[online] 28./29.04.2010 | Jena/Erfurt | Nationalismus – Was ist das?
Von webmaster • Apr 29th, 2010 • Kategorie: VeranstaltungenZeit: Mittwoch, 28.04.2010, 20.00 Uhr
Ort: Universität Jena, Seminarraum 208, Carl-Zeiss-Str. 3, Jena
und
Zeit: Donnerstag, 29.04.2010, 19:30 Uhr
Ort: DGB-Jugendbüro „Filler“, Schillerstr. 44, Erfurt
Veranstalter: Politische Gruppe Jena / Erfurt
Nationalismus – Was ist das?
Kritik an Staat, Volk und Nation
Referent: Dr. Theo Wentzke (GegenStandpunkt-Verlag)
Die NPD plant am 1. Mai eine große Demonstration im Zentrum von Erfurt. Sie will dagegen protestieren, dass die amtierende schwarz-rote Regierung das ihrer Ansicht nach „dringendste Problem des Freistaates“, die „Abwanderung aus dem Freistaat als Folge von Arbeitslosigkeit, Niedriglöhnen, Perspektivlosigkeit und Verwahrlosung der Heimat“ und damit „das langsame Sterben Thüringens“ ignoriert.
Nun ja, vielleicht ja nicht ganz so dramatisch aber das so etwas wie eine Bevölkerungsabwanderung ein ernstzunehmendes Problem darstellt, unterschreiben auch die amtierenden Landespolitiker und auch ein Großteil der hiesigen Bevölkerung. Dummerweise! Und obwohl Arbeitslosigkeit, Niedriglöhne und in ihrer Folge Perspektivlosigkeit und Verwahrlosung ebenfalls allgemein unbeliebt sind, wird der NPD-Demonstration aller Voraussicht nach keine Unterstützung durch die Masse der Thüringer Bürger und ihrer lokal- bis landespolitischen Oberhäupter zu teil werden.
Die NPD hat nämlich einen schlechten Ruf: Sie gilt ihren Kritikern als nationalistisch und das in klarer Abgrenzung zum politisch als mittig bis links verorteten Rest der politischen Amts- und Meinungsträger.
Diese Abgrenzung ist verkehrt! Denn die Vorstellung von der Nation, als das gemeinsame Ganze, in dem Volk und Staat, Arbeitgeber und Lohnabhängige, Mieter und Vermieter, Richter und Verurteilte, kurz: alle praktisch noch so gegensätzlichen Figuren nur noch als „wir Deutsche“ zählen und dass die Bundesrepublik das geschätzte Zuhause von „uns allen“ bildet, in dem „wir alle“ positiv vereint sind, ist leider nicht nur den bekennenden Nationalisten eigen. Von der Sorge um den Euro und das deutsche Abschneiden in der Exportweltmeisterschaft, das Image Brandenburgs oder des deutschen Außenministers im Ausland, über die Debatte um bösen Nationalismus und guten Patriotismus mit bundesweit begrüßten naiv-begriffslosen Jubelfeiern angesichts nationaler Sporterfolge einerseits und der Forderung eines NPD-Verbotes andererseits, bis hin zum kritisch gemeinten „Nazis Raus!“ und „wir halten unsere Stadt sauber“, überall bildet die Vorstellung einer positiven Gemeinschaft der Mitglieder eine s bürgerlichen Gemeinwesens die ideologische Grundlage der öffentlichen Meinungsbildung und –Äußerung.
Aus Anlass der NPD-Demo und der zu erwartenden, sich antinationalistisch verstehenden Gegenaktivitäten laden wir zu ein paar grundsätzlichen Ausführungen darüber ein, was einen bürgerlichen Staat und sein Volk ausmacht, was also eine Nation ist – damit zu einer Kritik jeglichen positiven Bezuges auf die Nation, einer Kritik des Nationalismus. Wir wollen in einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung klarstellen, warum es ein theoretischer Fehler und praktischer Schaden ist, sich als Untertan mit der Herrschaft über sich, als Arbeitnehmer mit seinem Arbeitgeber, als Mieter mit seinem Vermieter usw. positiv identifiziert, unter den Titeln „Deutschland, Thüringen, Erfurt“ Verantwortung übernimmt, von seinen Mitmenschen einfordert und sich praktisch stark macht für die Anliegen einer Nation, die Zwecke eines bürgerlich-kapitalistischen Gemeinwesens.
Es sollen in der Veranstaltung also nicht nur die NPD und ihre Anhänger kritisiert werden sondern auch ihre demokratischen Gegner von Mitte bis ganz Links.
Update:
Die Aufzeichnungen der beiden Veranstaltungen sind online verfügbar.
Erfurt
http://www.archive.org/download/Nationalismus-WasIstDas/VD_Nationalismus_EF_28042010.mp3
