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Fundstücke: Antideutsch mich nicht voll! Völkisches Denken bei Regensburger Linken

Von • Mai 10th, 2017 • Kategorie: Allgemein

Antideutsch mich nicht voll! Völkisches Denken bei Regensburger Linken

von der Gruppe Illoyal Deggendorf

 

Am 3. Mai fand an der Universität Regensburg eine Veranstaltung unter dem Titel „Europa in der Pflicht? Die neue Nahostpolitik der USA“ statt. Auf dem Podium war zwar ein Sprecher der Fatah, aber niemand, „der die Sicht der israelischen Regierung einbrachte“ vertreten und das stieß bei einem Teil der ortsansässigen Linken Szene auf Unverständnis.

Die Gruppe „Anita F“ (sie gehört den sogenannten Antideutschen an, jener Richtung innerhalb der deutschen Linken, die sich aufgrund der Judenverfolgung durch die Nazis in der Pflicht sehen, für Israel Partei zu ergreifen) hat sich zu den Geschehnissen geäußert. In ihrer Stellungnahme bezieht sich diese Gruppe auf Israel als den Schutzraum der Juden, dessen Existenz daher notwendig sei.

Was hat es mit diesem Schutzraum auf sich?

Das kriegerische Treiben des Staates Israel ist kalkuliert als Sterben eigener und fremder Gaza-Bewohner für den Erhalt und Ausbau politischer Macht. Fremden Zugriff auf sein Volk weist Israel von sich, wie jeder Staat, da er sein Menschenmaterial eben für seine Zwecke einzusetzen weiß – wer da meint, es ginge dem jüdischen Staat darum, dem einzelnen Juden ein gefahrloses Leben zu ermöglichen stellt das wirkliche Verhältnis auf den Kopf und präsentiert es als selbstlosen Dienst der Herrschaft an ihren Untertanen und leistet sich dabei noch einen weiteren Fehler: Antideutsche kritisieren nicht einfach den Antisemitismus, den es gibt, sondern erklären Juden darüber zu einem schützenswerten Menschenschlag, der das Recht auf einen eigenen Staat hat.

Das Judentum ist für sich genommen eine Weltanschauung, die Menschen nicht in die Wiege gelegt ist, sondern die sie sich aneignen und für die aufgeklärte Linke inhaltlich in aller Regel wohl wenig übrig haben, nichtsdestotrotz behandeln Antideutsche das Judentum als eine verteidigenswerte Eigenart von Menschen, die diese zu einem Volk zusammenschweißen würde – ganz als wäre an der Kritik der Antisemiten tatsächlich etwas wahres dran.

Damit halten sie ein Plädoyer für völkisch-religiösen Nationalismus: Die Welt als Ensemble von Staaten, die strikt – aus Schutzgründen – auf die jeweilige Identität von Volk und Staat achten. Mit allen Konsequenzen, damit der „Schutz“ auch wirklich einer ist. Vom Standpunkt der Israelsolidarität aus lässt man sich als Linker so einiges einleuchten: Dass Juden in einem säkularen Staat mit Nichtjuden zusammenleben, eventuell gar mit einer Mehrheit solcher, ist nicht zumutbar. Bei Israel geht in Ordnung, was „Anita F“ bei jedem anderen Staat als ein rassistisches Reinhalten des Volkskörpers geißeln würde – daheim haben sie viel übrig für freien Zuzug von Menschen aus aller Welt, verurteilen die restriktive Asylgewährung und noch mehr die Abschiebungen. Wer dagegen die Vertreibung der Araber verurteilt und für die Opfer Israels auch nur eine bedingte Solidarität erklärt, wie sie die Antideutschen für Israel unbedingt einfordern, der bekommt eine geistige Nähe zu Revanchisten und KZ-Wächtern bescheinigt.

Inwiefern sind Staaten denn nun Schutzräume? Israel für Juden ebenso, wie Deutschland für die Deutschen. Die verbreitete Ideologie von „Schutz“ und „Verteidigung“ gibt es ja nicht nur beim israelischen Militär, sondern auch der Bundeswehr. Bei Staaten geht es nicht um Schutz für Einzelne, sondern um Durchsetzung der eigenen gegen andere Staatsgewalten und dafür wird das Volk eingespannt. Nach dem Motto: „Angriff ist die beste Verteidigung.“, lässt die Regierung in Israel periodisch durchblicken, dass zur Vernichtung aller israelfeindlichen Kräfte der Region seitens des jüdischen Volkes Opfer gebracht werden müssen. Die Sorge gilt also nicht den in Israel lebenden Juden, die haben die zweifelhafte Ehre für die Zwecke ihres Staates zu sterben, sondern dem Staat Israel und dessen grenzenlosen Sicherheitsansprüchen.

Wo Antideutsche Schutz entdecken, handelt es sich tatsächlich um nichts als den Anspruch Israels Gewaltmonopolist zu sein. Israel „schützt“ seine Juden, indem es sie zum Menschenmaterial seines Schutzes macht.

 

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