: Warum meinst du, ich hätte was verwechselt? Über die sog „Antifa“, über die du anscheinend das gleiche Urteil hast wie ich, habe ich doch explizit geschrieben.

    Oder meinst du, dass es „kapitalismus-kritische „radikale Linke“, die in Hamburg Bürgerkrieg gespielt haben. Wenn man da überhaupt irgendwelche politsichen Inhalte hat entnehmen können, dann doch nur die, dass denen die kapitalistische „Globalisierung“ immer noch weit genug geht. Kapitalismuskritik ist – zumindest nach meinem Verständnis – dann doch was anderes….

  4. „Nach meiner Wahrnehmung wird der Extremismus der sog. „Antifa“ von der Regierung Merkel (vielleicht auch schon früher) nicht nur nicht bekämpft, sondern massiv gefördert“ (Hermann)

    Das ist Blödsinn. Und da Hermann das auch selber weiß, argumentiert er auch statt mit Erklärungen mit seiner „Wahrnehmung“, und die ist dann ja vermutlich seiner Ansicht nach unkritisierbar.

    Vermutlich ist sein Wahngebilde, die Regierung setze die Antifa gezielt ein, auch noch viel größer („vielleicht auch schon früher“)… Und auch darin dreht Hermann ab. Waren nicht Joschka Fischer, Helmut Kohl und Adenauer bereits – früher – so schlau, die Antifa aufzubauen?

    Und warum? Das sei nützlich gewesen, um die Globalisierung voranzubringen.

    Schwachsinn hoch drei.

  5. „Blödsinn, Wahngebilde“ – das sind Argumente, die überzeugen!

    Die folgende Lektüre kann sich da auch gleich sparen:

    http://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/wie-die-antifa-mit-steuergeldern-gefoerdert-wird.html

  6. Kann man sich gleich sparen! Das stimmt.

    Die Lektüre von rechtsnationalistischen Kampfschriften,
    die muss man sich nicht auch noch nicht freiwillig antun …

    Und jedem Wahngebilde
    muss man nicht auch noch weiter hinterhersteigen.

    Doof genug, wenn Hermann solchen Quark glaubt.

    Waskommt hier als nächstes? Ein Bannon-Fan empfiehlt uns dessen Schriften
    für die Erkenntnis des Rassismus?

  7. Gibt es hier eigentlich auch einen Administrator,
    der in Links und Beiträge reinguckt, ehe sie hier veröffentlicht werden können?